Wiener Museen
Selbst erlitten

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Ai Weiweis Ausstellung in der Albertina Modern (Künstlerhaus, Karlsplatz Wien) ist schwer mit den üblichen Worten eines Museumsbesuchers oder Kunstfreundes zu beschreiben.
Bei dieser Ausstellung ist es extrem wichtig, alle Erklärungstaferl zu lesen und am besten schon vor dem Ausstellungsbesuch über Ai Weiwei nachzulesen. Nicht schwer im Internet-Zeitalter.
Der chinesische Oppositionelle hat schon in jungen Jahren hinterfragt, was heute "Kunst" bedeutet. Wird etwas, z.B. eine 2000 Jahre alte Vase, nur zum Kunstwerk, weil es so alt ist? Zur Entstehungszeit war es ja bloß ein Gebrauchsgegenstand. Oder weil es durch sein Alter selten geworden ist? Gar nur mehr in Spuren, Bruchstücken vorhanden ist? Der junge Ai Weiwei zerbrach deswegen vor der Fotokamera eine alte Vase. Er malte den Coca Cola-Schriftzug auf eine andere alte Vase. Er sammelte uralte Keramikstücke von ehemaligen Kunstwerken - oder waren es doch nur Gebrauchsgegenstände? - Es hat sich also von Anfang an mit dem Kunstbegriff auseinander gesetzt.
Der eindrucksvollere, ja erschütternde, suggestive Teil dieser Ausstellung zeigt seine politischen Arbeiten. Die nachgebaute Zelle, worin er als Gefangener lange unter totaler Kontrolle leben musste. Die über 5000 Namen mit Geburts- und Sterbedaten, die er selbst recherchiert hat, die Liste jener jungen SchülerInnen, die beim Erdbeben in Sichuan 2008 deswegen unter den Ruinen ihrer Schulen sterben mussten, weil die Schulen aus schleißigstem Material gebaut waren. Weiche, biegsame Eisen(?)traversen z.B., die er auch hier als Ruinenlandschaft zeigt. Oder eine bedrohlich vom Himmel hängende Riesenschlange, zusammengesteckt aus 100 Schultaschen, in Erinnerung an diese Kinder.
Er hat Schreckliches am eigenen Leib erlebt, selbst erlitten.  Deswegen befasst er sich mit seinen Mitteln mit den Flüchtlingstragödien der letzten Jahre. Er stellt zeichnerisch die altgriechische Sage über die Irrfahrten des Odysseur im Mittelmeer dar und zeichnet darüber, hinein, die Flüchtlinge von 2015 und später. Er legt sich ins seichte Wasser wie der kleine syrische Bub da gelegen war, dessen auf der Flucht ertrunkene Leiche irgendwann an Land gespült wurde. Ein paar Tage lang füllte das die Zeitungen, dann wurde auch dieser Bub vergessen, und über die Tragödien, die sich tagtäglich abspielen, will man weder hören, noch reden.
Er gibt den Vergessenen eine Stimme, er weiß, wie sich das anfühlt, unterdrückt, gedemütigt, körperlich gezüchtigt, zensuriert, verfolgt zu sein.
Irgendwann war er zu berühmt für China, man freute sich, dass er ins Ausland ging. Im Westen ist er ein Star, was ihm gar nicht behagt; so verlegte er gerade seinen Wohnsitz nach Berlin und London in ein kleines portugiesisches Dorf.
Die Werke, die er gestaltet und die man hier sehen kann, entfachen die Diskussion, was Kunst ist, was Kunst soll. Der Kreis schließt sich.

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