Imker
Heuer ein schlechtes Honigjahr
Salzburgs oberster Imker Wilhelm Kastenauer aus Koppl zur heurigen, schlechten Honigernte. Das Landesmedienzentrum sprach mit dem Imker-Chef.
KOPPL. Um rund 28.000 Bienenvölker kümmern sich die etwa 2.600 Salzburger Imkerinnen und Imker, teils als Hobby, teils als Neben- oder Vollerwerb. Und es gibt für sie auch viel Unterstützung. Die Genossenschaft bietet im hauseigenen Honiglabor in Koppl Qualitätskontrollen an. Zum Service gehören auch Meister- und Facharbeiterkurse. Für besonders wertvolle Produkte gibt es das SalzburgerLand Herkunftszertifikat. Das Land fördert den Landesverein für Imkerei und Bienenzucht jährlich mit 5000 Euro.
Schwaiger: „Imker und Bauern brauchen einander.“
Agrarlandesrat Josef Schwaiger hebt vor allem die Bedeutung von möglichst flächendeckender Bienenhaltung hervor: „Das ist von zentralem Interesse für uns alle. Die Bienen sind unersetzlich für den Erhalt unserer Kultur- und Naturlandschaft und für gute Erträge in der Landwirtschaft. Imker und Bauern brauchen einander. Dabei geht es besonders darum, geeignete Plätz zur Aufstellung der Bienenstöcke zu finden, zum Beispiel an Waldrändern. Wenn die Bestäuber fehlen, wird das für die Agrarwirtschaft teuer.“
Auf und Ab in der Honigernte
Leidenschaft, Naturbewusstsein, wirtschaftliches Standbein – die Motive der Bienenzüchter sind unterschiedlich. Gemeinsam hatten sie ein äußerst schmerzvolles Jahr zu bewältigen. Nicht etwa wegen Bienenstichen, nein: Rund zwei Drittel weniger betrug heuer die Honigernte im Vergleich zum Zehn-Jahres-Durchschnitt. Chef-Imker Wilhelm Kastenauer stemmt sich trotz Verständnis für die Vollerwerbszüchter gegen Panikmache: „Das ist der Lauf der Natur. Auf ein Tief folgt im nächsten Jahr ein Hoch.“
Kastenauer: „Auf ein Tief folgt wieder ein Hoch.“
Ein alter Hase und quasi Bienenkönig in Salzburg ist Wilhelm Kastenauer. Der Imkermeister feiert demnächst 25 Jahre Tätigkeit als Obmann des Landesvereins. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) sprach mit ihm über das herausfordernde Jahr 2020.
LMZ: Wie schlimm ist es denn nun wirklich mit der heurigen Honigernte?
Kastenauer: Das kann man nur schätzen. Im Zehn-Jahres-Durchschnitt beträgt die Ernte zwischen 18 und 20 Kilogramm Honig pro Bienenvolk. Heuer dürfte die Menge bei etwa fünf bis zehn Kilogramm liegen. Es war halt aufgrund der Witterung, vor allem wegen der vielen kalten Nächte im Mai, kein gutes Jahr. So ist die Natur.
LMZ: Trotzdem sind davon die Vollerwerbs-Imker sehr betroffen. Wie viele davon gibt es im Land Salzburg?
Kastenauer: Für den Vollerwerb braucht man mindestens 200 Bienenvölker. Das machen hier sechs oder sieben. Und sie haben mein vollstes Verständnis, dass sie ein schwieriges Jahr zu bewältigen hatten. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem bei der Imkerei auf ein Tief im folgenden Jahr wieder ein Hoch kommt. Wir sind also für das nächste Jahr sehr zuversichtlich.
LMZ: Wie gut sind wir mit Bienenvölkern versorgt?
Landesweit sind derzeit 2.600 Imker aktiv. Sie kümmern sich um rund 28.000 Bienenvölker. Ein Großteil macht das aus Leidenschaft und bewirtschaftet etwa acht bis 15 Völker. Neben jenen im Vollerwerb betreiben zirka 50 die Imkerei im Nebenerwerb mit jeweils bis zu 50 Völkern. Vor allem bei der jüngeren Generation gibt es einen Trend zu Professionalisierung mit Erwerbstätigkeit. Von der Anzahl der Völker sind wir in Salzburg bestens versorgt. Meiner Meinung nach können wir von einer flächendeckenden Bestäubung ausgehen.
Daten und Fakten
Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt zwischen 4000 und 6500 Tonnen jährlich.
Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag im Jahr 2019 österreichweit etwa bei 26 Kilogramm.
Der jährliche Verzehr an Honig beträgt rund 1,2 Kilogramm pro Österreicher.
Der Salzburger Honig ist zu einem großen Teil ein durchmischter Honig. Reiner Blüten-, Wald- oder Sortenhonig ist die Ausnahme.
100 Bienen wiegen zehn Gramm.
Eine Biene fliegt in zwei Minuten ungefähr einen Kilometer weit.
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