Gratis-Nachhilfe an Pflichtschulen
Bedrohung für burgenländische Nachhilfe-Institute?
Burgenländische PflichtschülerInnen sollen ab dem kommenden Schuljahr das Angebot einer kostenlosen Nachhilfe erhalten. Die Nachhilfe soll mit LehrerInnen im Rahmen der Schule organisiert werden. Dazu schafft das Land auch zusätzliche Dienstposten für Lehrkräfte. Nachhilfe-Institute sehen derzeit noch keine Bedrohung, die Auswirkungen müsse man erst abwarten.
BURGENLAND. SchülerInnen, denen in Deutsch, Mathematik, Englisch oder in Minderheitensprachen eine negative Beurteilung droht, sollen ab nächstem Schuljahr das Angebot einer Gratis-Nachhilfe erhalten. Diese Initiative wurde von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil vor einem halben Jahr angekündigt und nun umgesetzt. Hierbei möchte man vor allem für eine Entlastung der Eltern sorgen und den schulischen Erfolg von den finanziellen Möglichkeiten abhängig machen. Die Nachhilfe soll mit LehrerInnen der Schule organisiert werden und in Einzel- bzw. Kleingruppenunterricht stattfinden. Dazu schafft das Land 32 zusätzliche Dienstposten für Lehrkräfte.
„Wir haben die Lehrkräfte und Mittel, um diese Initiative umzusetzen. Wir zeigen, dass es geht, und ich appelliere an den Bildungsminister, dieses Nachhilfeangebot auch für die Bundesschulen ins Auge zu fassen, wo der Bedarf an kostenloser Nachhilfe sicher genauso groß ist – vor allem, wenn es in Richtung der Matura geht", so Landeshauptmann Doskozil.
Gratis-Nachhilfe in Zweier- oder Vierergruppen
Konkret sollen Eltern ab dem Schuljahr 2023/24, das Angebot der kostenlosen Nachhilfe in der Schule erhalten, sobald bei einer Schülerin oder einem Schüler ein negativer Leistungsabfall festgestellt wird. Vorgesehen sind Nachhilfestunden in Gruppen von zwei bis vier SchülerInnen. Die Nachhilfe findet außerhalb des Unterrichts statt, beispielsweise während der Nachmittagsbetreuung. Der Fokus des Projekts soll vor allem auch auf die Polytechnischen Schulen (PTS) gelegt werden. Die Projektkosten belaufen sich auf 1,95 Millionen Euro und werden zur Gänze vom Land getragen.
Schulsystem braucht Änderung, keine geförderte Nachhilfe
Doch was sagen eigentlich burgenländische Nachhilfe-Institute zu dem vom Land Burgenland initiierten Angebot? Laut der Schülerhilfe Neusiedl sei eine genaue Einschätzung der Einbußen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Man empfände es als traurig, dass Gratis-Nachhilfe überhaupt notwendig ist. Offenbar dürfte der normale Unterricht nicht mehr ausreichen, denn auch die Lehrqualität sei mit der Pandemie stark gesunken. Leiterin der Schülerhilfe in Neusiedl, Eva Danita, betont, dass das Schulsystem als Ganzes ein Problem darstelle, und nur eine Änderung dieses Systems könne für eine Lösung sorgen, und nicht die geförderte Nachhilfe. Das Problem sollte laut Danita an der Wurzel angepackt werden.
Breites Angebot sei keine Bedrohung
Beim LernQuadrat in Eisenstadt sieht man derzeit keine Bedrohung in der Gratis-Nachhilfe. In der heutigen Zeit gäbe es bereits verschiedene Wege kostengünstige oder kostenlose Nachhilfe zu bekommen (Z.B.: YouTube etc.). In Eisenstadt betreue man außerdem vorwiegend SchülerInnen aus der Oberstufe im Gymnasium (60%) während der Maturavorbereitung. Die Nachfrage von SchülerInnen aus der Volks-, Mittel- und Pflichtschule sei beim Lernquadrat dementsprechend niedriger. Es sei gut, dass Eltern und SchülerInnen aus einem breiten Angebot an Nachhilfe auswählen können.
"Befürworten jeden Cent, der in Bildung geht"
Christoph Windisch, Vorsitzender der LehrerInnengewerkschaft (ZA APS LehrerInnen Burgenland), spricht sich positiv für das neue Angebot der Gratis-Nachhilfe aus. Es sei sinnvoll, dass LehrerInnen selbst an den Schulen Nachhilfe geben, denn LehrerInnen kennen die Kinder und auch deren Schwächen im Unterricht. Auch die zusätzlich zur Verfügung gestellten Ressourcen von 32 Dienstposten seien von Vorteil. Die Gewerkschaft befürworte jeden Cent, der in die Bildung geht.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.