Wiener Museen
Überirdisch schön
...ist diese Statue, obwohl in der Albertina nur eine Gips-Kopie zu sehen ist. Es handelt sich um einen "sterbenden Sklaven", den Michelangelo 1516 aus Marmor gemeißelt hat, für das Grabdenkmal des Papstes Julius II.
In der Ausstellung geht es um die Nacktheit bei Michelangelo und bei seinen Nachfolgern und Nachahmern. Michelangelo hat als vielleicht erster Künstler den menschlichen Körper mit anatomischer Genauigkeit dargestellt, aber immer nur Männer. Auch seine Frauenfuguren - z.B. die Sybillen auf den Fresken der Sixtinischen Kapelle - hat er nach männlichen Modellen gestaltet. Damals war es undenkbar, außerhalb des privaten Kreises ein weibliches Aktmodell zu haben.
Auch die Pietà ist hier als Gipskopie und eine Bacchus-Statue aus Bronze, die mich beinahe an den Jugendstil erinnert. Skizzen und Informationen füllen die Wände.
Der 2. Teil der Ausstellung ist nach meinem Empfinden unnötig. Es sind fast willkürlich zusammen gestellt Akte aus nachfolgenden Jahrhunderten, inklusive Rodin, Klimt und Schiele.
Ich vermute, der lobenswerte scheidende Albertina-Direktor wollte noch einmal die unermesslichen Schätze der Grafischen Sammlung zeigen, denn - warum gerade diese Werke? Wenn es um Nacktheit in der Kunst geht, könnte man gleich bei der Venus von Willendorf beginnen, dann könnte man 30 tausend Jahre bis inklusive Schiele und weiter überblicken.
Ich fand das zu viel und eigentlich überflüssig. Interessant dagegen waren die 2-3 Raffael-Zeichnungen zum Vergleich etwa aus derselben Zeit - und als Antipod zu den heroischen Muskelpaketen einige kleine wundervolle Blätter Rembrandts, 100 Jahre später.
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