Ärztliche Versorgung in den Bezirken
"Für Notfälle gibt es eine eiserne Reserve"

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Aus aktuellem Anlass der Lieferengpässe kontaktierte die BezirksRundSchau das Klinikum Wels-Grieskirchen, sowie Hausarzt Martin Dettelbacher aus Schlüßlberg. Wie ist die Lage in den Bezirken Grieskirchen & Eferding?

BEZIRKE. Silvia Hetz, Leiterin der Apotheke im Klinikum Wels-Grieskirchen, beschreibt die Situation im Krankenhaus Grieskirchen: Der Klinikum-Standort Grieskirchen ist von Lieferengpässen betroffen. Allerdings kann durch die Zusammenarbeit der beiden Standorte Wels und Grieskirchen sehr viel abgefedert werden. Wobei sowohl die Apotheke am Standort Wels an Grieskirchen liefert wie auch das Medikamentendepot Grieskirchen an Wels liefert. Dadurch wird insgesamt die Reichweite erhöht."

"Lieferengpässe begleiten uns seit circa 15 Jahren und es sind immer wieder wechselnde Produktgruppen, die schwer verfügbar sind. Derzeit sind es vor allem Antibiotika und davon die Penicilline, die fehlen",

so Hetz.

Im Krankenhaus ist laut der Apotheken-Leitung eine Umstellung der Patienten auf vergleichbare Produkte relativ einfach, weil Apothekerinnen und Apotheker, sowie Ärztinnen und Ärzte eng zusammenarbeiten und die jeweils beste Alternative finden können.

Wie kommt es zu Lieferengpässen?

"Der Lieferengpass bei den Antibiotika ergibt sich durch einen massiven Personalmangel in den Herstellerbetrieben. Dazu kommt, dass durch die Energiekrise zum Teil Verpackungsmittel fehlen", betont die Leiterin der Klinikums-Apotheke. Weiters erklärt Hetz: "An beiden Standorten gibt es Arzneimittelvorräte, die ausreichend groß sind, dass Lieferengpässe in den allermeisten Fällen gar nicht beim Patienten ankommen. Sollte der Engpass zu lange dauern, kommen alternative Arzneimittel zum Einsatz. Für Notfälle gibt es immer eine eiserne Reserve."

Silvia Hetz, Leiterin der Apotheke am Klinikum Wels-Grieskirchen. | Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen
  • Silvia Hetz, Leiterin der Apotheke am Klinikum Wels-Grieskirchen.
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Auslastung und Notfälle

Für Unfälle und Verletzungen gibt es in Grieskirchen die Unfall-Erstversorgung, die täglich von 07:00 bis 19:00 Uhr zur Verfügung steht – außerhalb dieser Zeit erfolgt die Versorgung in Wels. Die Erstversorgungseinheit EVE in Grieskirchen ist rund um die Uhr geöffnet und ist Anlaufstelle vor allem für Patientinnen und Patienten mit akuten Beschwerdebilder. Bei akuten Beschwerden wie beispielsweise Atemnot, akuten Brust- oder Bauchschmerzen ist in der EVE und in der ZNA (Zentrale Notaufnahme) in Wels keine Überweisung notwendig.

"Der Klinikum-Standort Grieskirchen ist ausgelastet. Kurze Aufenthalte werden teilweise durch die tageschirurgische oder Short-Stay-Chirurgie ermöglicht, sofern es keine Risikopatienten betrifft. Patienten, die eine stationäre Betreuung benötigen, bekommen diese auch",

betont Hetz im Interview.

Wie steht es um die Hausärzte in den Bezirken?

Im Gespräch betont Hausarzt Martin Dettelbacher aus Schlüßlberg: „Seit der Situation mit den Lieferengpässen bei Medikamenten, rufen oft Apotheker an, da es in manchen Fällen keine wirkstoffähnlichen Medikamente gibt. Für Patienten ist dies nicht gut, weil sie auf gewisse Medikamente angewiesen und eingestellt sind. Die Telefonate bedeuten zusätzlichen Aufwand.“ Weiters beschreibt Dettelbacher, dass die ärztliche Versorgung im Bezirk Grieskirchen äußerst 'mies' sei:

„Einerseits gehen viele Hausärzte in Pension und andererseits kommen keine neuen Ärzte nach. Meiner Meinung nach liegt es an der Politik: diese wünsche sich eine Primärversorgung (Primary Health Care Center) und keine Einzelpraxen. Wir Ärzte wollen die Primärversorgung gerne, jedoch nicht unter den geplanten Bedingungen.“

Für den Hausarzt fehle es an Wertschätzung seitens der Gesundheitskasse und ordentlichen Arbeitsbedingungen. „Heute habe ich schon 120 Patienten gehabt, auch bei den Kinderärzten sieht es aktuell ganz kritisch aus, da sie keine neuen Kinder mehr aufnehmen können. Ein Mann musste kürzlich nach Ungarn fahren, weil er bei uns in Österreich keinen Operationstermin bekommt. Wir müssen uns entscheiden, ob wir die Hausärzte am Tag oder in der Nacht brauchen. Der HÄND-Dienst muss vom Rest abgekoppelt werden“, betont Dettelbacher. Eine Primärversorgung, kurz Primary Health Care Center, wäre laut Politik wünschenswert, da die Häusärztinnen und Hausärzte dann gebündelt an einem Standort sind und sowohl am Tag, als auch in der Nacht im Einsatz stehen. Laut Dettelbacher verschwinden so die Ärzte jedoch aus den einzelnen Gemeinden, die Bindung zu Patienten wäre viel sachlicher und man würde die Patientinnen und Patienten von einem Facharzt zum nächsten schicken. 

Hausarzt Martin Dettelbacher aus Schlüßlberg. | Foto: Fotoparadies Grieskirchen
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