Privathort droht mit Schließung

GRIESKIRCHEN. Auf freiwilliger Basis werden Grieskirchner Hauptschüler ab Herbst an bis zu drei Nachmittagen pro Woche bis jeweils 16 Uhr in der Schule betreut. Insgesamt haben sich an den beiden Hauptschulen dafür rund 90 Schüler verbindlich angemeldet. „Nur ein Drittel davon wird an allen drei Tagen an der Nachmittagsbetreuung teilnehmen. Die meisten haben sich nur für einen oder zwei Tage entschieden“, sagt Doris Neubacher, Direktorin der Hauptschule 2.
Dieses Angebot ist für die Eltern der Schüler kostenlos. Die Kosten für die pädagogische Betreuung durch hauseigene Lehrer der jeweiligen Schule werden vom Bund übernommen. Für die freizeitpädagogische Betreuung, die zur Nachmittagsbetreuung dazugehört, muss die Stadt aufkommen. „Daher können wir nicht zusätzlich für die Betreuung der Hauptschüler im Privathort Fit4School zahlen“, sagt Pachner. Es sei notwendig, die schulische Nachmittagsbetreuung einzuführen, da dies für den Schulstandort wichtig sei: „Unsere Hauptschulen können nur dann den Wettbewerb mit anderen Schulen bestehen, wenn sie die Nachmittagsbetreuung anbieten“, erklärt Pachner.

Fünf Mitarbeiter gekündigt
Dies bringt den Fit4School-Hortbetreiber Christian Katzgraber in Schwierigkeiten: „Wenn ich künftig für die Betreuung der Hauptschüler keine Unterstützung mehr erhalte, wird mein Umsatz um ein Drittel einbrechen. Ich kann den Betrieb dann nicht mehr weiterführen.“ Er sprach daher am vergangenen Donnerstag seinen fünf Mitarbeitern bereits die Kündigung aus.
Sollte der Hort nun schließen, wird es künftig auch für rund 40 Volksschüler in Grieskirchen keine Hortbetreuung mehr geben. „Ich habe erfahren, dass in spätestens zwei Jahren auch in der Volksschule die schulische Nachmittagsbetreuung angeboten werden soll. Darum macht es für mich keinen Sinn, meinen Betrieb nur für Volksschüler weiterzuführen. Ich will kein Lückenbüßer für zwei Jahre sein“, erklärt Katzgraber. Bürgermeisterin Maria Pachner kann derzeit nicht sagen, ab wann die schulische Nachmittagsbetreuung für Volksschüler tatsächlich kommt: „Fest steht nur, dass ich im Moment für nichts eine Garantie geben kann“, sagt sie.
August Neubacher, Direktor der Hauptschule 1, weist darauf hin, dass ein Hort in einer Stadt wie Grieskirchen zur Bildungslandschaft dazugehören muss: „Die schulische Tagesbetreuung kann den Hort nicht ersetzen. Ein Hort hat ganz andere Qualitäten, wie etwa längere Öffnungszeiten.“

Zur Sache:
Der Privathort „Fit4School“ wird von Christian Katzgraber seit neun Jahren in Grieskirchen geführt. Die Betreuung für ein Kind kostet für die Eltern pro Monat zwischen 42 und 113 Euro (sozial gestaffelt). Die Stadt Grieskirchen unterstützte Fit4School zuletzt pro Jahr mit 13.500 Euro Hortförderung sowie 16.500 Euro zum Ausgleich der sozialen Staffelung. Derzeit werden bei Fit4School insgesamt 54 Volks- und Hauptschüler betreut. Geöffnet ist von Montag bis Donnerstag von 11.30 bis 17 Uhr, am Freitag bis 16 Uhr. In den Ferien und an schulfreien Tagen werden Schüler von 7.30 Uhr bis 17 Uhr betreut.
Bürgermeisterin Pachner hat Christian Katzgraber angeboten, die freizeitpädagogische Betreuung an den Hauptschulen zu übernehmen. Dies lehnte Katzgraber mit der Begründung ab, für die benötigten zehn bis 15 Wochenstunden kein geeignetes Personal finden zu können.

Umfrage: Hort oder schulische Betreuung?

„Grieskirchen nennt sich ‚familienfreundliche Stadt‘. Das ist eine Mogelpackung. Fit4School ist nun der einzige Privathort im Land, der wegen der neuen schulischen Nachmittagsbetreuung zusperren muss. In den Ferien hatten wir auch geöffnet, wenn nur drei Kinder zur Betreuung gekommen sind. So etwas wird es künftig in Grieskirchen nicht mehr geben.”
Christian Katzgraber, fit4school

„Für schulische Nachmittagsbetreuung gibt es große Förderungen vom Bund. Es ist erwünscht, dass diese Betreuungsform eingeführt wird. Die Stadt kann es sich aber in Zeiten wie diesen nicht leisten, für die Betreuung der Hauptschüler doppelt zu bezahlen. Daher wird die Stadt die Hortbetreuung für Hauptschüler bei Fit4School künftig nicht mehr finanziell unterstützen.“
Maria Pachner, Bgm. Grieskirchen

„Die Nachmittagsbetreuung wird an unserer Hauptschule im kommenden Herbst an drei Tagen pro Woche erstmals angeboten. Es handelt sich um zusätzliche Förderstunden, in denen die Schüler lernen und Projekte ausarbeiten können. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zum Hort. An schulfreien Tagen und in den Ferien wird es bei uns keine Betreuung geben.”
Doris Neubacher, Direktorin HS2