ZUKUNFTSFORUM FREIWALD
Zettwing soll Ort der Erinnerung werden

- Zettwing 2019
- Foto: Hubert Roiß
- hochgeladen von Roland Wolf
LEOPOLDSCHLAG, ZETTWING (CZE). Nach dem Ende des Kalten Krieges vor 30 Jahren blieben in der bis zu zwei Kilometer breiten „Verbotenen Zone“ in Südböhmen an der Grenze zum Mühlviertel ein halbes Dutzend Kirchenruinen als einzige Zeugen der dem Erdboden gleichgemachten Ortschaften übrig. Durch tatkräftiges Engagement der ehemaligen deutschsprachigen Bewohner folgten gemeinsame tschechisch-deutsch-österreichische Wiederaufbau-Projekte vom Böhmerwald bis zum Freiwald - und zwar in Zvonková/Glöckelberg, Svatý Tomáš/St.Thomas, Sváty Kámen/Maria Schnee, Cetviny/Zettwing und Pohoři na Šumavě/Buchers.
Schon seit mehr als 20 Jahren betreut der Verein Zukunftsforum Freiwald mit den Gemeinden Grünbach, Leopoldschlag, Rainbach, Sandl, St. Oswald und Windhaag die unmittelbar an der Maltsch gelegene Maria-Geburt-Kirche in Zettwing. Vier Jahre läuft nun die zweite Renovierungsphase mit Gesamtkosten von etwa 200.000 Euro, aufgebracht von sieben Förderstellen aus Tschechien, Deutschland und Österreich.
Wiedereröffnung der gotischen Kirche
2020 soll die Wiedereröffnung der gotischen Kirche mit den 600 Jahre alten Fresken erfolgen. Es geht einerseits um die Erhaltung der wertvollen Bausubstanz, andererseits wird Zettwing als Erinnerungsort neu positioniert, der an einer touristisch gut frequentierten Rad- und Wanderstrecke liegt. „Die Besucher sehen die renovierte einsame Kirche, bekamen aber bisher keine Hintergrundinformationen über den 1955 ausradierten Marktort mit seinen 110 Häusern“, sagt Hubert Roiß, der Obmann des Vereins Zukunftsforum Freiwald.
Im Halbrund um den Kirchenplatz sollen auf alten Granitsäulen Infotafeln Einblick geben in die wechselvolle Geschichte dieses Grenzortes im 20. Jahrhundert. Autorisiert von tschechischen und österreichischen Historikern werden die Besucher auch mit Aussagen von Zeitzeugen konfrontiert, wie diese die Ortsgeschichte erlebt haben. Unter dem Motto „Zettwing - Lernen aus der Vergangenheit“ wird vor allem auch der Gegenwartsbezug zur heutigen politischen Situation im gemeinsamen Europa angeregt.
Künftig soll die Maria-Geburt-Kirche vermehrt für Wallfahrten offen stehen. Für Gruppen bietet das Zukunftsforum Freiwald zeitgeschichtliche Führungen. Infos unter 0664 / 7394 3727 oder hubert.roiss@gmx.at



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