"Schlangen - Schwemme" in Oberösterreich?

Die Äskulappnatter (zamenis longissimus) ist häufig in Gärten und in der Nähe von Häusern anzutreffen
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Ein wenig lachen musste ich schon, als ich den Begriff "Schlangen - Schwemme" zum ersten mal in den Medien las. Was ist darunter zu verstehen? Einige Medien verbreiteten die Meldung, dass sich in diesem Jahr zahlreiche Schlangen in Oberösterreichs Gärten einfanden. In einem Garten in Steyr wurden offensichtlich 18 Schlangen entfernt. Es wurde bereits darüber spekuliert, ob sich durch den Klimawandel Schlangen überproportional vermehren. Auch ich habe diesbezüglich einige Anfragen erhalten und habe mir darüber Gedanken gemacht.

Gibt es tatsächlich so viele Schlangen?

Auch wenn kein genaues Monitoring vorliegt, so habe ich durch jahrzehntelange Beobachtungen einen relativ guten Überblick über die Situation der Reptilien und Amphibien im Enns-Donau-Winkel. Tatsache ist, dass gerade in diesem Bereich der Bestand an Amhpibien und Reptilien seit den 80er Jahren stetig zurückgeht. Einige Tiere wie z.B. der Laubfrosch und der Kammmolch sind bei uns beinahe ausgestorben. Als Teil der Nahrungskette sind diese Amphibien auch für den Bestand der Schlangen ausschlaggebend. Ringelnattern ernähren sich nunmal von Amphibien und sind daher in erster Linie an Gewässern anzutreffen. Die Anzahl der fischfreien Kleingewässer im Freiland ist zurückgegangen, lediglich die Donauauen bieten noch genügend Lebensraum für Amphibien. Das führt dazu, dass im Freiland der Bestand an Amphibien und Reptilien generell zurückgegangen ist.

Welche Schlangen findet man bevorzugt in den Gärten?

Im wesentlichen sind es drei Schlangenarten, die häufig in der Nähe von Häusern angetroffen werden: die Äskulappnatter ist ein sogenannter "Kulturfolger" und begibt sich bei ihrer Jagd auf Mäusen gerne in Lagerräume, hält sich in der Nähe von Bauernhöfen auf und ist auch häufig in Naturgärten anzutreffen.

In vielen Gärten wurden Biotope und Schwimmteiche angelegt. Diese werden von Fröschen besiedelt, die wiederum die Naherung für Ringelnattern bilden. Es kommt daher in der Nähe von Gartenbiotopen immer wieder zu Sichtungen von Ringelnattern.

Die ungiftige Schlingnatter ist seltener in Gärten anzutreffen, wird aber aufgrund ihrer Zeichnung gerne mit der Kreuzotter verwechselt.

Sie ist zwar keine Schlange, wird aber immer wieder mit einer Schlange verwechselt: auch die Blindschleiche kommt häufig in Gärten vor.

Sind diese Tiere gefährlich?

NEIN - Ringelnatter, Schlingnatter und Blindschleiche sind gänzlich ungefährlich. Die ungifitige Äskulappnatter beisst gelegentlich zu, wenn sie in die Enge getrieben oder gefangen wird.

Kreuzottern kommen im Donauraum gar nicht vor, sind auch sonst eher selten in Gärten anzutreffen.

Darf ich die Schlangen wegfangen?

Alle Reptilien stehen unter Naturschutz und dürfen nicht getötet und gefangen werden. Es macht auch wenig Sinn, die Tiere zu entfernen, solange attraktive Lebensräume vorhanden sind, werden sie wieder von den Tieren besetzt.

Ist der Klimawandel schuld?

Ein wärmeres Klima bietet wärmeliebenden Tierarten wie den Reptilien grundsätzlich bessere Möglichkeiten, sich fortzupflanzen. Man kann den Klimawandel aber nicht für jede Entwicklung verantwortlich machen. In den letzten Jahrzehnten sind im Umland die Lebensräume für Reptilien massiv zurückgegangen. Durch intensive Landwirtschaft und Bautätigkeit sind brachliegende Flächen verschwunden. Steinmauern wurden verfugt, Trockenrasen werden genutzt, Hecken und Feldränder sind verschwunden. Der Mangel an geeigneten Lebensräumen im Umland zwingt die Reptilien, sich nach neuen Lebensräumen umzusehen.
Naturgärten, Gartenbiotope und Schwimmteiche stellen für die Tiere "Lebensräume aus zweiter Hand" dar und werden bei Bedarf von den Tieren besiedelt. Dort werden die Tiere eher wahrgenommen, was zu der Annahme führt, dass die Tiere häufig geworden sind.

Subjektive Wahrnehmung:

Schlangen sind selten geworden. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass man kaum mehr Schlangen findet. Umso bedeutender ist der Fund einer oder mehrerer Schlangen im Siedlungsbereich.

Mediale Aufbereitung:

Zu dieser subjektiven Wahrnehmung kommt noch die mediale Aufbereitung: gerade in der "Saure-Gurken-Zeit" im Sommer ist die gehäufte Beobachtung von Schlangen im Garten ein Thema, dass es mitunter sogar in die Schlagzeilen schafft. Soziale Netzwerke verbreiten diese Meldung - und schnell wird aus einer einzigen Schlangenbeobachtung eine "Schlangen-Schwemme" oder gar eine "Schlangen-Plage".

Infos zu den heimischen Amphibien und Reptilien auf herpetofauna.at:

Wo: Enghagen, Enns auf Karte anzeigen
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