Keine Lösung?
Bürgerversammlung zu Filmteichstraße zeigt Wut der Favoritner

Rund 250 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich im Hochschul Campus, um über die Filmteichstraße zu diskutieren. Vor Ort waren auch Politik und Behörden. | Foto: Nathanael Peterlini/MeinBezirk
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  • Rund 250 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich im Hochschul Campus, um über die Filmteichstraße zu diskutieren. Vor Ort waren auch Politik und Behörden.
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Was ist die Lösung für die Probleme bei der Filmteichstraße? Darüber unterhielten sich Betroffene, Politik und Behörden. Wut, Frust und Kritik fanden viel Platz, ein Wundermittel gegen das Ärgernis wurde nicht gefunden.

WIEN/FAVORITEN. Seit Jahren leiden Anrainerinnen und Anrainer unter der Situation, die sich nächtlich auf der Filmteichstraße abspielt. Roadrunner, Hupkonzerte, Feier- und Pöbellustige. Am Tag darauf dann Bremsspuren, Müll und in einzelnen Fällen beschädigte Autos. Die Stadt und der Bezirk versuchten, die Filmteichstraße für die Roadrunner-Szene unattraktiver zu machen. Mehrere Maßnahmen wurden getroffen, die goldene Lösung hat man noch nicht gefunden.

Vor allem der jüngste Beschluss, ein nächtliches Park- und Halteverbot zu verhängen, sorgte bei den Menschen für Frust. Die über ihre Köpfe hinweg gefällte Entscheidung bestrafte sie gleichermaßen – wo einst zahlreiche Stellplätze waren, mussten Anwohnende nun Minuten entfernt parken. Auf Initiative der FPÖ wurde eine Bürgerinnen- und Bürgerversammlung einberufen, in der Hoffnung, ein runder Tisch zwischen Behörden, Politik und Betroffenen könne endlich für Klärung sorgen. Auch MeinBezirk war vor Ort.

Lösung mit Kollateralschaden

Bei der eröffnenden Rede beteuerte der Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ), dass das Park- und Halteverbot wirke. In den vergangenen Monaten hätten sich in den Abendstunden weniger Personen auf den Parkflächen aufgehalten – Lärm und Müll konnten verringert werden. Doch wie der Bezirkschef selbst einsah, wurden nicht alle Probleme gelöst: Raserinnen und Raser werden von einem Halteverbot nicht eingeschränkt – hinzu kommt der Kollateralschaden des Parkplatzmangels für Anwohnende.

Die jüngste Maßnahme hat Lärm und Müll etwas verringert. Stattdessen ist ein neues Problem hinzugekommen: Parkplatzmangel. | Foto: Andreas Pölzl/ MeinBezirk
  • Die jüngste Maßnahme hat Lärm und Müll etwas verringert. Stattdessen ist ein neues Problem hinzugekommen: Parkplatzmangel.
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Ziel einer Bürgerinnen- und Bürgerversammlung ist es, den Betroffenen selbst das Wort zu geben. Diese ließen sich nicht zweimal bitten. 200 bis 250 Personen waren im Festsaal des FH Campus vor Ort, die Stimmung war aufgeheizt. "Dass wir jetzt bestraft werden für die Taten anderer, ist der nächste Spaß in einer Geschichte, die sich seit Jahren in die falsche Richtung entwickelt", erklärt ein Anrainer lauthals ins Mikrofon. Man solle endlich aufhören, die Verantwortlichen zu schützen, sondern wieder für Recht und Ordnung sorgen.

In den kommenden Minuten beschrieben Betroffene, welche Unannehmlichkeiten sie täglich ertragen müssen. Gefeiert wird weiter bis spät in die Nacht, vor Kurzem sogar bis 6.35 Uhr, erinnert sich ein Mann. Eine Frau erzählt, seit dem Parkverbot müsse sie ihr Auto weiter entfernt abstellen – zu Fuß muss sie dann vorbei an den Leuten, die für Chaos im Grätzl sorgen. "So fühle ich mich nicht mehr sicher." Dieses Unsicherheitsgefühl bestätigen mehrere Anwohnende. Mehrmals wurden sie angepöbelt, mehrmals wurden sie bedroht. Zwischendrin hagelte es an Kritik am Bezirksvorsteher: Er mache zu wenig, er habe zu spät reagiert und vor allem würde das Parkverbot nicht funktionieren. Kritik fällt auch von der Opposition. Die Bezirksvorstehung habe die Situation verschlafen und somit das Problem ausarten lassen.

Gibt es überhaupt eine Lösung?

Nach mehreren Erzählungen brachte eine Anrainerin schließlich einen essenziellen Punkt ein: "Die Politik wird kritisiert, aber Lösungsvorschläge habe ich noch keine gehört." Dieser Ideenmangel offenbarte sich in der Versammlung tatsächlich immer wieder. Mit den derzeitigen Maßnahmen ist man nicht zufrieden, aber bei der Frage, was man tun könne, schweigen alle. Die anwesenden Vertreter der Behörden spiegelten das in ihren Stellungnahmen wider: Die Polizei unternehme alles, was Ihnen mit der knappen Besetzung möglich sei. Die zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt Wien könnten nur im Rahmen der Gesetze Maßnahmen setzen.

Behörden und Politik stellten sich den Fragen und den Meinungen der Bevölkerung. Mit dem Mikrofon in der Hand: Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ).  | Foto: Nathanael Peterlini/MeinBezirk
  • Behörden und Politik stellten sich den Fragen und den Meinungen der Bevölkerung. Mit dem Mikrofon in der Hand: Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ).
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Viele potenzielle Lösungen liegen in der Verantwortung des Bundes, etwa höhere Strafen bei Geschwindigkeitsüberschreiten oder mehr Versteigerung von beschlagnahmten Raserautos. Die Ideen der Betroffenen werden zwar angehört, seien aber oft unrealistisch – in der Versammlung wurde etwa ein permanenter Blitzer angesprochen, ein Anwohner schlug sogar die Pflasterung des Weges vor: "Dann werden die Leute sicher nicht mehr Gas geben."

"Was ist die Lösung?". Dieser Satz fiel oft – von Behörden, von der Politik, von den Betroffenen. Es wirkt, als wäre man mit der Expertise am Ende, teilweise herrschte eine resignierte Stimmung. Es findet sich keine Maßnahme, die das Problem löst, ohne die Anrainerinnen und Anrainer kollektiv zu bestrafen. Mehrmals forderte ein Anrainer die Behörden auf, doch mal ihre Meinung preiszugeben – was den Behörden fehlt, um für Ruhe zu sorgen. Heraus kam wenig: Für mehr Kontrollen fehlen der Stadt die finanziellen Mittel. Zumindest eine weitere Maßnahme werde derzeit geprüft, betonte der Bezirksvorsteher. Mit den Wiener Linien bespreche man die Errichtung mehrerer Betonschwellen. Diese sollen die Zebrastreifen erhöhen. Autos, die mit überhöhter Geschwindigkeit darüber hinwegdonnern, könnten Schäden erhalten, die Busse hingegen werden davon nicht beeinträchtigt. Ob diese Maßnahme das lang gesuchte Wundermittel ist, bleibt abzuwarten. 

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