Kritik an Babler
Doskozil und Dunst schießen gegen SPÖ-Chef
SPÖ-Bundesparteiobmann Andreas Babler ist gerade dabei, alle österreichischen Bezirke im Rahmen seiner "Comeback"-Tour zu besuchen. Währenddessen übt die scheidende Landtagspräsidentin Verena Dunst, die zu den internen SkeptikerInnen Bablers zählt, scharfe Kritik an dessen politischen Forderungen. Auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil selbst, schießt in einem Interview gegen die SPÖ-Parteispitze.
BURGENLAND. Noch im September wird Verena Dunst die letzte Landtagssitzung als Präsidentin eröffnen. Ihre Nachfolge ist noch unklar, Gerüchten zufolge dürfte es sich vermutlich um SPÖ-Klubobmann Robert Hergovich handeln (wir berichteten). Bei einer Klubklausur am 11. und 12. September sollen diverse bevorstehende Personalwechsel innerhalb der Partei vollzogen werden. Auch im Bezirk Güssing wird noch im Herbst nach einer Nachfolge als Bezirksparteivorsitzende/r gesucht. Schon seit 26 Jahren hält Dunst hier die Stellung.
Mindestlohn statt Arbeitszeitverkürzung
Dunst, die Doskozil derzeit im SPÖ-Bundesparteipräsidium und im Vorstand vertritt, äußerte sich nun im Interview mit der APA, zum Teil kritisch gegenüber Bundesparteiobmann Andreas Babler. "Ich finde viele Dinge an ihm gut, aber er muss für seine Ideen Mehrheiten finden und das sehe ich derzeit nicht", so die Burgenländerin. Statt einer Arbeitszeitverkürzung auf eine 32--Stunden-Woche, würde die SPÖ-Burgenland auf einen Mindestlohn von 2.000 Euro netto setzen. Eine Millionärssteuer, die Babler regelmäßig fordert, sieht Verena Dunst aber auch als notwendig an - "Das ist höchste Zeit"!
"Chance wäre mit Doskozil hundert mal größer gewesen"
Ziel sei eine Bundesregierung mit sozialdemokratischer Beteiligung und dass Babler dies mit seinen Ideen schafft, sei laut Dunst mehr als fraglich: "Die Chance wäre mit Doskozil hundert Mal größer gewesen, weil er Problemstellungen so löst, dass er die Zustimmung der Menschen hat. Ich fürchte, das wird Babler nicht schaffen", betont Dunst. Vom neuen Parteivorsitzenden erhofft sich Dunst daher, "dass er uns Bundesländer hört. Er muss für solche Inhalte stehen, bei denen die Menschen sagen: ‚Er hat recht, wir wählen ihn‘“. Babler suche zumindest das Gespräch, jetzt sollte er aber auch burgenländische Lösungen übernehmen.
"Mit Träumereien Politik zu machen, kann ich nicht"
Auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil kritisiert Andreas Bablers "Träume" einer 32-Stunden-Woche im Interview mit der Kronen Zeitung. Würde er als Politiker die 32-Stunden-Woche immer wieder öffentlich einfordern, wäre es für ihn schwer, den Mitarbeitern, etwa in den Spitälern, gegenüberzutreten und das dann nicht umzusetzen.
"Mit Träumereien Politik zu machen, kann ich nicht. Die Art, wie wir im Burgenland Politik machen, dort wo ich Verantwortung trage, ist eine andere", hebt Doskozil hervor.
"Ein Boxkampf in der 12. Runde"
Die Tatsache, dass seitens der Bundesregierung nun doch endlich ein Mietpreisdeckel beschlossen wurde, komme dem burgenländischen Landeshauptmann "wie ein Boxkampf in der 12. Runde vor, wo beide k.o. sind und nur noch auf die Wahlen warten". Nächstes Jahr erwarte man eine Inflation von weniger als fünf Prozent, und dann gäbe es einen Mietpreisdeckel von fünf Prozent. "Das ist ja ein Wahnsinn. Wir haben im Burgenland die Mieten für zwei Jahre eingefroren", erklärt Doskozil (wir berichteten).
Gegen "Mateschitz-Bashing"
Außerdem kritisiert Doskozil das "Mateschitz-Bashing“ aus den Reihen der SPÖ. Didi Mateschitz habe einen Konzern aufgebaut, Steuern in Österreich gezahlt und die Region Obersteiermark belebt. „Aus meiner Sicht sollte Mateschitz posthum die höchste Auszeichnung der Republik für seine Verdienste verliehen werden“, verdeutlicht Doskozil.
Doskozil hat keine Zeit für Babler-Tour
Auf die Frage, ob Doskozil am 06. September bei Andreas Bablers Tour-Stopp im Burgenland mit dabei sein werde, antwortet dieser, dass er zu dem Zeitpunkt in Deutschland sei, die Termine seien bereits seit sechs Monaten fixiert (wir berichteten). Ob er bei weiteren Tour-Terminen von Andreas Babler im Burgenland Zeit haben werde, wisse er nicht noch nicht.
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