Pechölbrennen
Schönauer bewahrt uraltes Mühlviertler Brauchtum

Josef Farthofer hat die uralte Familientradition des Pechölbrennens von seinem Großvater erlernt. Eines Tags wird er das Mühlviertler Brauchtum auch an seinen Sohn weitergeben.  | Foto: privat
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  • Josef Farthofer hat die uralte Familientradition des Pechölbrennens von seinem Großvater erlernt. Eines Tags wird er das Mühlviertler Brauchtum auch an seinen Sohn weitergeben.
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Pechöl gilt im Mühlviertel als ein uraltes Naturheilmittel für Mensch und Tier. Am Kreuzbergerhof in Schönau ist sie auch heute noch aufrecht, die Tradition des Pechölbrennens.

SCHÖNAU. Vom Urgroßvater zum Großvater, vom Großvater zum Vater, vom Vater zum Sohn – so wurde die geheimnisvolle Tradition des Pechölbrennens weitergegeben und wird jetzt von Josef Farthofer, vulgo Kreuzberger, mit viel Liebe, Geduld und Naturverbundenheit fortgeführt. Gerne zeigt er die Kunst des Pechölgewinnens auch Schulklassen oder interessierten Gruppen und versucht so ein bisschen "Hoamat" zu bewahren. 

Besonderes Ereignis rund um Sommersonnenwende

Pechöl wird aus pechigem Rotföhrenholz, sogenannten "Blitzföhren" (Föhren, die vom Blitz getroffen und beschädigt wurden), Wurzelstöcken und harzigen Auswüchsen kranker Kiefern (auch "Kiengallen", im Volksmund „Kean“ genannt) hergestellt. Die Holzstücke werden kegelförmig zu einer kleinen Art Ofen, dem "Meiler", aufgeschichtet. Dieser wird sorgfältig mit Fichtenästen zugedeckt und mit Rasenziegeln und Erde abgedichtet. "Gebrannt wird von alters her, wenn die Sonne am höchsten steht, denn der Stein muss bei Beginn des Brennvorganges gut vorgewärmt sein. Das ist um Pfingsten bis zur Zeit der Sommersonnenwende der Fall", weiß der Schönauer.

Wertvolle Familientradition

Das wichtigste Utensil zum Brennen ist der Pechölstein, der 1984 auch zum Naturdenkmal ernannt wurde. Der Granitstein gleicht durch die vielen eingemeißelten Blattrippen optisch einem Lindenblatt. "In den Rillen sammelt sich das Pechöl und kann über eine Stielrinne abfließen. Der Stein ist leicht geneigt und zeigt nach Süden, somit ist er immer von der Energie der Sonne aufgeladen", erklärt Farthofer, in dessen Familie das Pechölbrennen rund um Pfingsten immer ein besonderes Ereignis war.

„Früher waren der Urgroßvater, der Großvater und der Vater einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang beim Pechölstein gesessen, eingehüllt von qualmendem Rauch des Meilers, und haben schweigend auf die richtige Luftzufuhr geachtet", schwelgt der Pechölbrenner in Erinnerungen an seine Kindheit. Denn von der richtig dosierten Luftzufuhr hängt es ab, ob der „Heilsam“, wie das Pechöl auch genannt wird, gleichmäßig zu fließen beginnt. „Das ist die Kunst am Pechölbrennen, dem qualmenden Meiler die richtige Luft zu geben, Luftlöcher aufstechen und rechtzeitig wieder zu schließen, das muss gelernt sein – vom Vater zum Sohn“, erklärt der Kreuzberger, der sein Handwerk eines Tages auch an seinen Sohn weitergeben wird.

Heilmittel: "ziehende" Pechöl-Umschläge

Dem Pechöl wird eine besonders heilsame, in erster Linie "ziehende" Wirkung nachgesagt. "Die Mühlviertler heilen damit vorwiegend Geschwüre und Nagelbetteiterungen aus, behandeln Verstauchungen und Schwellungen oder fertigen Gichtpflaster an", erklärt Farthofer. In der Tierheilkunde findet das Pechöl auch heute noch Verwendung bei Nabelinfektionen bei Jungkälbern oder Hufverletzungen bei Pferden und Rindern. Überlieferungen zufolge wurde es früher auch bei Schweinerotlauf verwendet und "überfressenen" Kühen ins Maul geschmiert. "Verwendet wird das Pechöl pur oder als Salbe mit Butter, Schweinefett oder Olivenöl, Bienenwachs oder Honig vermengt", weiß der Schönauer. "Pechöl sollte nicht direkt auf die Haut aufgetragen, sondern auf Leinenstreifen aufgetropft werden. Die Pech-Umschläge werden dann auf die betroffenen Stellen aufgelegt. Ist der Leinenstreifen eingetrocknet, wird ein neuer verwendet."

Nähere Informationen und Anmeldung zum Pechölbrennen bei Josef "Sepp" Farthofer unter 0680 / 551 08 14

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Foto: Cityfoto
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