Verliebt wie am 1. Tag

- hochgeladen von Ulrike Grabler
Seit 72 Jahren ist das Ehepaar Schwarz
verheiratet. Und immer noch glücklich!
BÜRMOOS/OBERNDORF (grau). „Mitzi“ (91) und „Xandl“ (95) Schwarz halten sich auch nach 72 Ehejahren noch an den Händen und blicken sich glücklich in die Augen. Vor kurzem haben sie ihren Hochzeitstag gefeiert.
Ein Herz für den Partner
Die beiden kennen Not und Armut, haben einen Krieg überlebt, sind zusammen ins Seniorenheim gezogen und haben nie gestritten. „Wir haben in all den Jahren nie eine Auseinandersetzung gehabt“, erzählt Alexander Schwarz. „Das ist fast nicht zu glauben! Aber es funktioniert, wenn man ein Herz für den Partner hat und sich an Kleinigkeiten freut.“
„Plötzlich war ich 90“
Große Ansprüche haben beide nie gehabt und sich um so mehr gefreut, wenn ihre kleinen Wünsche in Erfüllung gegangen sind. „Die Jugend heute hat es viel schwerer, zufrieden zu leben“, ist Alexander Schwarz überzeugt. „Wir haben immer zufrieden vor uns hin gelebt. Die Zeit ist so schnell vergangen. Und plötzlich war ich 90. Ohne, dass ich es mitbekommen habe!“, sagt „Xandl“.
Er ist der letzte lebende Glasarbeiter aus Bürmoos. Mit 13 arbeitete er in der Glashütte. „Damals war das Leben schwer. Wir waren am Anfang arm, hatten auch später keine Ansprüche und immer das geschätzt, was wir bekamen. Glücklich wird, wer sich an Kleinigkeiten freuen kann.“
Immer wenn die beiden Zeit hatten, sind sie spazieren gegangen. „Wir waren in der Natur, bergsteigen und spazieren. Und haben uns immer an der Hand genommen. Jeder ging seinen Gedanken nach. Dann haben wir uns wieder unterhalten“, erzählt Maria Schwarz.
„Den will ich heiraten“
Kennengelernt haben sich die beiden in ihrer Kindheit. „Xandl“ kam elfjährig von Hackenbuch nach Bürmoos und lernte „Mitzi“ kennen. „Wir sind miteinander aufgewachsen. Dann wurden wir größer und die Liebe kam“, erinnert sich Maria Schwarz. „Ich habe ihn eines Tages gesehen und mir gedacht: ’Den will ich heiraten‘.“
„Du bist doch viel zu jung“
Ihr Zukünftiger dachte ähnlich und sagte zu der in Deutschland Arbeitenden: „Geh nicht mehr fort, bleib hier und heirate mich.“ Das tat „Mitzi“ dann am 11.11.1939 auch. Obwohl ihr Vater davon abriet. „Ich war 19 Jahre alt. Mein Vater fand die Hochzeit zu spontan und zu früh. Aber das war mir egal. Und ich bin immer noch in meinen Mann verliebt.“ Damit hat sie sich einen Traum erfüllt: „Ich habe als Kindermädchen gearbeitet und viele Ehen gesehen. Mein großer Wunsch war immer, eine gute Ehe zu führen.“
Sehnsucht nach den Briefen
Bald nach der Hochzeit zog Alexander Schwarz in den Krieg. Fünf Jahre lang blieb er fort, wurde verwundet, kam zwischendurch nach Hause und musste wieder weg.
„Nur durch die Feldpost habe ich erfahren, wie es meinem Mann geht. Aber die kam nicht oft. Die Sehnsucht nach diesem Briefen war enorm.“ Alexander Schwarz hat viel erlebt im Krieg und oft großes Glück gehabt. „Ich bin sehr viel herum gekommen. Vom Eismeer bis nach Griechenland. Oft war ich in Situationen, die schlimm enden hätten können. Ich bin mir sicher, einen Schutzengel zu haben.“
Jubiläum in der Karibik
1940 bekam das Ehepaar Schwarz die erste Tochter Heidi. 1947 folgte Helga. Beide Kinder wanderten schon bald nach Kalifornien aus und 1963 waren „Mitzi“ und „Xandl“ plötzlich kinderlos. Ein neues Kapitel in ihrem Leben begann. Eines, das von Reisen ausgefüllt war. Das Ehepaar Schwarz sparte eisern, um ihre Töchter alle zwei Jahre in den USA zu besuchen. „Bis 2004 waren wir oft in Amerika. Unsere Töchter haben uns dann viele Reisen ermöglicht. Wir waren auf Hawaii, in Mexiko und unsere Goldene Hochzeit haben wir in der Karibik verbracht.“ In den USA haben die beiden inzwischen fünf Enkelkinder, sieben Urenkel und zwei Ururenkel. Obwohl diese sehr weit weg leben, haben sie ein sehr enges Verhältnis zu ihren Bürmooser Verwandten.
Gemeinsam ins Heim
Vor acht Jahren sind die beiden gemeinsam in das Seniorenwohnheim in Oberndorf gezogen. „Das bereuen wir keinen Tag. Wir haben ein schönes Haus mit Garten. Aber die Stiegen wurden uns zu mühsam. Hier gefällt es uns ausgezeichnet. Wir bewohnen zwei Zimmer und wenn das Wetter schön ist, gehen wir spazieren.“ Natürlich Hand in Hand!
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