Pflegegipfel Burgenland
71 Pflegestützpunkte und viele offene Fragen
Im Rahmen eines Pflegegipfels fand ein Austsuch mit Expertinnen und Experten zu den geplanten 71 Pflegestützpunkten statt. Für die Pflegeorganisationen bleiben jedoch noch viele Fragen offen.
BURGENLAND. Wie bereits berichtet, sieht das neue Pflegekonzept die Unterteilung des Landes in 28 Regionen mit Pflegestützpunkten in 71 Gemeinden vor. Der Betreuungsbogen spannt sich dabei von der mobilen Hauskrankenpflege über betreutes Wohnen und Seniorentagesbetreuung bis hin zur Pflege- und Sozialberatung. Die Standorte dieser Pflegestützpunkte sind nun fixiert. Bereits in den kommenden Wochen startet der erste Pilot-Stützpunkt in Schattendorf.
Nur noch ein Träger pro Region
Damit einhergehend wird künftig nur noch ein Träger die gesamte nicht-stationäre Versorgung pro Region übernehmen. Die Ausschreibung für die Trägerorganisationen ist für 2023 geplant. „Es ist der ausdrückliche Wunsch, dass sich alle Träger dabei aktiv einbringen und bewerben. Durch die gebündelten Ressourcen soll mehr Service und Betreuung bei den pflegebedürftigen Burgenländerinnen und Burgenländern auch tatsächlich ankommen. Aber auch die Pflegekräfte sollen einen Mehrwert spüren“, so Soziallandesrat Leonhard Schneemann.
„Vorreiter für die Pflege von morgen“
„Um die Pflege und Betreuung auch für die kommenden Generationen aufzustellen und finanzieren zu können, brauchen wir die Inputs aller. Wir alle müssen über den Tellerrand schauen und uns auf Neues einlassen. Das Burgenland hat den Anspruch, österreichweiter Vorreiter für die Pflege von morgen zu sein“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Eröffnung des Pflegegipfels.
Mangelnde Einbindung der Trägerorganisationen
In einer Presseaussendung eine Tag nach dem Pflegegipfel beklagen die betroffenen Trägerorganisationen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe die mangelnde Einbindung in die Planungen und sehen noch viele Fragen offen.
Einhelliger Tenor der Pflegeorganisationen: Die Pläne gefährden ein lange aufgebautes System der mobilen Pflege und Betreuung im Burgenland.
„Starre Versorgungsregionen“
„Bisher konnte den Menschen garantiert werden, dass sie sich ihre Pflegeorganisation für die mobile Pflege und Betreuung zu Hause aussuchen können. Das neue Modell sieht nun starre Versorgungsregionen vor, die jeweils nur von einer Organisation pro Region betreut werden sollen. Das bedeutet, dass unsere Klientinnen und Klienten ihre Betreuungsorganisation wechseln müssten. Zu den derzeitigen Betreuerinnen und Betreuer wurden aber oft langjährige Beziehungen aufgebaut, die mit dem neuen System enden würden. Das ist für die Pflegebedürftigen nicht nachvollziehbar und sorgt für große Enttäuschungen“, gibt Erich Fenninger von der Volkshilfe Österreich zu bedenken.
„Das haben sich die Betroffenen nicht verdient“
Für Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich, sind die Pläne der Landesregierung nicht die Antwort auf den Entwicklungsbedarf der burgenländischen Pflegelandschaft. „Ganz im Gegenteil. Man fährt über die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen drüber und diskreditiert und verunglimpft die Arbeit der Pflegekräfte. Das haben sich die Betroffenen nicht verdient“, so Anselm. Außerdem weist sie darauf hin, dass Rechsexpertinnen und -experten erhebliche juristische Bedenken äußern, da man es mit intakten Vertragsverhältnissen zu tun hat.
Soziallandesrat irritiert
Verwundert über die Kritik der Trägerorganisationen zeigt sich Soziallandesrat Schneemann . „Es ist mehr als irritierend, dass einem Tag nach dem Pflegegipfel, der dem Dialog diente, so ein Querschuss kommt. Wir reden mit allen Trägerorganisationen, wir binden sie ein und nehmen sinnvolle Anregungen auch gerne auf. Es muss aber auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, dass es uns um die Verbesserung des Angebotes für die Pflegebedürftigen geht und nicht um die Strukturbewahrung.“
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