Mein Freund, die Fehlwurfrinne

- Wer Kegeln als Sport betreibt, muss ganz schön fit sein. Im Bild die USC-Eugendorf-Drillinge Andreas, Michael und Christoph Eisl. Andreas Eisl ist möglicher WM-Kandidat.
- hochgeladen von Manuel Bukovics
Wie heftig Kegeln als Sport ist, hat unser Redakteur selbst ausprobiert.
EUGENDORF (buk). "Dem Kegelsport haftet oft ein Wirtshaus-Image an", erzählt Josef Pinter, Präsident des Salzburger Sportkeglerverbandes und aktiver USC-Eugendorf-Spieler. Dass es sich hier tatsächlich um einen harten, komplexen und schwierigen Präzisions-Sport handelt, beweisen die ersten Schritte im Selbstversuch. Alleine das sichere Halten der Kugel, die – anders als im Hobbysport – keine Grifflöcher hat, ist anfangs extrem schwierig.
Konzentration und Haltung
Neben absoluter Konzentration kommt es beim Sportkegeln vor allem auf die richtige Körperhaltung an. "Bei Kindern beginnen wir das Training überhaupt ohne Kugel", verrät Pinter, denn Haltung ist alles. Doch wie schwierig kann das schon sein? Drei Schritte Anlauf, Arm schwingen, Kugel loslassen – denkste! Beim ersten Versuch verschwindet das Geschoss, dank minimaler Körperdrehung, sofort links neben der Bahn. Wurf Nummer zwei landet in der rechten Fehlwurfrinne. Mir wird rasch klar: "Schnell, schnell" geht bei diesem Sport nichts.
Absolutes Alkoholverbot
Dass auch Sportkegeln trotz absolutem Alkoholverbot nach wie vor im Umfeld diverser Wirtshäuser stattfindet, ist historisch bedingt. "Dort hat es früher die Bahnen gegeben", erzählt Pinter. Daraus sei dann der Kegelsport herausgewachsen. Ursprünglich wurde auf Asphalt gespielt, modern sind Segmentbahnen. Die Kugeln werden aus Aramit, die Kegel aus Kunststoff gefertigt. Dennoch ist bei letzeren von "Holz" die Rede – dem Werkstoff, der ursprünglich des Kegels Kern bildete.
"Heftig, was die Spieler leisten"
Dank präziser Anweisungen fällt nach einigen Würfen das erste Holz, die Motivation schnellt noch weiter nach oben. Ich habe endgültig "Kegelblut" geleckt – bis mich die Fehlwurfrinne wieder auf den Boden der Tatsachen bringt. Bereits minimale Konzentrationsschwächen entscheiden hier über Erfolg und Misserfolg – heftig, was die Spieler bei Turnieren leisten müssen. Dort werden vier Mal zwölf Minuten gespielt, der Fokus muss über die reine Spielzeit von 48 Minuten und 120 Würfe aufrecht bleiben.
Gerade Linie erwünscht
"Sportkegeln ist schwieriger als etwa Bowling", beruhigt mich Pinter. Die Kegelkugel hat im Vergleich zur Bowlingkugel einen kleineren Durchmesser, die Hölzer stehen trotzdem weiter auseinander. So sei es nicht ungewöhnlich, wenn selbt ein Treffer mitten in die rautenförmig aufgestellten Kegel nicht immer zum Erfolg führt. Zudem spielen gute Bowler einen Bogen, während Kegler im Idealfall eine perfekt gerade Linie hinlegen.
Einstieg ab acht Jahren empfohlen
Grundsätzlich kann diesen Sport so gut wie jeder erlernen, der anfangs etwas Geduld mitbringt und kein Problem mit Disziplin hat. Für Kinder bietet sich der Einstieg ab einem Alter von etwa acht Jahren an. Im ganzen Land Salzburg gibt es 14 Vereine und neun abgenommene Sportkegelbahnen. Nachdem der USV Eugendorf über keine eigene verfügt, trainiert er im Toni-Kronreif-Sportzentrum beim ASV-Platz in der Stadt Salzburg. Ein Einstieg ist jederzeit möglich, allerdings werden hier bewusst ambitionierte Sportler angesprochen. Genauere Auskünfte dazu bietet der Salzburger Sportkegelverband (SSKV) unter der Mail-Adresse office@sskv.at.
Erfolg liegt neben Misserfolg
Meine Stimmung schwankt mittlerweile ähnlich wie jene Hölzer, die sich im letzten Moment dafür entscheiden, doch nicht umzufallen. Erfolg, Misserfolg, Erfolg, Misserfolg – die Versuche sind für einen Anfänger ein ständiges Auf und Ab. Bis dann letztendlich doch alle neun Kegel zeitgleich ein Opfer der Schwerkraft werden. Langsam dämmert mir, warum beim Kegeln im Vorfeld die Sporttauglichkeit ärztlich belegt werden muss: Vor allem das abrupte Stoppen am Ende des Anlaufs geht ganz schön in die Oberschenkel und auch die rechte Schulter macht sich bemerkbar. Das werde ich morgen ordentlich spüren ...
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