Wiener Corona-Spaziergänge
Simmering. Zentralfriedhof, Tor 4
Beim Tor 4 kommt man in den so genannten neuen jüdischen Friedhof, offiziell Neue Israelitische Abteilung. Da der alte jüdische Friedhofsteil beim Tor 1 des großen Zentralfriedhofes in Simmering um 1916 keinen Platz mehr für neue Gräber hatte, wich man auf dieses Grundstück am Ostrand des riesigen Geländes aus.
Zuerst musste man sich wegen des 1. Weltkrieges mit einer provisorischen kleinen Zeremonienhalle begnügen; heute ist darin eine Steinmetz-Werkstätte. 1928 wurde dann die eindrucksvolle Zeremonienhalle (Architekt Ignaz Reiser) fertig gestellt. Sie hat Platz für 500 Trauergäste.
Reiser hat in Wien viel gebaut, das meiste ist von den Nazis und dann von den Bomben im 2. Weltkrieg zerstört. Die Zeremonienhalle fiel 1938 der November-Pogrom-Nacht zum Opfer - die Mörder hatten auch vor den Toten keinen Respekt. Was nach dieser Verwüstung übrig blieb, wurde in den letzten Kriegsmonaten 1945 zerbombt. Die Zeremonienhalle wurde erst 1967 nach den originalen Bauplänen wieder errichtet.
Im neuen jüdischen Friedhof sind modernere Grabsteine als bei Tor 1. Berühmte Menschen liegen auch hier, z.B. Leon Zelman oder Akiba Eisenberg, aber auch viele einfache Wiener Juden und auch zugereiste, so sieht man besonders viele ungarische Namen.
In der Stille ließ sich hier gut und mit Abstand spazieren, es gab kaum andere Menschen, obwohl es ein sonniger Nachmittag war.
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