Pechölsteine: Steinerne Zeugen von altem Heilwissen
BAD ZELL, RECHBERG. Im unteren Mühlviertel und angrenzenden Tschechien, insbesondere im Naturpark Mühlviertel, findet man noch Pechölsteine. Auf leicht geneigten Granitblöcken mit eingemeißelten blattartigen Rillen wurde Pechöl gebrannt. Diese Steine bezeugen den Einfallsreichtum der Menschen: denn den Bauern der Region war es unter Todesstrafe verboten, Harz vom lebenden Baum zu nehmen. So behalf man sich mit einer Technik, bei der man das gefällte Holz als Ausgangsmaterial nutzte. Harzreiche Auswüchse von Föhren werden auf dem Stein geschlichtet und mit Fichtenästen bedeckt. Der kunstvoll aufgebaute Meiler wird mit Rasenstücken und Erde abgedichtet und angezündet. Das Holz verglost langsam, während durch die Hitze das Pechöl „ausschwitzt“. Durch die Rillen fließt das Pechöl am Ende des Steins in ein Gefäß.
Das dunkelbraune, stark harzig riechende Öl wird auch Heilsam genannt. Es wurde früher als Wagenschmiere und Volksmedizin zur Behandlung von Mensch und Tier verwendet. Üblich war die Behandlung verstauchter Gelenke von Rindern und von Schweinerotlauf. Beim Menschen hilft auch heute noch Pechölsalbe (gebranntes Pechöl mit Bienenwachs und Olivenöl oder Schweinefett vermischt) äußerlich angewendet bei Entzündungen, Verstauchungen und Geschwüren. Bei besonderen Naturparkveranstaltungen wird auch heute noch Pechöl gebrannt.
Am Gelände des Freilichtmuseums Größdöllnerhof in Rechberg gibt es einen Pechölstein, der als Naturdenkmal geschützt ist. Hier bekommen Interessierte Besucher auch Informationen zur volksmedizinischen Verwendung.
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