Zappa, wie waren die 70er?
Eine Zeitreise in den Bezirk Gmünd der 70er Jahre mit Bgm. Helga Rosenmayer und "Zappa" Johann Cermak.
BEZIRK (eju). Glockenhosen, Koteletten, Kernkraft, eiserner Vorhang. Würde man heute ins Niederösterreich der 70er-Jahre zurückkehren, man würde das Land nicht wiedererkennen. Eine Schau im NÖ Ausstellungs-Mekka, der Schallaburg, widmet sich derzeit dieser Epoche unserer jüngeren Geschichte. Die Bezirksblätter wagten die Zeitreise in die Vergangenheit des Bezirkes Gmünd.
Eine schöne Zeit
Bürgermeisterin Helga Rosenmayer aus Gmünd denkt gern an die 70er-Jahre: "Es war eine wirklich schöne Zeit. Wir haben unsere Jugend in Gmünd in der Unionshalle beim Tennisspielen verbracht. Dort hab ich meinen Mann "Rosi" kennengelernt, da waren wir erst 18. Später sind wir mit meinem VW-Käfer - Baujahr 1963, er hatte Rallyestreifen und Sportfelgen - auf Urlaub gefahren: Italien, Frankreich und retour, 4.000 Kilometer in einem Sommerurlaub. Gewohnt haben wir auf Campingplätzen, Geld hatten wir kaum, dafür aber jede Menge Zeit, es war herrlich. Mit Rosi bin ich auch zu vielen Konzerten gefahren, zum Beispiel zu Queen. Wir haben nur gute Musik gehört."
Langhaarige waren Feindbild
Ähnlich schöne und auch ein paar nachdenklich stimmende Erinnerungen hat das Blues-Musik-Aushängeschild des Bezirkes "Zappa" Johann Cermak: "Für uns haben Glockenhosen und Koteletten schon in den 60er-Jahren angefangen. Die Hosen haben wir uns beim Schneider machen lassen, die gab es von der Stange nicht. Mit den langen Haaren war es nicht so einfach. Wir waren für viele ein Feindbild. In Wien, wo ich sieben Jahre gelebt und gearbeitet habe, ist es schon vorgekommen, dass man mit einem Auto deswegen gezielt angefahren wurde. In manchen Lokalen wurden wir nicht bedient und in meinem Job trug ich anfangs eine Kurzhaarperücke."
Autostoppen als Fortbewegungsmittel
Besonders gern erinnert sich der Musiker an seine Autostopp-Erlebnisse: "Wir sind von hier aus bis in die Türkei getrampt. Durchs Reisen und Herumkommen erweitert sich der Horizont." Alles sei insgesamt viel freier gewesen. Von Wien aus seien er und seine Freunde am Wochenende nach Bad Vöslau in die Wälder gefahren und hätten gecampt, mit Lagerfeuer, Musik und Alkohol. Auch rund um seinen Heimatort Heidenreichstein sei das Feiern im Wald mit Lagerfeuer gang und gäbe gewesen: "Das hat niemanden gestört. Wenn man das heute macht, kommt die Polizei. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre wurde es 'in', aufs Land zu ziehen und gemeinsam auf einem Bauernhof als Selbstversorger zu leben. Das haben wir auch gemacht. Manchen Nachbarn hat das sehr gut gefallen, andere haben vermutet, wir würden Orgien feiern", lacht Zappa und erzählt lange weiter - das würde aber den Rahmen des Artikels sprengen.
Ausstellung "Die 70er": 3382 Schallaburg 1. Öffnungszeiten: 19. März bis 6. November, Montag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag: 9 bis 18 Uhr, Kassaschluss jeweils eine Stunde vorher.
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