Baden | Frühsommer
Mit Kuckuck & ersten Baderatten auf Gänsehäufel
Das war ein schönes verlängertes Wochenende des Muttertags. Wer nicht zur Sommerfrische aus Wien rausfuhr, konnte die verschlafene Atmosphäre am Gänsehäufel erleben.
Erster Blick
Schon auf der Fahrt mit Öffis ist es gemütlich. Wenig los, keiner springt im letzten Moment in die U-Bahn und auch dem Bus läuft niemand hektisch nach. Es ist sonnig, nur paar gekräuselte Schäfchen schweben über den Himmel. Mit kleiner Jause im Gepäck, manche mit Kindern auf Rollern inspizieren, was sich in der Winterpause am Gänsehäufel getan hat. Eingefleischte Stammgäste strecken sich wie eh und je auf ihren Liegen, einige spielen Karten, genießen die Siesta bei Kaffee & Kuchen. Der Bummel-Bus, der weniger fite Gäste einsammelt, spaziert durch die Gehsteige.
Aufbruch zum Rundgang
Die Kabanen, knorrige Bäume, ein Strand mit Trettbooten säumen die Wege. In der Luft hängt leichtes Lüfterl und Zwitschern, ein paar Kinder bauen Dämme aus Kiesel. Von irgendwo kommt ein beständiges Vogelgeschrei. Ein Specht ist bald schon zur Stelle - sein Flug führt zu einem Loch, aus dem das Geschreie kommt und lauter wird, wenn das Elterntier sich nähert. Das Wasser im seichten Wasser ist noch kühl, was einige wohl nicht vom Baden abhält. Eine Frau ließ es sich jedenfalls nicht nehmen und sprang in Neoprenanzug und einer Schwimmboje in das kühle Nass.
Kleinod beim Schilf
In der hinteren Ecke des Bades ist es ziemlich ruhig. Manche Sonnenschirme verstecken ihre entspannenden Hausherren unter sich. Hinter dem Zaun Schilf auf Schilf. Ein Badebesucher ist hier trotzdem ungewöhnlich - weiß der Kuckuck, woher er kam. Jedenfalls trillert er aus voller Brust das Kuck-kuck-kuck-... Ein paar Krähen weiter halten Distanz zu ihm und bekriegen sich gegenseitig. Mein Weg führt weiter vorbei am Klettergarten. Ein mit Helm bewaffneter Bub schmeißt sich befestigt am Seil in die Lüfte. Der Mut fällt ihm jetzt sichtlich leichter, wenn er diesmal nicht von einer aufgeregter Warteschlange hinter sich gestupst wird. Andere Kids trauten sich lieber ins Wellenbecken. Sie sehen sich gegenseitig mit Spannung an - wer schafft es tiefer in das kühle Wasser?
Der Weg durch Biotop
Einige Schritte weiter geht die Landschaft in ein Biotop über. An einigen Bäumen sind die Spuren des Bieber sichtbar, wohl ein Grund dafür, dass die meisten Baumstämme mit einer Zaunmanschette ummantelt sind. Auf rechter Seite macht sich ein Gestrüp breit, hinter dem ein Teich sichtbar wird. Sich sonnende Schildkröte strahlt buchstäblich die Ruhe aus, die auch auf der Wasseroberfläche kein Wellchen entstehen lässt. Im Gegenteil, kleine Pollenflöckchen bedecken den Wasserspiegel. Auch der Graureiher steht wie versteinert. Nur sein Blick scheint zu vermitteln: "Störe nicht meine Kreise".
Erfrischungs-Meile
Auf dem letzten Abschnitt locken die Strandgreisler mit bunter Mischung aus Hotdogs, Pommes & Langos, Eis, Hummes, Mehlspeisen... Der Betrieb selbst ist auf die Siesta seiner Gäste eingestellt. Der Käsekreiner wird frisch gebraten. Wartende vertiefen sich derweil in die Zeitung - "zweite Kassa, bitte" würde hier keiner schreien. Das Wiener Original am Tresen ist Herr seiner Sache.
Gestärkt schwingt man die Füße durch die letzten Meter auf dem Asphaltweg. Vorbei an Gartenzwergen winkt der Liegestuhl förmlich mit einem Nickerchen. Ein Enten-Pärchen spaziert quer durch den Weg und wie zur Kontrolle, ob ich wirklich entspanne, vorbei an meinem Liegestuhl. Sie ließen sich in meinem Schatten nieder und bewachen den Ruhepol. Eine Pflicht-Siesta ist angebrochen.
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