KFV-Test zeigt: Schlechtere Reaktion bei Alkohol und Handy am Fahrrad

Das Reaktionsvermögen auf optische und akustische Signale verschlechtert sich, und verlängert damit in der Realität den Anhalteweg in kritischen Situationen. | Foto: KFV
  • Das Reaktionsvermögen auf optische und akustische Signale verschlechtert sich, und verlängert damit in der Realität den Anhalteweg in kritischen Situationen.
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BEZIRK (red). Steigendes Umweltbewusstsein und vor allem die steigenden Mineralölpreise haben den Radverkehr in den letzten fünf Jahren um rund 40 Prozent wachsen lassen. Gewachsen ist damit aber auch die Zahl der tödlichen Unfälle: 2011 starben in Österreich 42 Radfahrer bei Unfällen im Straßenverkehr, 2010 waren es 32. Und auch der Anteil der Alkoholisierten unter den verunglückten Radfahrern ist seit dem Jahr 2000 von 2,2 auf 3,9 Prozent stetig angestiegen.

„Ein Radfahrer ist mit Alkohol im Blut genauso reaktionsschwach und mit Handy am Ohr genauso abgelenkt, wie ein Autofahrer“, betont Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). „Vor allem setzt sich ein Radfahrer damit auch vollkommen ungeschützt und leichtsinnig möglichen Kollisionen mit PS-stärkeren und karrosseriegeschützten Verkehrsteilnehmern aus.“ Derzeit liegt die Promillegrenze für Radfahrer allerdings bei 0,8 statt 0,5 Promille, ein Handyverbot am Rad gibt es nicht.

Das KFV hat sich in einem Test mit freiwilligen Teilnehmern angesehen, wie sich Alkohol und Handy auf die Reaktionsschnelligkeit auswirken. Das Ergebnis zeigt eindeutig: Zwischen 0,5 und 0,8 Promille verschlechtert sich die Reaktionsfähigkeit erheblich und kostet im Ernstfall die nötigen Meter, die es fürs Überleben braucht. Beim Telefonieren am Handy büßt man gleich mehr als ein Drittel seiner Reaktionsfähigkeit ein.

Alkohol und Fahrrad: Vollkommen neben der Spur
Die Probanden mussten auf einem Fahrradparcours mehrere Aufgaben absolvieren: die Spur halten, auf ein akustisches Signal hin einen fallenden Stab fangen und rechtzeitig bremsen. Am deutlichsten verschlechterte sich die Fehlerrate bei einer Alkoholisierung zwischen 0,5 und 0,8 Promille, wenn die Testpersonen gleichmäßig geradeaus fahren sollten: Statt 13 Fehlern pro Lauf bei einer Alkoholisierung von 0,5 Promille, fuhren die Probanden bei einer Alkoholisierung von 0,8 Promille gleich 20 Mal neben der Spur. Auch bei der Überprüfung der Reaktionszeit zeigten die alkoholisierten Radfahrer Schwächen: Im Vergleich zur nüchternen Kontrollgruppe verlängerte sich die mittlere Reaktionszeit von 0,5 auf 0,8 Promille um beinahe 1/2 Sekunde (0,48 sec).Beim Bremstest ließen die alkoholisierten Radler zwischen 0,5 und 0,8 Promille beinahe einen Meter liegen: Der Anhalteweg verlängerte sich von 3,9 auf 4,6 Meter.

Das Handy lenkt ab – auch am Fahrrad
Eine Hand am Ohr, eine Hand an der Lenkstange und mit den Gedanken ganz woanders: Was schon beim Autofahren keine gute Idee ist, ist es auch beim Radfahren nicht. Auf einem Fahrradsimulator wurde gemessen, wie schnell ein handybedingt abgelenkter Radfahrer auf plötzliche Ereignisse im Straßenverkehr reagiert. Die Konzentrationsfähigkeit wurde außerdem mit Rechenaufgaben überprüft, die über eine Freisprechanlage „eingeflüstert“ wurden. Das Telefonieren führte zu einer deutlichen verzögerten Reaktion auf das jeweilige Ereignis – im Mittelwert stieg die Reaktionszeit statistisch signifikant um 37 Prozent an. Der Prozentsatz an Rechenfehlern nahm ebenfalls deutlich zu.

Man kann also davon ausgehen: Das Reaktionsvermögen auf optische und akustische Signale verschlechtert sich, und verlängert damit in der Realität den Anhalteweg in kritischen Situationen!

„Seinerzeit wurden in punkto Alkohol und Handy adäquate Regelungen für Radfahrer übersehen. Denn die Vorschriften finden sich im Führerscheingesetz, nicht in der StVO“, gibt Dr. Othmar Thann zu bedenken. „Der Radverkehr bekommt mehr Gewicht – es ist an der Zeit, über diese Regelungen nachzudenken.“

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