100 Jahre Innviertler Künstlergilde
IKG-Chef Klaus Zeugner im Interview

Die IKG unternimmt auch gemeinsame Ausflüge zu Ausstellungen. | Foto: IKG
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  • Die IKG unternimmt auch gemeinsame Ausflüge zu Ausstellungen.
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Die Innviertler Künstlergilde feierte 2023 das Jahrhundert-Jubiläum. Klaus Zeugner spricht im Interview über das Jahr und die Zukunft der Gilde.

INNVIERTEL. Klaus Zeugner ist seit Anfang 2023 Chef der Innviertler Künstlergilde, da sein Vorgänger Walter Holzinger 2022 verstarb. Er macht Exkursionen mit der pädagogischen Hochschule in Linz und ist Verfasser einiger Schulbücher. Seit 2016 ist er Mitglied der Künstlergilde.

Wie ist es inzwischen für Sie, Vorsitzender zu sein?
Es ist natürlich etwas anstrengend, weil ich gerade das 100-Jahre-Jubiläum erwischt habe.
Der erste Vorsitzende, Hugo von Preen, hat es 1923 bei der Gründung übernommen. Und jetzt, genau 100 Jahre später, übernehme ich es. Ich hab mir die Daten von Hugo von Preen angeschaut und 1854 im Mai ist er geboren, ich bin im Mai 1954 geboren. Das ist doch wie ein Omen!

Wie viele Mitglieder hat die Gilde aktuell?
Ungefähr 150.

Wie viele Veranstaltungen rund ums Jubiläum wurden gemacht?
Die Veranstaltungen sind jetzt alle vorbei, es waren insgesamt 27 Ausstellungen und Events. Davon waren 20 Ausstellungen, ein Symposium und eine Veranstaltung mitten in der Gilde, wo die Gildenmeister arbeiten konnten und ein paar Abende zur Literatur und Musik. Der Höhepunkt war am 11.11., das waren 100 Jahre auf den Tag genau nach der Gründung. Da hatten wir ein riesiges Fest in Ried wo 400 Besucher teilnahmen. Da gab es Literatur, Musik, Performances und eine Fotoausstellung.
Wir haben einige Spaten bei uns in der Gilde, es gehören auch Musik, Literatur oder Architektur dazu.

Foto: Zeugner

Gehen die Veranstaltungen auch übers Innviertel hinaus?
Außerhalb vom Innviertel hatten wir noch Linz dabei, Simbach am Inn und Haag am Hausruck mit Ausstellungen.

Braunau am Inn ist ja der Gründerort der Gilde, jetzt gibt es dort einen Skulpturenweg. Ist der auch im Rahmen vom Jubiläum entstanden?
Genau. Es gab im Sommer ein Stahlbildhauer Symposium zu diesem Skulpturenweg. Die Skulpturen stammen von 8 Stahlbildhauern aus der Gilde. Die Künstler haben mit jemandem von der Stadt Braunau dann die Standorte für die Skulpturen ausgewählt.

Welche Events gab es speziell in Braunau zum Jubiläum?
In Braunau hatten wir mehrere Standorte, zum Beispiel die Herzogsburg (Museum). Das ist ein wunderbares Gebäude und da hatten wir die Ausstellung „IKG 1923 bis 2023“ und da hatten hauptsächlich zeitgenössische Künstler ausgestellt.
Im Stadtturm hatten wir 3 Ausstellungen. Eine davon hieß „Der Blick ins Selbst“, da wurden unsere Gildenmeister porträtiert. Da hingen 55 Bilder von den Gildenmeistern bis in den 3. Stock aufgehängt. Das betrifft auch ein zukünftiges Projekt der Gilde, wo ich alle Gildenmeister fotografieren möchte. Ich möchte die Mitglieder dann unter anderem in ihren Ateliers zeigen. Entweder werden es dann Potraits oder bei der Arbeit direkt. Durch die unterschiedliche Darstellung entsteht dann eine bunte Mischung, die auch zeigt, wie unterschiedlich die Gildenmeister sind. Mir ist es wichtig, den Zusammenhalt der Gilde durch dieses Projekt zu zeigen. Die Ausstellung nennt sich dann „We Are Family“. Das soll auch dazu führen, dass sich die Mitglieder untereinander alle kennenlernen. Ich selbst kenne ja noch nicht mal alle Mitglieder! Durch diese Aktion des Fotografierens aller Mitglieder möchte ich auch alle ermutigen, öfter wieder zu Vernissagen oder eben Ausstellungen zu kommen.

Wie lief die Planung für das 100-jährige Jubiläum ab?
Begonnen hat die Vorbereitung 2020. Da wurde erst mal besprochen, was man sich grundsätzlich für das Jubiläum vorstellt und es wurde mit der strategischen Planung begonnen. 2021 haben wir vor allem unser Jubiläumsbuch geplant. In diesem Buch stellen wir alle 450 Künstler dar, die bisher in der Gilde Mitglied waren. In dem Buch haben wir auch gemeinsam mit Historikern die Geschichte der Gilde aufgearbeitet. Ich war damals für die Fotos zuständig für das Buch.
2022 haben wir das Jubliäumsbuch fertiggestellt und kamen dann zu den Vorbereitungen der Ausstellungen, vor allem so Sachen wie Plakate oder Einladungen, wie soll das alles aussehen? Wir haben dann festgelegt, welche Ausstellungen es geben soll. Das passierte unter der Führung von Werner Bauböck (Mitglied der Gilde), der die Leitung für die Planung übernommen hatte.
Die Finanzierung war natürlich auch ein großer Teil der Planung, welche Förderungen man bekommt, zum Beispiel vom Land Oberösterreich, aber auch mehrere private Förderer. Das war natürlich eine Herausforderung, die Gelder aufzutreiben.
Im zweiten Halbjahr 2022 wurde dann unser Vorsitzender schwer krank, aber die Vorstandsmitglieder haben da wirklich stark zusammengearbeitet, damit alles weiterlaufen kann. Das hat mir gefallen, dass die Leute im Vorstand so zusammengestanden sind und das alles auf die Reihe gebracht haben. Solange das Team so fantastisch zusammenarbeitet, bin ich auch bereit, den Vorstandssitz zu übernehmen. Dass ich später mal Vorsitzender werde, damit hab ich nicht gerechnet. Ich habe einen sehr guten Draht zu den Gildenmeistern und Mitgliedern, die ich kenne. Ich sehe mich selbst als Brückenbauer.

