Stammzellenspende
Benjamin Thor gab, um ein Leben zu retten

- Benjamin bei der Spende im AKH Wien.
- Foto: Privat
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Benjamin Thor hat einem an Leukämie erkrankten Mann mit seiner Stammzellenspende geholfen und ihm ein längeres Leben ermöglicht. Er berichtet von seiner Erfahrung.
GMÜND/ALBRECHTS. Zum ersten Mal in Berührung mit dem Thema Stammzellenspende kam Benjamin Thor aus Albrechts durch ein persönliches Familienschicksal. "Meine Schwester Julia erkrankte 2009 mit 15 Jahren an Leukämie. Da die Wahrscheinlichkeit, dass Geschwister als Stammzellenspender geeignet sind, besonders hoch ist - sie liegt bei 25 Prozent - wurden ich und meine zweite, noch jüngere Schwester getestet. Dabei stellte sich heraus, dass ihre Stammzellen besser passen als meine und sie wurde die Spenderin", erzählt der heute 33-Jährige. Leider verlor Julia einige Monate später den Kampf gegen den Blutkrebs.
Ein paar Jahre darauf, 2018, kontaktierte der Verein "Geben für Leben" Benjamin und fragte ihn, ob er sich in der weltweiten Datenbank als potenzieller Stammzellenspender registrieren lassen möchte. "Ich dachte eigentlich, dass ich schon nach der Spendersuche für meine Schwester damals registriert war. Ich stimmte sofort zu und machte einen Wangenabstrich für die Typisierung", erklärt er. Seitdem ist er im internationalen Register erfasst.

- Benjamin bekam auch eine Urkunde.
- Foto: Privat
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Im Herbst 2021 erhielt er dann die überraschende Nachricht, dass er möglicherweise als Spender für einen Leukämiepatienten infrage kommt. Nach einer genauen Blutuntersuchung stellte man fest, dass er tatsächlich geeignet ist und er war für den Patienten "reserviert".
Im Dezember war es so weit und Benjamin wurde verständigt, dass seine Stammzellen nun benötigt werden. Bei einer Voruntersuchung im AKH Wien wurde er nochmal durchgecheckt und über das weitere Vorgehen aufgeklärt. Die Stammzellenspende selbst fand im Jänner 2022 im AKH statt.
Mehr Lebenszeit geschenkt
An den vier aufeinanderfolgenden Tagen vor der Spende musste sich Benjamin täglich zwei spezielle Spritzen verabreichen, damit die Stammzellen vermehrt im Knochenmark gebildet und in die Blutbahn ausgeschüttet werden. Dies führte zu grippeähnlichen Symptomen und Schmerzen im Rücken, Nacken und in den Schultern.
Die Spende selbst verlief völlig unkompliziert. "Mir wurde venös Blut von einem Arm entnommen, in einer Maschine in seine Bestandteile zentrifugiert, die Stammzellen herausgefiltert und das Blut über einen zweiten Zugang im anderen Arm wieder zurückgeführt. Ich hatte so viele Stammzellen, dass ich schon nach etwas über zwei Stunden fertig war", erinnert sich Benjamin. Wer der Empfänger war, erfuhr er erst danach: "Es war ein Mann mittleren Alters aus Deutschland." In weiterer Folge hatte er noch Nachuntersuchungen beim Hausarzt zur Kontrolle seiner Blutwerte und Nachbildung der Stammzellen, die ihm aufgrund seiner Spende fehlten.

- Stammzellen wurden durch eine Maschine, den sogenannten Zellseparator, aus dem Blut herausgefiltert und in einem Beutel gesammelt.
- Foto: Privat
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Erst nach Ablauf einer Anonymitätsfrist von zwei Jahren haben Spender und Empfänger die Möglichkeit, sich persönlich kennenzulernen. Dazu kam es aber leider nicht mehr, denn der Mann verstarb im Frühjahr 2023. "Ohne meine Stammzellen hatte er eine Lebenserwartung von nur mehr wenigen Wochen. Durch meine Spende konnte sein Leben um 15 Monate verlängert werden. Es ist ein besonderes Gefühl, einem Menschen auf diese Weise geholfen zu haben", sagt Benjamin. Er würde jederzeit wieder spenden.
Wissenwertes
- Stammzelltransplantationen werden überwiegend bei Patienten durchgeführt, die unter bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems leiden. Am häufigsten bei Blutkrebs (Leukämien).
- Bei der Stammzellspende geht es nur um die blutbildenden Stammzellen. Aus diesen werden die Zellen des Blutes gebildet: die roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport, die weißen Blutkörperchen für die Immunabwehr und die Blutplättchen für die Gerinnung.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei fremde Menschen zueinander passende Gewebemerkmale haben, liegt bei nur 1:500.000.
- Personen ab dem 18. und bis zum 35. Geburtstag können sich als Spender registrieren lassen. Eine Spende ist bis zum 55. Lebensjahr möglich.
- Es gibt zwei Arten zu spenden: Entnahme aus dem Blut oder Entnahme aus dem Beckenkamm.
- Die Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung der entscheidenden Gewebemerkmale ist unter Geschwistern am höchsten.
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