Paukenschlag: Stadtmanagerin wirft hin!

Bettina Braumann ist das Lachen in den vergangenen Wochen vergangen. | Foto: Stadtgemeinde Freistadt
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FREISTADT. Paukenschlag im Freistädter Rathaus: Stadtmanagerin Bettina Braumann reichte am Dienstag ihre Kündigung ein. In einem "Offenen Brief" schreibt die 33-jährige Tourismusfachfrau unter anderem von "Auffassungsunterschieden, was die Verbindlichkeit des beschlossenen Jahresprogrammes und Budgets betrifft". Die Entscheidung fiel Braumann "unheimlich schwer, ließ sich letztendlich aber nicht vermeiden." Wortwörtlich heißt es: "Als ich am 1. Oktober 2017 meine Stelle antrat, habe ich mich sehr darauf gefreut, Freistadt – eine Stadt, in die ich mich als Linzerin vom ersten Augenblick an verliebt hatte – als mittelalterliche Brau-Erlebnis-Stadt zu positionieren. Ich wollte das Stadtmarketing gemeinsam mit vielen motivierten Freistädterinnen und Freistädtern aufbauen, um die Stadt touristisch zu vermarkten und für die Bewohnerinnen und Bewohner noch lebenswerter zu gestalten."

Mit Aufgaben überhäuft
Mehrere Punkte ihres im Dezember 2017 präsentierten Jahresprogrammes, das unter anderem das Leerstandsmanagement, den Beitritt Freistadts zur Arge "Kleine Historische Städte", den Aufbau von "Dark Tourism" oder das Erarbeiten einer touristischen Schatzkarte beinhaltet, hätten sich immer weiter nach hinten verschoben. Braumann sei mit Aufgaben überhäuft worden, die nichts mit Stadtmarketing zu tun hätten und von der Umsetzung einer strategischen Positionierung weit entfernt seien. Zum Verhängnis sei ihr schließlich auch geworden, zu der in Freistadt dominierenden ÖVP dieselbe Distanz gehabt zu haben wie zu allen anderen Parteien.

Persönliche Entscheidung
ÖVP-Bürgermeisterin Elisabeth Paruta-Teufer stellt fest: "Die Kündigung ist eine persönliche Entscheidung von Frau Braumann, die so zu akzeptieren ist. Wir hatten in einigen Punkten verschiedene Auffassungen. Frau Braumann hat das Programm, das im Stadtmarketingbeirat beschlossen wurde, in vielen Punkten unzureichend oder gar nicht erfüllt. Als Bürgermeisterin habe ich das Budget der Gemeinde zu verantworten, und ich sehe mich auch für das Stadtmarketing in der Letztverantwortung. Wir werden weiterhin zu unserem Stadtmarketing stehen und den gemeinsam mit allen Fraktionen eingeschlagenen Weg fortsetzen."

Der "Offene Brief" von Bettina Braumann im Wortlaut:

Am Dienstag, 10. April, habe ich meinen Job als Stadtmanagerin von Freistadt gekündigt. Diese Entscheidung fiel mir unheimlich schwer, ließ sich letztendlich aber nicht vermeiden. Als ich am 1. Oktober 2017 meine Stelle antrat, habe ich mich sehr darauf gefreut, Freistadt – eine Stadt, in die ich mich als Linzerin vom ersten Augenblick an verliebt hatte – als mittelalterliche Brau-Erlebnis-Stadt zu positionieren. Ich wollte das Stadtmarketing gemeinsam mit vielen motivierten Freistädterinnen und Freistädtern aufbauen, um die Stadt touristisch zu vermarkten und für die Bewohnerinnen und Bewohner noch lebenswerter zu gestalten.

