6.000 Jugendliche gefährdet!

- Ständige Jobsuche: Bildungsferne Jugendliche sind häufiger und länger arbeitslos
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Studie zeigt Gründe für Schulabbrüche in Kärnten auf. Mehr als 6.000 Jugendliche sind davon betroffen.
150.000 Jugendliche in Österreich gelten als „bildungsfern“ – 14,1 % der unter 25-Jährigen. Kärnten weist mit 9,7 % an Jugendlichen, die maximal die Pflichtschule absolviert haben und keine Weiterbildung mehr anstreben, zwar den niedrigsten Wert auf, dennoch: Mehr als 6.000 junge Kärntner sind gefährdet, keine höhere Schule oder Lehre zu absolvieren.
„Das Problem braucht einen politischen Fokus“, ist Volkswirt Robert Klinglmair überzeugt. Der IHS-Forscher untersuchte die Ursachen für den frühen Bildungsabbruch vieler Jugendlichen in Kärnten.
Ursachen für Schulabbruch
Die Erkenntnisse: Niedriges Bildungsniveau der Eltern, geringe Anzahl an Büchern im Elternhaus, Migrationshintergrund und alleinerziehende Elternteile erhöhen die Gefahr eines vorzeitigen Bildungsabbruchs. Treffen alle vier Faktoren zu, weist der Jugendliche eine Wahrscheinlichkeit von 96,8 Prozent auf, die Schule abzubrechen. Sind diese Faktoren jedoch positiv, liegt die Gefahr bei nur 0,2 Prozent.
Das Dilemma: „Die Situation der Betroffenen schreibt sich im Erwachsenenalter fort“, so Klinglmair. Die Folgen sind vielfältig: Bildungsarmut senkt das Wirtschaftswachstum, kostet die EU zirka 1,4 Prozent an Produktivitätssteigerung. Die Ausgaben für Gesundheit und Kriminalitätsbekämpfung steigen. Und nicht zuletzt entgehen dem Staat Steuereinnahmen durch die immer wiederkehrende Arbeitslosigkeit.
System zur Frühwarnung
Klinglmair hat ein Frühwarnsystem entwickelt, mit dessen Hilfe man die Wahrscheinlichkeit eines Schulabbruchs für jeden einzelnen Jugendlichen berechnen kann. „Die Daten zur Berechnung – von Ausbildung der Eltern bis zu Migrationshintergrund – liegen in der Pflichtschule auf“, so der Volkswirt.
Liegt die Gefahr eines Schulabbruchs bei über 50 Prozent, empfiehlt Klinglmair pädagogische Interventionen. Sein Wunsch: „Ein Pilotversuch in Kärntner Schulen, um zu sehen, ob sich das Frühwarnsystem bewährt.“
Zur Sache - Studie:
IHS-Forscher untersuchte die Ursachen für Schulabbruch von Jugendlichen in Kärnten.
1.553 Kärntner unter 25 Jahren wurden für die Studie befragt.
Das Bildungsniveau und die Anzahl der Bücher der Eltern sind beeinflussende Faktoren. Ebenso: Migrationshintergrund und Alleinerziehung. Außerdem zeigt sich, dass Jugendliche aus dem ländlichen Raum deutlich häufiger die Schule abbrechen.
Eine Studie zeigt: „Würden die 150.000 bildungsfernen Jugendlichen in Österreich Lehren absolvieren, würde der Staat jährlich 450 Millionen Euro zusätzlich an Steuern einnehmen“, so Klinglmair.
Autor: Gerd Leitner
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