Vorfall am Wienerberg
Zurückgelassener Säugling kommt zu Krisenpflegemutter

- Jener Säugling, der vergangene Woche beim Wienerberg alleine zurückgelassen wurde, kommt jetzt vorläufig zu einer Krisenpflegemutter.
- Foto: Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Jenes Baby, welches von den eigenen Eltern im Bereich des Wienerbergs hilflos alleine zurückgelassen worden sein soll, kommt jetzt zu einer Krisenpflegemutter. Dies bestätigt die MA 11 - Kinder- und Jugendhilfe. Die Eltern wiederum sind der Polizei bereits bekannt und wurden zum Teil einvernommen.
WIEN/FAVORITEN. Am Donnerstag, 4. September, kam es laut Polizei zu einem Vorfall am Wienerberg. Demnach wurde im Bereich eines Teiches ein erst neun Monate alter Bub in einen Kinderwagen gesetzt. Die Eltern sollen einfach weggegangen sein und das Kind sich selbst überlassen haben.
Nach einer Fahndung mit Fotos konnten am Samstagabend die zwei Erwachsenen gefunden werden. Die Mutter befand sich an der gemeldeten Wohnadresse, der Vater wiederum im Bereich des Bahnhofs Hütteldorf. MeinBezirk berichtete:
Dem betroffenen Säugling wiederum gehe es den Umständen entsprechend gut, erklärt Ingrid Pöschmann von der MA 11 - Kinder- und Jugendhilfe in einem Bericht des "ORF". Gegenüber MeinBezirk bestätigt sie dies und schildert die Arbeit ihrer Abteilung in dem Fall: "Wir haben am Wochenende von dem Vorfall erfahren und entsprechend die Obsorge übernommen. Das Baby ist nach wie vor im Spital, wir sind jetzt die ersten Ansprechpartner für das Kind." Dem Kind gehe es sowohl physisch als auch psychisch gut, wie Untersuchungen in der Klinik gezeigt haben, so Pöschmann
Unterbringung auf Zeit
Der kleine Bub, der laut Pöschmann Luka heißt, kann bereits am Dienstag aus dem Spital entlassen werden. "Dann kommt er in eine Krisenpflegefamilie zu einer Krisenpflegemama. In weiterer Folge wird abgeklärt, wie es mit Luka weitergeht." Es gehe darum, die beste Lösung für das Wohl des Buben zu finden. Dazu werden bald viele Gespräche geführt. Sowohl mit der Polizei als auch mit den Eltern selbst, versichert die Expertin: "Wir wollen selbst von den beiden erfahren, wie es aus ihrer Sicht zu dieser außergewöhnlichen Situation gekommen ist."
Der Prozess bis zur Entscheidung, was mit dem Baby jetzt langfristig geschieht, kann sechs bis acht Wochen dauern. Im Vordergrund steht dabei immer der Schutz des Kleinen: "Das Wichtigste ist jetzt, dass das Kind Sicherheit und Geborgenheit erfährt und bei der Krisenpflegemutter zur Ruhe kommt", erklärt Pöschmann.
Gegenüber MeinBezirk skizziert sie verschiedene Szenarien für den kleinen Luka: "Es kann sein, dass er in eine Langzeitpflege kommt. Aber auch zu möglichen Verwandten wie Großeltern könnte er gebracht werden." Letztendlich bestehe aber auch die Möglichkeit, dass man – in Begleitung durch weitere Maßnahmen und Kontrollen der MA 11 – den Bub wieder in die Obsorge der eigentlichen Eltern gibt. Dazu benötigt es jedoch eine sehr nachvollziehbare Erklärung für den Vorfall. "Wenn ein Kind in eine solche Notsituation kommt, ist das ein Auftrag für uns. Wir müssen den Kinderschutz sicherstellen." Bis dato waren Luka und seine Eltern der MA 11 nicht bekannt.
Erste Aussage
Währenddessen gibt es laut Polizeisprecherin Julia Schick erste Ermittlungsergebnisse nach der Vernehmung der Mutter. Die 30-Jährige soll zunächst von Zeugen beobachtet worden sein, wie sie im Bereich des Teiches bei der Neilreichgasse recht grob mit dem Kleinen umging. Auch ein Sturz mit dem Kind im Arm wurde beobachtet.

- Die Mutter gab gegenüber der Polizei an, sich sehr wohl noch an die Ereignisse erinnern zu können.(Symbolfoto)
- Foto: Peter J. Wieland
- hochgeladen von Peter J. W.
Die Mutter bestätigte dies gegenüber der Polizei, sie soll zuvor zumindest ein Bier und eine kleine Menge an hochprozentigem Alkohol konsumiert haben. An die Ereignisse selbst könne sie sich jedoch vollständig erinnern. Danach verschwand sie kurz mit dem Buben. Sie erklärte dies damit, dass sie Angst gehabt habe, dass die Polizei ihr das Kind wegnehmen könnte. Der Vater brachte den Kleinen kurz darauf zurück und setzte ihn laut ersten Erkenntnissen dann in den Kinderwagen.
Warum man Luka dann erst recht alleine ließ, dazu gab die 30-Jährige noch keine Aussagen ab. Antworten dazu konnte bis jetzt auch nicht der 48-jährige Vater liefern. Er soll gegenüber Zeugen angegeben haben, dass er die kurz zuvor verschwundene Mutter suchen würde und deshalb den Säugling in den Kinderwagen gesetzt habe. Der Mann konnte jedoch aufgrund gesundheitlicher Gründe noch nicht befragt werden.
Prävention und Zivilcourage
Für Pöschmann von der MA 11 ist der Fall jedenfalls eine absolute Seltenheit. Selbst bei jährlich rund 14.000 Gefährdungsmeldungen von Schulen, Verwandten und Co. käme so etwas der Kinder- und Jugendhilfe kaum unter. Pöschmann bedankt sich ausgiebig bei jenen Zivilisten, die den kleinen Luka im herrenlosen Kinderwagen gemeldet hatten: "Ein Dank an die Bevölkerung, die Schlimmeres verhindert hat. Zivilcourage ist der beste Kinderschutz." Die MA 11 könne nur tätig werden, wenn es Meldungen gibt. Und genau diese couragierten Meldungen würden zunehmen, was ein gutes Zeichen sei.

- Der 48-jährige Vater konnte beim Bahnhof Hütteldorf gefunden werden. (Archiv)
- Foto: ÖBB/Christian Zenger
- hochgeladen von Christine Bazalka
Grundsätzlich würde in den meisten Fällen auch die Präventionsarbeit der Abteilung, wie Beratungs- und Unterstützungsgespräche, solch einen Fall wie jenen um den neun Monate alten Luka verhindern. Zudem gibt es Babyklappen und die Möglichkeit einer anonymen Geburt. Warum die Eltern dies alles nicht genutzt haben, ist unklar. Sie wurden mittlerweile wegen des Verdachts des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger Personen auf freiem Fuß angezeigt. Laut "ORF" habe die Frau dem Vernehmen nach zwei weitere Kinder, die sich nicht in der Obhut von Kindeswohl-Institutionen befinden würden.
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