Marterl im Hausruck
Wissen für nächste Generationen bewahren

- Max Finzinger kennt sich mit Marterl in der Region aus.
- Foto: Mittermayr/BRS
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Marterl finden sich zahlreiche bei uns in den Bezirken Eferding und Grieskirchen. Vereine, Gemeinden und Privatleute kümmern sich um sie.
BEZIRKE GRIESKIRCHEN, EFERDING (jmi). Das müsse alles einmal in den Computer, meint Max Finzinger. Noch hält der Samareiner seine ganzen Recherchen auf Papier und Karton fest. Von der Kapelle am Höllerberg über die Zoisgruberkapelle bis zur Fürneredter Kapelle – Finzinger beschäftigt sich seit vier Jahren mit den Kleindenkmälern in seiner Heimatgemeinde. Anstoß dafür gab der Verein Art im Dorf, der zu einer „Marterlroas“ einlud.
Viele Gründe für Errichtung
Aber Moment, Kapelle ist nicht gleich Kapelle: „Im Volksmund spricht man generell von Kapellen. Eine richtige Kapelle ist jene, die begehbar ist – mit Innenraum zum Hineinsetzen. Alles andere sind Marterl“, so Finzinger. Eine „richtige“ wäre demnach nur die Fürneredter Kapelle. Etwa ein halbes Jahr hat es gedauert, bis er die Informationen zu den 23 Kleindenkmälern in
St. Marienkirchen an der Polsenz zusammengetragen hatte. Gar nicht so einfach: „In den Pfarrmatriken findet man zumindest immer das Jahr der Einweihung. Natürlich fragt man auch bei den Hausbesitzern, den Altbauern, nach.“
Errichtet wurden die Marterl aus verschiedenen Gründen, meist als Erinnerung an ein Unglück, Todesfälle oder Krankheiten. Weitere Gründe sind Kriegsheimkehrer, mystische Erscheinungen oder besondere Vorkommnisse – wie am Höllerberg: Beim Umbau des Bauernhauses wurde ein größerer Geldbetrag gefunden. Das Marterl aus dem 18. Jahrhundert erinnert an diesen Geldsegen. Die Hausbesitzer pflegen die Andenken in Samarein. „Auch das Denkmalamt hat ein Auge darauf, damit diese Bauten auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben“, merkt Finzinger an.
Marterl auf elf Kilometern
Ein „Instandhaltungs-Gemeinschaftsprojekt“ in Sachen Marterl wird in Pollham betrieben. Dort erstreckt sich auf elf Kilometern die „Marterlroas“, eine Idee des Vereins Projekt Pollham (Arbeitskreis Verkehr). 17 durchnummerierte Marterl stehen am Rundgang mit einigen Stichwegen, im Gemeindegebiet finden sich natürlich noch mehr Marterl. Die Pflege der Kleindenkmäler übernehmen Familien, die Beschilderung der Arbeitskreis Verkehr, das Ausmähen der Feldwege die Gemeinde. Einer, der die Pollhamer Marterlroas jedes Jahr vier-, fünfmal abgeht, ist Herbert Doppler, Vorstand im Verein Projekt Pollham.
Er hat sich aktiv mit den Hintergründen der hiesigen Marterl auseinandergesetzt, um die Begehungsstrecke zu ermöglichen. „Ich bin auch selber zu den Leuten hingegangen und habe nachgefragt. Sie waren sehr kooperativ und haben das Projekt sehr positiv angenommen. Natürlich gibt es auch Marterl, wo man zwar das Baujahr weiß, aber leider nicht mehr den Entstehungsgrund. Manchmal war es eine Sisyphusarbeit“, so Doppler. Er betont, wie notwendig es ist, dieses Wissen konkret festzuhalten: „Es ist schon so viel verloren gegangen. Darum ist es wichtig, dieses Wissen zu erhalten.“
Gallspacher gehen auf Tour
Viel Wissen legten sich auch die Gallspacher zu. Kleindenkmäler finden sich in der Gemeinde einige, wie die Marterl zur „Schmerzensmutter“, „Mutter vom Guten Hirten“ oder zu den „14 Nothelfern“. Was sich dahinter verbirgt, erfährt man im Büchlein „Kapellen, Marterl und Wegkreuze“. „Gemeinsam mit zwei älteren Mitgliedern vom Pfarrgemeinderat haben wir die Hintergrundgeschichten der Marterl aufgenommen. Ein Ortschronist ergänzte dies noch“, erklärt Pfarrgemeinderatsobfrau Christine Krempl. Das Buch ist Grundlage der jährlichen „Marterlroas“, organisiert von Pfarre und Gesunder Gemeinde. „Unsere Marterlroasen, bei denen wir jedes Mal eine andere Tour begehen, kommen sehr gut an. Letztes Mal hatten wir auch viele Besucher von auswärts. Heuer, am 15. September, werden wir uns auf den geschichtlichen Hintergrund konzentrieren“, so Krempl.
Augen auf beim nächsten Spaziergang
Kommentar von Julia Mittermayr
Geht es Ihnen auch so? Wie oft sind Sie in Ihrer Heimatgemeinde an einem Marterl vorbeigegangen, ohne dass Sie es bemerkt haben? Dahinter steckt meist viel Arbeit, denn diese Kleindenkmäler, die meist aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammen, müssen gehegt und gepflegt werden. Darum kümmern sich fleißige Hände, meist die Hausbesitzer, manchmal auch Vereine oder die Gemeinde. Aber es gilt, nicht nur die Bausubstanz zu erhalten, sondern auch die Geschichte. Die nächste Generation kann sich vielleicht noch an den Ursprung dieser oder jener Sache erinnern, die übernächste aber nicht. Genau hier setzen Gemeinden und Vereine an, graben sich durch Archive und Dokumente, befragen Hausbesitzer und ältere Einwohner. Eine mühsame Arbeit mit dem einen Ziel: das Kulturgut für die nächste Generation zu erhalten.





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