CORONA
Expertin befürchtet: Konflikte werden zunehmen

- Christine Lasinger (li.) berät momentan zwar nicht persönlich. Die Frauenberatungsstelle BABSI in Freistadt ist aber telefonisch und per E-Mail zu den Öffnungszeiten sehr gut erreichbar. Nähere Infos: www.babsi-frauenberatungsstelle.at
- Foto: BABSI
- hochgeladen von Roland Wolf
FREISTADT. Corona bedeutet vielfach Home-Office und dauerhaftes Zusammenleben in den eigenen vier Wänden. Wie wirkt sich das auf Beziehungen aus? Die BezirksRundschau hat Christine Lasinger, Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle BABSI Freistadt, zum Gespräch gebeten.
Frau Lasinger, gehen die Beratungen in Zeiten von Corona zurück, bleiben sie gleich oder steigen sie an?
Noch sind die Beratungen gleich geblieben, aber das kann sich nächste Woche schon ändern.
Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?
Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation für Frauen, Männer und Familien, die sich auf engem Raum befinden. Persönliche sowie berufliche Sorgen und Ängste erhöhen sich. Steht eine Kündigung an? Wie wird es finanziell weitergehen? Wie lange müssen die Kinder daheim betreut werden? Manche Menschen kommen mit der Beantwortung solcher Fragen gut zurecht, manche weniger gut und andere wiederum gar nicht. Die psychische Belastbarkeit ist eben höchst unterschiedlich.
Man "pickt" jetzt 24 Stunden am Tag zusammen. Welche Tipps haben Sie, damit dieses erzwungene Aneinanderkleben möglichst konfliktfrei abläuft?
Gegenseitiges Verständnis aufbringen und dem Partner beziehungsweise der Partnerin möglichst viel Freiraum lassen – das ist in dieser Phase unheimlich wichtig. Man sollte – so gut es geht – seinen Hobbys nachgehen und zum Beispiel lesen, sich via Internet mittels Lernprogrammen weiterbilden, spazierengehen oder jene Dinge im Haushalt erledigen, die man ohnehin schon lange aufgeschoben hat.
Ist damit zu rechnen, dass Konflikte zunehmen und im schlimmsten Fall gewaltsam eskalieren?
Ja, ausgehend von der Dauer der Ausgangsbeschränkungen ist damit zu rechnen.
Wann ist speziell für Frauen der Zeitpunkt gekommen, an dem sie unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten?
Wenn sie sich in der momentanen Situation überfordert fühlen. Wenn sie große Sorgen und Ängste haben. Wenn sie sich vom Partner bedroht fühlen. Dies beginnt mit Beleidigungen und Demütigungen, Eifersucht, Schreien und Beschimpfungen. In diesem Fall sollen sie auf jeden Fall Beratung in Anspruch nehmen. Bei körperlicher Gewalt bitte sofort die Polizei anrufen! Dazu zählen stoßen, ohrfeigen, mit Gegenständen werfen sowie an den Haaren ziehen. Bitte nicht erst warten, bis zugeschlagen wird!
HILFE FÜR DEN KRISENFALL
BABSI Freistadt: 07942 / 72140
Gewaltschutzzentrum: 0732 / 60 77 60
Autonomes Frauenzentrum Linz: 0732 /60 22 00
Frauenhaus Linz: 0732 / 60 67 00
Krisenhilfe (0 bis 24 Uhr): 0732 / 2177
Telefonseelsorge (0 bis 24 Uhr): 142
Rat auf Draht: 147
Kummer-Nummer: 0800 / 66 99 11
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