Wertvolle Arbeit aus Abfall

- hochgeladen von Rainer Auer
Die Inwertsetzung von Müll schafft Arbeit für Menschen vom sozialen Rand sowie Alltagskunst.
MEGGENHOFEN (raa). Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Tagtäglich wandern Unmengen von Dingen auf den Müll, werden geschreddert oder verbrannt. Sepp Pfeiffer von der Arbeitsgemeinschaft "KunstVomRand" will diesen zerstörerischen Kreislauf durchbrechen.
Begonnen hat alles mit Tausenden Exemplaren ausgemusterter Gotteslob-Gesangsbücher. Statt sie zu entsorgen und im Wert zu vernichten, hat Pfeiffer aus ihnen hochwertige und kunstvolle Sitzmöbel kreiert. Akkurat geschnitten bilden sie in Verbindung mit Holz, Metall und Stoff den Blickfang seiner Möbel. "Kunst bricht mit Tabus, doch heute gibt es kaum noch Tabus", so Multitalent Pfeiffer. "Für mich besteht die Kunst darin, Schönes und Alltagstaugliches in einem nachhaltigen Prozess zu fertigen." Remanufacturing und Redesign nennt man das in Neudeutsch. In der kulinarischen Welt ist das Prinzip längstens bekannt. Paella, Fondue oder die französische Fischsuppe Bouillabaisse sind nur einige Beispiele, wie aus "Abfällen" Spezialitäten werden. "KunstVomRand" geht noch einen Schritt weiter. "Als Erstes steht der Abfall, dann entwickeln wir ein Design", beschreibt Pfeiffer seine Herangehensweise. "Schon bald holen wir die Industrie ins Boot, und das Gros der Arbeit lassen wir in Sozialeinrichtungen durchführen." So können aus alten Büchern, ausrangierten Feuerwehrschläuchen und vielem mehr kleine bis mittlere Serien von kunstvoll erdachten und gefertigten Möbeln werden.
Als ausgebildeter Industrial Designer hat Sepp Pfeiffer für Größen wie Carrera und Porsche Design gearbeitet. Er kennt als Metallplastiker die Herstellungsprozesse und baut die Prototypen in Handarbeit. Unternehmer wie Laurenz Pöttinger werden dann hinzugezogen, um beispielsweise Metallteile zu bearbeiten. Die Produktion wird in "Behindertenwerkstätten" oder auch Justizvollzugsanstalten übernommen. "In diesem Konzept gibt es im Grunde nur Gewinner", betont Pfeiffer. "Wir setzen Abfall wieder in Wert, die Industrie und die Sozialeinrichtungen bekommen Aufträge, sozial schwache Menschen haben Arbeit, und der Endabnehmer hat schöne Möbelstücke." Was im Moment fehlt, ist der Vertrieb. "Dazu braucht es große Stückzahlen, und die kosten Geld." Pfeiffer wünscht sich Aufträge aus dem öffentlichen Raum. "Wir könnten beispielsweise Ausstattungen liefern, um ein finanzielles Grundgerüst zu schaffen."
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