Aus unserer Serie "Es ist uns nicht egal"
Braunauer vermissen ihren Weg zum Inn hinunter
BRAUNAU (ebba). Mehr als 60 Jahre gab es in Braunau einen Weg, der von der Eisenbahnersiedlung in Laab zum Inn hinunter führte. Da er im Zuge der Eschenrodung nur mehr erschwert begehbar und schon etwas abgenutzt war, bemühte sich der Braunauer Wolfgang Fritsch um eine Sanierung des Weges. „Mehrfache Anfragen bei der Gemeinde wurden abgewiesen, mit dem Hinweis, es handle sich um einen Grund der ÖBB und somit nicht um deren Zuständigkeit“, erzählt der frühere HNO-Arzt. „Auch meine eindringliche Bitte um ein Gespräch mit den ÖBB und der Stadtgemeinde, um eine Lösung zu finden, wurde leider ignoriert“, so Fritsch.
Erst saniert, dann zerstört
Daraufhin hätten sich einige Bürger dazu entschlossen, auf Eigeninitiative den Weg zu sanieren und wieder begehbar zu machen. Drei Tage später dann aber der Schock: Bagger fuhren auf und zerstörten den Weg. Für Fritsch grenzt dies an Schikane. Und „dass weiterhin großes Interesse an der Benutzung bestand, war ersichtlich an den vielen Trittspuren im Gelände des ehemaligen Weges, bereits kurz nach dessen Zerstörung.“
Im Oktober 2018 wurde schließlich ein massiver Zaun im Auftrag der ÖBB installiert und somit der Zugang endgültig verhindert. Fritsch kann dieses Handeln nicht nachvollziehen. „Wo bleibt hier die Unterstützung der Gemeinde? Wo die Bürgernähe? Was ist mit der ständigen Werbung bezüglich der Wohnqualität im Braunauer Naherholungsgebiet am Inn?“
"Weg wird nicht mehr eröffnet"
Die BezirksRundschau hat bei der Stadtgemeinde und den ÖBB um eine Erklärung gebeten. Laut ÖBB-Pressesprecher Karl Leitner wurde der Weg aus Sicherheitsgründen gesperrt, da die Stadt Braunau die Betreuung des Weges bereits im Oktober 2017 eingestellt hatte. Bis zum Juni 2018 habe man den Weg insgesamt drei Mal absperren müssen, denn immer wieder seien diese Absperrungen kurze Zeit später von Unbekannten zerstört worden. Daraufhin erfolgte die endgültige Sperre durch einen massiven Doppelstabzaun. Wegerecht gibt es keines. „Der Weg wird nicht mehr eröffnet“, betont Leitner.
"Nicht vertretbar"
„In solchen Fällen stellen sich für Grundeigentümer Fragen der Haftung und Sorgfaltspflicht. Deshalb sind Maßnahmen zu setzen, die die Unerlaubtheit der Benützung erkenntlich machen“, heißt es in einer Stellungnahme des Stadtamtes Braunau. Der frühere Weg musste im Zuge der notwendigen Sicherungsarbeiten aufgelassen werden. Die Stadtgemeinde habe nach entsprechenden Beratungen beschlossen, dass sie die Errichtung eines öffentlichen Weges nicht übernimmt. „Wir nehmen Anliegen von Bürgern erst. Im Interesse aller Bürger ist aber ein sorgsamer Umgang mit öffentlichen Mitteln geboten. Nach Abwägung der Umstände wurde daher entschieden: Einen derartigen Weg auf Privatgrund durch die Stadtgemeinde zu errichten und zu unterhalten, liegt nicht im überwiegenden öffentlichen Interesse und die Umsetzung mit ihren Kosten und Folgekosten erscheint daher nicht vertretbar.“
Fotos (5): Fritsch
Zur Sache
„Es ist uns nicht egal“, heißt die Aktion der BezirksRundschau. Wenn es Ihnen auch nicht egal ist, dann machen Sie mit. Schreiben Sie uns, was Sie stört, aufregt und verbessert werden könnte. Die BezirksRundschau wird Ihr Anliegen an die zuständige Behörde weiterleiten und die weitere Bearbeitung verfolgen.
Was ist Ihnen nicht egal? Immer wieder ärgern sich Bürger über etwas – teilweise sind es nur Kleinigkeiten, die schnell geändert werden können. Diese – und auch größere „Fälle“ – suchen wir in der Aktion „Es ist uns nicht egal“.
Schicken Sie uns eine kurze Beschreibung des „Problems“, eventuell einige Fotos und Ihre Kontaktdaten per E-Mail an: braunau.red@bezirksrundschau.com oder per Post an: BezirksRundschau Braunau, Bahnhofstraße 6, 5280 Braunau am Inn
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