Aus für Sparvereine
Weiterer Schlag für die Gastronomie

Sparvereine treffen sich traditionellerweise im Wirtshaus. Dabei wird nicht nur eingezahlt, sondern gerne auch Karten gespielt und konsumiert. | Foto: Digitalpress/Fotolia
  • Sparvereine treffen sich traditionellerweise im Wirtshaus. Dabei wird nicht nur eingezahlt, sondern gerne auch Karten gespielt und konsumiert.
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Wenn immer mehr Sparvereine aufhören müssen, leiden auch die Wirtshäuser darunter.

AUERBACH, BEZIRK BRAUNAU (ebba). Andreas Huber ist Obmann und Gründungsmitglied des Sparvereines Wirt z’Höring in Auerbach. Unter den 150 Mitgliedern herrscht ihm zufolge Aufregung, nachdem der Verein im September von seiner Bank informiert worden ist, dass das Konto nicht weitergeführt wird. „Das betrifft nicht nur uns, sondern alle 28 Sparvereine im Bezirk mit ihren insgesamt 3.500 Mitgliedern, die ihr Konto bei der Raiffeisenbank Mattigtal hatten“, sagt Huber.

Alternativ zur Kontoauflösung hätte der Verein bei Zahlung zusätzlicher Gebühren das Konto weiterführen können. „Das sehen wir aber nicht ein, da den Aufwand ohnehin wir hatten und nicht die Bank. Wir haben alle Kopien der Reisepässe unserer Mitglieder gesammelt und kontrolliert, dass niemand die gesetzliche Obergrenze von 1.500 Euro überschreitet. Bei der Bank haben wir somit alles fein säuberlich dokumentiert, wer wie viel eingezahlt hat. Das ist jedes Monat ein totaler Aufwand, wir haben aber alle Vorgaben erfüllt. Scheinbar will man die Sparvereine bei den Banken einfach nicht mehr“, meint Huber. Die Bank zu wechseln, wurde überlegt, doch die meisten Banken würden keine neuen Sparvereine mehr aufnehmen, erklärt Huber.

„Sicheres Geschäft“ fällt weg

Beim Sparverein Wirt z’Höring wurde am Ende jeden Monats das Geld zur Bank gebracht, das die Mitglieder bei ihren Treffen im Gasthaus eingezahlt haben. „Ein Mal im Jahr, im Jänner, wurde dann ausgezahlt.“ Huber kritisiert, dass das Vorgehen der Bank nicht nur das Vereinswesen trifft, sondern auch einen weiteren herben Schlag für die ohnehin schon leidgeprüfte Gastronomie bedeutet. „Durch die Corona-Pandemie ist die Gastro immer wieder mit Schließungen konfrontiert. Und jetzt nimmt man den Wirtshäusern auch noch das ansonsten sichere Geschäft durch die Sparvereine weg. Die Sparvereine gehören zu unserer Wirtshauskultur dazu“, betont Huber.

Eva Schweigerer, die Wirtin z’Höring, bestätigt: „Die Leute werden uns abgehen. Das waren regelmäßige, sichere Gäste, über das ganze Jahr gesehen, die natürlich nicht nur zum Einzahlen ins Gasthaus kamen, sondern auch immer länger saßen und dabei brav konsumiert haben. Wenn der Sparverein kein offizielles Treffen mehr hat, kommen auch die Mitglieder nicht mehr so regelmäßig. Ich finde das Ganze wirklich schade!“ Ein Sparverein, der sich regelmäßig trifft, bringt einem Wirt mehrere Tausend Euro Zusatzeinnahmen im Jahr.

Der Sparverein – ein Auslaufmodell?

Karl Kücher, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Mattigtal, spricht von mehreren Beweggründen. „Früher hatte der Sparverein noch eine gesellschaftliche Bedeutung. Doch heute haben die jungen Menschen überhaupt keinen Zugang mehr zu den Sparvereinen. Funktionäre sind kaum noch zu finden“, sagt Kücher. Die Covid-19-Krise habe ebenfalls Einfluss darauf, warum man das Modell der Sparvereine nicht länger forciert.

„Wir haben alle betroffenen Funktionäre, Obmänner, Mitglieder und Kunden persönlich über unsere Entscheidung informiert“, betont der Bankdirektor. Beschwerden gegenüber der Bank habe es jedoch nur von einer Person gegeben. „Die Regularien, die uns vorgegeben werden, machen das Ganze nicht länger handelbar. Europäische Zentralbank & Co. bestimmen Gesetze, die international gelten. Diese Geldwäsche-Bestimmungen müssen die Banken dann auf einen Sparverein anpassen. Doch ein Sparverein ist eine österreichische Besonderheit und wird von den Prüfern auf europäischer Ebene nicht verstanden“, erklärt Kücher. Das erfordere von den Banken viel Bürokratie. „Aufwand und Nutzen stehen da in keinem Verhältnis mehr.“

Zur Sache:
2014 hat der Finanzausschuss des Nationalrates beschlossen, dass Sparvereine von den strengen Geldwäsche-Bestimmungen ausgenommen werden. Sparer können jährlich bis zu 1.500 Euro bei ihrem Sparverein einzahlen und bleiben von der Legitimationspflicht ausgenommen.

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