Erste Wahl Second Hand

- Schon einige modische Fehlkäufe fanden über Sigrid Sodia den Weg zur würdigen Trägerin.
- hochgeladen von Martina Molih
In keiner Branche fällt so viel Müll an, wie in der Modebranche. Kein Wunder – gibt es ja jährlich neue Trends und MustHaves. Eine Möglichkeit, mit Kleidung nachhaltig umzugehen und trotzdem stets topgestylt zu sein bieten Second Läden.
FLACHGAU (mm). "Wieviel Kleidung in den Müll oder den Altkleider-Container wandert, die so gut wie neu ist, wurde mir so richtig mit dem Heranwachsen meiner Kinder bewusst", sagt Sigrid Sodia von mio Second Hand. Seit vier Jahren betreibt sie in Oberndorf eine Second Hand Boutique für Damen. "Bei mir bekommt man qualitativ hochwertige Mode und kann richtig gute Designer-Schnäppchen machen." Anders als in den Modemetropolen und in den Städten, wo Second Hand und Vintage schon seit Jahren einen Boom erleben, etabliert sich der Trend auf dem Land eher schleppend. "Einige meiner Kundinnen hat es zu Beginn schon Überwindung gekostet, meinen Laden zu betreten. Fälschlicherweise verbinden viele die Bezeichnung Second Hand mit Ramsch und Schmuddel. Deshalb ist es auch so wichtig, ausschießlich gute Qualität und Markenware anzubieten." erzählt Sodia. "Manchmal wundern sich meine Kunden, dass ein Designerblazer bei mir auch noch 200,00 Euro kostet, er wäre ja schließlich gebraucht. Dass sie für das Modell im Geschäft aber über 1.000 Euro zahlen würden, wissen manche einfach nicht."
Fairness für alle
Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit, nämlich dass nicht alles was nicht mehr passt oder einfach nicht mehr gefällt im Müll landet, ist das Konzept des Verkaufs aus zweiter Hand auch für alle Beteiligten eine faire Sache. Der Verkäufer bekommt auf kommissionsbasis ein gutes Geld für etwas, dass sonst vielleicht weggeworfen würde, der Käufer ersteht gute Qualität zu einem günstigen Preis und der Second Betreiber wird für seinen, nicht zu unterschätzenden Aufwand im besten Fall auch entsprechend bezahlt. Und die Menschen, die an der Herstellung der Garderobe beteiligt waren werden ebenfalls wertgeschätzt. "Mode hat nunmal auch ihren Preis. Wenn eine Jeanshose im Geschäft für 9,90 Euro angeboten wird, muss ich nicht lange überlegen, um zu wissen unter welchen Voraussetzungen sie produziert wurde", gibt Sodia zu bedenken.
Stil ist gefragt
Das Modediktat, das noch in den 90ern vorherrschte ist gefallen. Heute gibt es keinen generellen Trend, dem die modebewusste Frau folgen kann. Viel wichtiger ist es, einen eigenen Stil zu entwickeln und zielstrebig nach den passenden Accessoires zu suchen. Die Vielfalt in den Kaufhäusern und Outlets erschlägt manchmal. Wer hat sich nicht schon einmal aus der Qual der Wahl heraus zu einem modischen Fehlkauf hinreißen lassen. Das teure Designerkleid hängt dann entweder jahrelang unbeachtet im Kleiderschrank oder findet über die Second Hand Boutique doch noch den Weg zur würdigen Trägerin. "
Boom bei Kindermode
Das große Geschäft lässt sich mit dem Verkauf von Second Hand Ware ohnedies nur sehr schwer machen. Für Eveline Schörghofer und Isabell Reiter steht in ihrem Geschäft in Koppl der soziale Aspekt im Vordergrund. Die beiden jungen Mütter haben vor drei Jahren einen Laden für Second Hand Kindermode aufgemacht. " Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schnell gerade die Kleinsten aus den Sachen herauswachsen und sich schnell ein Berg von Stramplern und Bodies anhäuft, die noch tiptop sind aber einfach nicht mehr passen. Deshalb haben wir unsere Boutique eröffnet und erfreuen uns regen Zuspruchs. Wir sind stolz darauf, auch ohne große Investitionen ein funktionierendes Geschäft zu führen." Auch in Koppl läuft der Verkauf auf Kommission. 40 Prozent des erzielten Verkaufspreises bleibt bei den Betreiberinnen, der Rest geht an diejenigen, die die Kinderkleidung zum Weiterverkauf vorbeibringen. Ware, die nicht verkauft werden kann, wird an ein Waisenhaus in Rumänien gespendet. Die beiden Frauen betreiben ihr Geschäft mit viel Herz und als Kleingewerbe "Würden unsere Umsätze größer und müssten wir Steuern zahlen, könnten wir uns das ganze nicht mehr leisten", verrät Schörghofer. "Aber für uns steht die auch nicht der Gewinn sondern die Unterstützung anderer Mütter im Vordergrund."



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