Anfang 2018 habe ich dem Stadtmarketingbeirat, in dem Vertreter aller politischen Parteien, Vertreter der Braucommune Freistadt, Obmann und Stellvertreterin des Vereins Pro Freistadt und Vertreter des Tourismusverbands Mühlviertler Kernland sind, ein ambitioniertes und umfangreiches Jahresprogramm für 2018 präsentiert, das ich Schritt für Schritt abarbeiten wollte. Dazu gehören unter anderem die Kapitel Leerstandsmanagement (an dem bereits mit Hochdruck gearbeitet wird), der Beitritt Freistadts zur ARGE „Kleine historische Städte“ (bereits umgesetzt) und die damit in Zusammenhang stehende Erarbeitung einer touristischen Schatzkarte (ebenfalls bereits erfolgreich umgesetzt), der Aufbau eines touristischen Projektes mit dem Arbeitstitel „Dark Tourism“, die Organisation der Events Ostermarkt, Lange Einkaufsnacht, Herbstfest und Gassenadvent, die Betreuung des Architektur Projektes mit den Studenten der Linzer Kunstuni (ebenfalls bereits umgesetzt) und die Begleitung des Hotelprojektes – hier hat es in den letzten Monaten bereits Gespräche mit zwei Interessenten gegeben, deren Kontakte an die Zuständige, Fr. Bürgermeisterin Paruta-Teufer, weitergeleitet wurden. Auch habe ich mich als Stadtmanagerin für die touristische Vermarktung Freistadts als Braustadt (unter anderem im Rahmen der BierWeltRegion) engagiert. Denn die strategische Positionierung Freistadts als mittelalterliche Brau-Erlebnis-Stadt ist ein wichtiges Ziel des Stadtmarketings.

Mehrere Punkte dieses Programmes verschieben sich aber immer weiter nach hinten, weil man versucht, mich mit Aufgaben zu überhäufen, die einerseits absolut nichts mit Stadtmarketing zu tun haben und andererseits von der Umsetzung einer strategischen Positionierung weit entfernt sind. Manch politischer Meinungsmacher scheint eine andere Einstellung in Bezug auf die Selbständigkeit eines Stadtmarketing-Büros zu haben, als ich. So werden beispielsweise in (in meiner Abwesenheit stattfindenden) Sitzungen von der Bürgermeisterin Personalleistungen aus dem Stadtmarketing für externe Veranstaltungen wie zB dem „Tag der Sonne“ versprochen, oder es wird in Pro Freistadt Vorstandssitzungen betont, dass das Stadtmarketing der „Ideen-Umsetzer“ von Pro Freistadt sei.

Die kürzlich gefallene Personalentscheidung über die Besetzung der Assistenzstelle des Stadtmarketings mit einer selbst ernannten „ÖVP-Frau“ und Vorstandsmitglied des Vereins Pro Freistadt verschärft diese Situation zudem und stellt die Neutralität des Stadtmarketings berechtigter Weise in Frage. Ich bin in keiner Partei politisch engagiert. Dass ich zur ÖVP dieselbe Nähe bzw. Distanz wie zu allen anderen in Freistadt aktiven Parteien habe, wird mir nun zur Last gelegt. Weil ich Dinge hinterfrage, wird mir vorgeworfen, dass ich der ÖVP-Bürgermeisterin und der gesamten Partei gegenüber illoyal sei. Eine Anschuldigung, die mir gemeinsam mit der erlebten Einflussnahme das Gefühl vermittelt, dass man Schritt für Schritt versucht, das Stadtmarketing in Freistadt – das eigentlich autonom agieren sollte – zu einer ÖVP-geführten Servicestelle für Events umzufunktionieren.

Leider gibt es nicht nur Auffassungsunterschiede, was die Verbindlichkeit des beschlossenen Jahresprogramms und Budgets betrifft, sondern auch was die Einhaltung der vor Dienstantritt versprochenen Leistungen seitens der Freistädter Kommunalbetriebe GmbH betrifft. So wurde mir – wie bereits oben erwähnt – verwehrt, meine Assistenzkraft selbst auszuwählen.

Ich bedauere es, Freistadt den Rücken kehren zu müssen. Aber unter den derzeitigen Voraussetzungen ist es mir unmöglich, meiner Tätigkeit in entsprechender Form nachzukommen. Nach langen Überlegungen und Verbesserungsbestrebungen sehe ich mich aber hauptsächlich der Stadt und der Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich und muss daher an diesem Punkt leider das Dienstverhältnis beendigen. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir für Freistadt nur das Beste und den Menschen, die in und für Freistadt etwas bewegen wollen, wünsche ich viel Kraft und Ausdauer.

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