Fachkräftemangel
Den Schulen fehlt das Personal
Nicht nur in der Gastronomie oder im Handel fehlt es an Fachkräften: Auch die Schulen haben zu wenig Personal.
BEZIRK BRAUNAU (kat). Das Schuljahr 2019/2020 ist bereits in vollem Gange. Doch in vielen Schulen im Bezirk Braunau fehlt nach wie vor Personal.
Neues Ausbildungssystem
"An den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten gibt es heuer keine Absolventen für das Lehramtsstudium Sekundarstufe. Das ist durch die Verlängerung des Studiums bedingt. Über dieses Jahr müssen wir drüberkommen", beschreibt Alfred Klampfer, Bildungsdirektor von Oberösterreich, die aktuelle Situation. An den Pädagogischen Hochschulen (PH) studierte man bisher acht Semester, schloss mit einem Bachelor ab und war ausgebildeter Lehrer. 2015 wurde das System allerdings umgestellt: Die Studenten beenden das Studium zwar noch immer mit dem Bachelor, müssen allerdings danach auch noch den Master machen. Hier steht die Entscheidung frei, ob dieser berufsbegleitend oder als Vollzeitstudium absolviert wird. "Die meisten Masterstudenten arbeiten nur Teilzeit. Eine Vollzeitanstellung und das Masterstudium sind nicht kombinierbar", betont Ulrike Heller vom Lehrerverein im Bezirk Braunau. "Das Bachelorstudium dauert vier Jahre und berechtigt bereits zum Unterrichten in einem befristeten Dienstverhältnis. Für eine dauerhafte Anstellung ist ein weiterführendes Masterstudium innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Bachelorstudiums notwendig", heißt es von der PH Oberösterreich. Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, können mittlerweile auch Menschen, die beispielsweise einen Bachelor in Germanistik vorzuweisen haben, jedoch über keine pädagogische Ausbildung verfügen, mittels einer Sondergenehmigung an Schulen unterrichten.
Zu wenig Personal
"Die Situation im Bezirk Braunau ist nicht einfach", heißt es aus der Bildungsdirektion Oberösterreich. Genaue Zahlen, wie viele Stellen derzeit tatsächlich unbesetzt sind, liegen allerdings noch nicht vor. "Volksschullehrer sind schwerer nachzubesetzen als Pädagogen in Neuen Mittelschulen", erzählt Heller. Lehrer, die eigentlich für allgemeinbildende höhere Schulen (AHS) ausgebildet sind, können mit Sonderverträgen in einer NMS unterrichten. "Oftmals trauen sich diese Lehrer nicht in Volksschulen unterrichten, da der Sprung von der AHS zur Volksschule doch sehr groß ist, obwohl auch das mittels Sondervertrag möglich wäre", so Heller. Lehrerinnen, die in Karenz sind, kommen häufig für einige Stunden an ihre Schule. Studenten, die sich noch im Lehramtsstudium befinden, können ebenso mittels Sondervertrag bereits unterrichten und absolvieren somit auch automatisch ihren im Studium vorgesehenen Praxisteil. Laut Heller wird generell darauf geachtet, für jede Schule, an der Lehrer fehlen, eine passende Lösung zu finden. Mittels Foldern und Plakaten möchte die Bildungsdirektion Oberösterreich nun auf den Lehrermangel aufmerksam machen und wieder mehr Studierende an die Pädagogischen Hochschulen bringen.
Kommentar
Vor Jahren wurde prophezeit, dass es an unseren Schulen zu einer großen Pensionierungswelle kommen würde. Nun ist sie da. Um dem dadurch entstehenden Lehrermangel noch etwas mehr Würze zu verleihen, wurde 2015 das Studium für angehende Pädagogen auch noch umgestellt. Statt vier Semestern und einem Bachelorabschluss müssen Lehrer nun auch noch den Master machen. Der Sinn dahinter erschließt sich nicht so wirklich – die daraus entstehenden Probleme sind dagegen deutlich sichtbar: Die Absolventen fehlen. "Eine besondere Situation", nennen es die Experten. Sonderverträge sollen das Desaster vorübergehend richten. Doch braucht ein Musiklehrer an einer Neuen Mittelschule tatsächlich einen Master wie ein Absolvent des Mozarteums? Vielleicht sollten manche Entscheidungen überdacht werden. Ansonsten wird die Situation in Zukunft noch "besonderer".
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