Offener Brief gegen Lebensmittelverschwendung
Sehr geehrte Damen und Herren der in Österreich tätigen Lebensmittelketten!
Wir schreiben diesen offenen Brief im gemeinsamen Interesse der 5.HLW Freistadt und möchten Sie in unserem und im Namen aller verantwortungsbewussten Konsumenten um eine Änderung gewisser Usancen im Lebensmittelsektor ersuchen.
In letzter Zeit haben wir uns ausführlich mit der Thematik der Lebensmittelverschwendung auseinandergesetzt und stellen mit Entsetzen fest, dass es dringend notwendig ist, Schritte und Maßnahmen gegen dieses völlig unterschätzte Problem zu unternehmen.
Besonders betroffen machte uns die Tatsache, dass 90 Tonnen Lebensmittelmüll jährlich alleine in Europa anfallen. Das entspräche einer LKW-Karawane, die einmal um die ganze Welt reichen würde.
Schuld an dieser erschreckenden Menge sind aber nicht allein die Konsumenten, sondern sicherlich auch die „Verbraucherfreundlichkeit“ in den Supermärkten.
Hier wären im Besonderen anzuführen:
Angebot an möglichst vielen Sorten von Brot und Gebäck bis Geschäftsschluss (das anschließend entsorgt wird)
zu großes Angebot (das letztlich gar nicht verkauft werden kann), aus Angst, die Kunden könnten „abwandern“
daraus ergibt sich das Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums (das ohnehin immer sehr kurz bemessen ist)
das Entsorgen von (im landläufigen Sinn) „abgelaufenen“ Waren, die aber noch in Ordnung sind und verbilligt verkauft, an die Mitarbeiter weitergegeben oder an Sozialeinrichtungen gespendet werden könnten
beschädigte Verpackungen, deren Inhalt einwandfrei ist
Wegwerfen von einwandfreiem Obst und Gemüse, das sich in Verpackungen befindet, in denen ein Stück verdorben ist (weil sich das Aussortieren nicht lohnt)
Manipulation der Kunden durch bestimmte Angebote (Nimm 2, zahl 1)
zu große, nicht verzehrbare Mengen an Lebensmitteln in Großpackungen
Marken werden aus dem Sortiment genommen und Restbestände entsorgt
Lebensmittel müssen optisch ansprechend sein und in Form und Farbe der Norm entsprechen
Geht man durch die Obst- und Gemüseabteilung in den Märkten, sieht man makellose Produkte; eines gleicht dem anderen zu einhundert Prozent in Farbe, Form und Größe. Wachsen in der Natur denn wirklich ausschließlich solche Lebensmittel?
Durch die Ausmusterung von „fehlerhaften“ Lebensmitteln werden bereits 40 bis 50 Prozent der Kartoffeln und 5 bis 10 Prozent der Gurken weggeworfen, bevor sie überhaupt im Supermarktregal landen.
Eigentlich sollten bei den Lebensmitteln die Nähr- und Inhaltsstoffe ausschlaggebend sein und nicht genaue Form und Größe.
Sehr geehrte Geschäftsleitung, Sie sehen, dass es dringend an der Zeit ist, gegen diese bodenlose und übertriebene Verschwendung vorzugehen.
Daher wünschen wir uns, dass Sie in Ihren Filialen auch Produkte anbieten, die nicht das genaue Spiegelbild des danebenliegenden sind.
Bieten Sie die Produkte in der Form und Größe an, in der sie in der Natur wachsen!
Wir sind überzeugt, dass Ihre Kunden begeistert sein werden, wenn Sie in Ihren Filialen ein Projekt, beispielsweise mit dem Titel „ Was die Natur alles bietet“, starten würden und so diese Lebensmittel nicht zum Abfallprodukt werden. Auf jeden Fall ist diese Thematik auch ein ethnisches und moralisches Problem.
Wir appellieren an Sie, sehr geehrte Damen und Herren, als gutes Beispiel voranzugehen und die Verschwendung von Lebensmitteln zu verringern. Sie haben die Möglichkeit und die nötige Entscheidungsmacht, die Situation deutlich zu verbessern,
Mit freundlichen Grüßen,
Raphaela Pernsteiner
Kerstin Stadlbauer,
im Namen der 5 HLW - Freistadt
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