Schule: Wenn der Nachzipf anzipft
Nicht alle SchülerInnen konnten die Ferien genießen – sie mussten eine Nachprüfung machen.
BEZIRK (pp). Zu Beginn dieser Woche entschied sich das Schicksal von 6.500 jungen Niederösterreichern, die sich in den Ferien auf einen Nachzipf, hauptsächlich in den Gegenständen Mathematik, Deutsch und Englisch, vorbereiten mussten. Dabei haben sich die Betroffenen nicht nur die Ferien verhaut, sondern auch die Finanzen der Eltern ordentlich belastet. Laut einer AK-Studie geben diese im Schnitt 670 Euro für Nachhilfe aus, pro Stunde fallen zwischen 15 und 37 Euro an (siehe "Zur Sache").
Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Gmünd umgehört, sprachen mit Betroffenen über die Plage Nachzipf und die Strategien, wie man damit umgeht.
Aufstiegsklausel
Jutta Göschl, Direktorin des Schulzentrums Gmünd mit den Schultypen Handelsakademie, Handelsschule, Aufbaulehrgang Wirtschaft und Fachschule Wirtschaft, kann bestätigen, dass von ihren rund 400 SchülerInnen etwa jedes Jahr 10 bis 15 Prozent im Herbst eine Nachprüfung haben, heuer waren es 12 Prozent.
"Es treten erfahrungsgemäß nur etwa 60% zur Prüfung an, der Rest hört mit der Schule auf, wiederholt freiwillig oder verlässt sich auf die Aufstiegsklausel. Aber von denen, die antreten, schaffen gut 80% die Prüfung." Auch im Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Gmünd gibt es diese Möglichkeit, wie Direktor Günter Czetina berichtet. Von seinen über 400 Schützlingen kamen insgesamt vier in den Genuss der Aufstiegsklausel. Sieben SchülerInnen mussten die Nachprüfung auf alle Fälle durchziehen. "Aus den Erfahrungen der letzten Jahre kann ich sagen, dass rund zwei Drittel die Nachprüfungen positiv erledigen und etwa ein Drittel die Klasse wiederholen muss", resümiert der Direktor.
Hilfe annehmen
Das Hilfswerk Gmünd bietet ebenfalls Beratung und Betreuung "Rund ums Lernen" an. Dabei werden betroffene SchülerInnen mit NachhilfelehrerInnen zusammengebracht, wobei die Verrechnung über das Hilfswerk erfolgt. Die Stunde kostet 32 oder 37 Euro, je nachdem, ob ein Hausbesuch notwendig ist oder der Schüler wohin kommen kann.
In diesem Zusammenhang hat Andrea Weber vom Gmünder Hilfswerk auch gleich einen Appell an betroffene Eltern: "Bitte rechtzeitig um Nachhilfe kümmern, ganz besonders auch im Sinne des Kindes. Grundsätzlich weiß man ja schon bei der Zeugnisverteilung, dass im Herbst ein Nachzipf ansteht. Also nicht bis zwei Wochen vor den Prüfungen warten, da ist es meist schon zu spät!"
Ferien verhaut
Eine 18-jährige Schülerin aus dem Bezirk Gmünd kann aus eigener leidvoller Erfahrung berichten, hat sie doch auch in den Ferien für den Englisch-Nachzipf lernen müssen. Ferien genießen? Fehlanzeige. "In Gedanken ist man jederzeit bei der Prüfung. Ich habe bereits im Juli mit dem Lernen begonnen, im August ist es dann natürlich sehr intensiv geworden. Gottseidank brauchte ich keinen teuren Nachhilfelehrer, da mir meine Schwester helfen konnte." Die Schülerin hat ihre Prüfung noch vor sich. Anders als eine ihrer Klassenkameradinnen, die ebenfalls wie zwei weitere Kollegen eine Wiederholungsprüfung ablegen musste. Die Freundin weiß schon, dass sie zwar negativ war, aber trotzdem mit der Aufstiegsklausel in die nächste Schulstufe startet.
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