Marchfeldschnellstraße
Ein Vogel stoppt möglicherweise das S8-Projekt

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Die Marchfeldschnellstraße S 8 ist derzeit wieder Gesprächsthema Nummer eins im Bezirk Gänserndorf, seit dem sich das Bundesverwaltungsgericht kürzlich für den Vogel "Triel", der durch den Bau der S8 vom Aussterben bedroht sein würde stark machte. Das genaue Urteil wird in den kommenden Wochen bekannt gegeben.

BEZIRK. Ein Federvieh wirbelt bei der geplanten Marchfeldschnellstraße S 8 vom Wiener Speckgürtel durchs Marchfeld nach Marchegg Staub auf – und beschert der beim zuständigen Verkehrsministerium angesiedelten Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eine ordentliche Verspätung - nämlich ganze neun Jahre. Noch länger, wird schon zwischen Befürwortern und S8-Gegnern diskutiert und gestritten. Jetzt steht das Schnellstraßenprojekt auf dem Abstellgleis. 

Ärger über Entscheid des Gerichts

„Abgesehen davon, dass das Verfahren der diesbezüglichen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bereits neun Jahre lang dauert, ist es ein Witz, dass sich Gerichte dazu befugt fühlen, sinnvolle und notwendige Verkehrsplanungen zu verhindern“, zeigte sich der Gänserndorfer Landtagsabgeordnete, FPÖ-Verkehrssprecher Dieter Dorner empört. „Das Ergebnis sind Staus im Ortsgebiet mit allen dazu gehörenden Umweltbelastungen. Ob das dem Vogel Triel, der angeblich durch den Bau der S 8 vom Aussterben bedroht sein soll, weiterhilft, darf bezweifelt werden“, sagt Dorner.

Vogel- vor Menschenschutz

„Für uns und alle Betroffenen ist das eine Katastrophe“, sind sich Walter Krutis (VP-Bürgermeister in Raasdorf) und Friedrich Quirgst (VP-Bürgermeister in Deutsch Wagram) einig. Dass die Marchfeld Schnellstraße nun doch nicht gebaut werden dürfte, ist für die beiden Ortschefs nicht zu akzeptieren. „Hier geht Vogel- vor Menschenschutz. Das ist ja keine Verhältnismäßigkeit“, ärgert sich Quirgst.

Da war die Welt noch in Ordnung: Friedrich Quirgst (l.) und Walter Krutis mit dem positiven UVP-Bescheid im Frühjahr 2019.  | Foto: Gemeinde Raasdorf
  • Da war die Welt noch in Ordnung: Friedrich Quirgst (l.) und Walter Krutis mit dem positiven UVP-Bescheid im Frühjahr 2019.
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  • hochgeladen von Thomas Pfeiffer

Auch die Anwohner der betroffenen Gemeinden sind über das negative Gerichtsgutachten verärgert und fordern endlich Lösungen: "Das Problem dabei ist, daß sich die Verantwortlichen keine Gedanken über Ortsumfahrungen machen – sie reden sich auf die S8, auf das Land und auf den Umweltschutz aus – und so wächst das tägliche Chaos in unseren Gemeinden", so ein verärgerter Anwohner aus Strasshof an der Nordbahn (Name der Redaktion bekannt).


Das Marchfeld erstickt im Stau

Verärgert über die Entscheidung des Gerichts zeigt sich indes das Land NÖ. VP-Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko: „Die Leidtragenden der andauernden Verzögerung sind die Bewohner des Marchfelds. Jeder Tag mehr im Verfahren bedeutet einen weiteren Tag mehr an verminderter Lebensqualität durch Abgase und Lärm des Durchzugsverkehrs.“ Das Land stehe zu 100 Prozent hinter dem Projekt. „Wir haben in den letzten Jahren unsere Vorarbeiten im Straßenbau geleistet und gehen davon aus, dass man seitens der Asfinag und des Verkehrsministeriums auch alles für die weitere Umsetzung tun wird.“ Auch weitere Befürworter wie der Landtagsabgeordnete und Bürgermeister der Bezirkshauptstadt René Lobner erklären das Straßenprojekt noch nicht für tot. Kurzerhand wurde auch eine Demonstration am kommenden Freitag unter dem Titel "Nein zum Stau – Ja zur S8" vor dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in Wien ins Leben gerufen. 

Umweltschützer fühlen sich bestätigt

Jurrien Westerhof, der beim WWF Österreich für die Marchregion zuständig ist: „Wir fordern jetzt umwelt- und klimafreundliche Alternativen mit mehr öffentlichen Verkehrsmitteln und Radwegen.“ Und weiter: „Wo bleiben die gut getakteten und pendlertauglichen Busverbindungen? Wo sind im großteils völlig ebenen Marchfeld die Radwege?“, fragt sich Westerhof.

"Die Verhandlung war eine planungstechnische  Bankrotterklärung der Autobahnbauer die verzweifelt versucht haben, mit Verschleppungstaktik Zeit zu gewinnen und nach neun Jahren im
laufenden Verfahren mit der Planung praktisch von vorne zu beginnen", meint unterdessen Wolfgnag Rehm als Vertreter der Umweltorganisation VIRUS und der Bürgerinitiative Marchfeld (BIM). "Die S8, das Vetternprojekt der S1 Lobauautobahn ist somit angezählt,  die Erörterung der weiteren Beschwerdevorbringen erübrigt sich und wenn nicht das Ermittlungsverfahren wieder aufgemacht wird, was  praktisch so gut wie nie vorkommt, dann ist nur eine negative Entscheidung und damit eine Abweisung des Projektes möglich", erklärt der Umweltschützer.

Grüne fordern jetzt Umfahrungen

"Mit den ersten Plänen für eine Schnellstraße sind zeitgleich sämtliche Umfahrungspläne in die unterste Schublade verschwunden. Jetzt ist die Zeit gekommen, um über die tatsächliche Entlastung der Ortskerne nachzudenken", sagt Grünen-Fraktionssprechein Beate Kainz. "In diesem Verfahren ist es um die Auswirkungen auf Mensch und Natur gegangen. Wenn die Negativen überwiegen, ist das Projekt abzulehnen. Die kurzzeitige Entlastung durch die S 8 wäre sehr schnell wieder wettgemacht worden. Hochrangige Straßen ziehen Verkehr an – die S 8 genauso wie alle anderen Straßen. Der Bau der Marchfeldschnellstraße hätte Mensch und Natur geschadet. Das müssen auch die Straßenbefürworter zur Kenntnis nehmen. Endlich kann wieder über Alternativen nachgedacht werden", so Kainz.

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