Leben im Techno-Takt
„Video killed the Radio Star“ war der Anfang – Technotrends der vergangenen und nächsten 15 Jahre.
Als 1996 die WOCHE gegründet wurde, war in Sachen Computer gerade der Pentium Pro-Prozessor der letzte Schrei, mit stolzen 200 MHz. Heutzutage tragen wir 1.000 MHz im Smartphone in der Hosentasche. Die Verwendung des Computers war damals in erster Linie als Arbeitsgerät. Heute arbeitet man immer noch damit, aber auch und für viele dient er vor allem zur Unterhaltung und als Vehikel ins „social life“. Nichts aber hat den „Computermarkt“ in den vergangenen 15 Jahren so stark revolutioniert wie das iPhone: der PC in der Hosentasche …
Real vs. Social Life
Ohne soziale Netzwerke ist der Alltag 2011 fast nicht mehr vorstellbar. 1995 gegründet, war classmates.com zehn Jahre lang eine Randerscheinung – bis mit MySpace.com eine kleine und mit Facebook (ab 2004) eine große Welle „Social Network“ losgetreten wurde. 500 Millionen Facebook-User – die Hälfte davon checkt täglich ein – teilen Fotos oder was sie gerade essen mit ihren durchschnittlich 400 „engsten“ Freunden. „Facebook location“ wird der nächste Schritt sein: Dann wissen die Freunde, wo wir gerade zu finden sind.
Von Megapixeln und TeraByte
Nicht nur für die WOCHE bedeutsam ist die Entwicklung der Digitalfotografie. 1,75 Megapixel stark war bei Redaktionsgründung 1996 die erste digitale Kleinbild-Spiegelreflexkamera. Mit mindestens 2 Megapixel ist heute eine handelsübliche Handykamera ausgestattet, auf 21 bringt’s eine professionelle Kamera.
Als Speichermedium hatte sich 1996 die CD längst durchgesetzt, in den Handel kamen aber erstmals die speicherstärkeren DVD-Abspielgeräte und DVD-Speichermedien. Einen handelsüblichen DVD-Rohling beschreibt man mit 4,7 GB Datenmenge, die CD fasst bis zu 900 MB. Zum Vergleich: Eine Top Festplatte (3,5“) speicherte vor 15 Jahren gerade mal 1,6 GB Daten, heute bis zu 3 TByte (1 TeraByte = 1.000 GB).
Der Speicher im Keller
In den nächsten 15 Jahren werden Speichermedien wie DVD oder Blue Ray allerdings überflüssig, denn immer mehr Daten parken wir im Web (flickr, facebook, youtube, google.docs etc.) und den Film fürs Patschenkino holt man sich nicht in der Videothek, sondern lässt ihn via Internet auf sein TV-Gerät streamen. Bei Spielen ist es ähnlich: Für Farmville und World of Warcraft haben jetzt schon die wenigsten einen Datenträger gekauft. Was aber kommen wird, sind größere Festplatten und Gehäuse, die die Festplatten intelligent verwalten. Dieses NAS (Network Attached Storage) steht dann irgendwo im Keller und dient dazu, von den wichtigsten Daten Sicherheitskopien anzufertigen.
Viele der (noch) utopisch anmutenden Technologien stehen zwar schon zur Verfügung, werden aber erst in den nächsten 15 Jahren zum Mainstream: etwa der Check via Handy, ob im Kühlschrank noch frische Milch steht oder die Heizungsregulierung via i-Phone. Der Streit ums TV-Programm wird auch überflüssig, denn die Entwicklung geht weg von einem (oder zwei) großen TV-Geräten hin zu vielen kleineren Screens, sowie TV am Handy oder auf Tablets wie dem iPad.
Biotechnisches Ersatzteillager
So sehr das soziale Netzwerk den Alltag verändert(e), die wirklichen einschneidenden Veränderungen werden aus der Biotechnologie kommen. Zwar ist der Durchbruch des „Human Genome Project“ auch schon bald zehn Jahre alt, aber die Auswirkungen auf die Medizin kommen erst in den nächsten 15 Jahren zum Tragen.
Wissenschaftler schätzen, dass es innerhalb dieses Zeitraums leistbar sein wird, sein Genom (Erbgut) auf der eigenen Genkarte zu erhalten. Was dies gesellschaftlich bedeutet und wie Krankenversicherungen damit umgehen – wenn etwa bei einem Fünfjährigen schon alle Risikofaktoren bekannt sind – wird DIE Herausforderung der Zukunft.
Niere oder Leber aus dem genetischen „Ersatzteillager“ werden unsere Lebenserwartung weiter steigern und auch die Lebensqualität, mit der wir altern. Biotechnologie wird in den nächsten Jahren das, was Internet und Unterhaltungselektronik für die vergangenen 15 Jahre waren.
Autor: Daniel Gollner
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