Was genau ist ein Gildenmeister?
Gildenmeister sind alle, die bei uns die Aufnahmeprüfung geschafft haben und bei uns aufgenommen werden.

Foto: Zeugner

Welche Kriterien muss man erfüllen für eine Aufnahme?
Man muss natürlich künstlerisch arbeiten und eine Bewerbung mit den eigenen künstlerischen Arbeiten abgeben sowie ein Bewerbungsschreiben. Der Ausschuss sichtet diese Werke, ganz gleich welche Sparte, spricht darüber und entscheidet dann über die Aufnahme. Ich kann generell sagen: Diejenigen, die eine Ausbildung in dem Feld haben, werden grundsätzlich angenommen.

Gibt es Werke in den Ausstellungen, die besonders erwähnenswert sind für Sie?
Für mich sind alle Werke etwas besonderes. Ich unterstütze einfach alle, ob im Vorstand oder auch diejenigen, die mithelfen beim Hängen oder Vorbereiten. Wir haben z. B. ein Administratoren-Team, das sind Leute die mithelfen und selbst aber keine Künstler sind. Das sind 6 oder 7 Mitglieder, die ich besonders erwähnen möchte. Sie bearbeiten die Administration, bringen zum Beispiel die Einladungen zur Post oder verteilen Plakate, und so weiter. Die Leute aus dem Team sind wunderbar und arbeiten gut zusammen. Die werde ich auch für die Ausstellung „We Are Family“ porträtieren. Da geht es um das gesamte Team.

Was bedeutet das 100-jährige Jubiläum für Sie persönlich?
Ich bin es gewohnt, an großen Projekten zu arbeiten. Mir liegt viel daran, das auf eine ruhige Art und Weise und unaufgeregt über die Bühne zu bringen. Es geht darum, die entsprechenden Personen mit einzubinden. Das läuft auch sehr gut! Ich selbst bin ein ruhiger, unaufgeregter Mensch und versuche als Brückenbauer zu arbeiten.

Rückblick auf die ganzen Events für das Jubiläum?
Es liegt auch an den einzelnen Personen, die mitgearbeitet haben. Hanna Kirmann zum Beispiel, sie kuratiert die Braunauer Veranstaltungen. Sie stellt bei manchen gar nicht selbst aus, sondern wirkt nur als Kuratorin. Das macht sie derartig gut und fantastisch! Man braucht dann auch Eröffnungsredner für Vernissagen, oder Leute die Kunstwerke transportieren. Das funktioniert bei uns reibungslos, das ist fantastisch. Das hängt nicht von einer Position ab, sondern von allen, die mitwirken.

Klaus Zeugner ist seit 2023 Vorsitzender der Innviertler Künstlergilde. | Foto: Zeugner
  • Klaus Zeugner ist seit 2023 Vorsitzender der Innviertler Künstlergilde.
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Weitere Schritte für die Künstlergilde?
Die weiteren Pläne laufen unter "IKG 24 – wie sieht die Zukunft aus?". Gleich nachdem ich das übernommen hatte, habe ich neue Formate etabliert, wie zum Beispiel die Gründung eines historischen Beirats. Mit dem historischen Beirat wird die Geschichte der Gilde aufgearbeitet.
Außerdem wollen wir die Werke, die bei uns in den Archiven lagern, durchschauen, abfotografieren und katalogisieren. Das macht dann bei uns der kunsthistorische Beirat.
Unter dem Stichwort „Young Artists“ wollen wir zukünftige Künstler und Künstlerinnen ansprechen und zu Vernissagen oder anderen Events einladen. Das ist noch im Aufbau, aber es gehört dazu, die jungen Leute anzusprechen. Bei längeren Ausstellungen, die zum Beispiel drei oder vier Wochen dauern, wollen wir mittendrin Fachvorträge oder Führungen veranstalten. Das soll ein besonderer Termin sein, wo Künstler selbst oder Kuratoren nochmal durch die Ausstellung führen. Das richtet sich an diejenigen, die wirklich Interesse an der Kunst haben. Das haben wir schon bei ein paar Ausstellungen gemacht und es kommt sehr gut an. Gregor Fuchs, ehemaliger Vizebürgermeister, hat ein riesiges Archiv – auch einiges zur Künstlergilde. Wir richten da gerade die Archivräume her und gestalten das neu. Wir haben uns bereiterklärt, die Verwaltung vom Archiv zu übernehmen.

Mir ist das Zusammenstehen und die Freude innerhalb der Gilde wichtig. Das bin nicht nur ich, das ist das ganze Team, der Vorstand und der Ausschuss, alle die Entscheidungen fällen oder das Organisatorische übernehmen. Es macht mir schon Spaß, auch wenn es heuer wirklich anstrengend war. Ich freue mich auch auf das Fotografien für das „We Are Family“ Projekt. Das ist eine klasse Arbeit, auch wenn es natürlich zeitaufwändig ist.

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Foto: Cityfoto
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