Falsches Futter
Zahmer Rehbock in Wallern musste qualvoll sterben
Unbekannte warfen Semmel ins Gehege: Zahmer Rehbock in Wallern musste qualvoll sterben.
WALLERN. Wenn plötzlich das eigene geliebte Tier stirbt, bricht für viele eine Welt zusammen. So musste sich die Wallerner Familie Situk fühlen, als sie vor Kurzem ihren zahmen Rehbock „Bocki“ gefunden hatte. Das sechsjährige Tier lag leblos im Gehege. Zum Tod führte eine Semmel, die Unbekannte ins Gehege geworfen hatten. „Er ist qualvoll in der Nacht gestorben. Mit Schaum vor dem Maul, total aufgebläht. Wenn wir ihn früher gefunden hätten, hätten wir ihn noch erlösen können. Aber man ist ja nicht die ganze Zeit draußen“, erzählt Carina Situk. Ihr Mann und ihr Vater sind Jäger.
Brot ist nichts für Wildtiere
Was möglicherweise viele nicht wissen: Brot ist für Wildtiere ungesund. Für Familie Situk führte dieser Umstand zu einem schmerzvollen Verlust. Bocki wurde liebevoll von Carina Situks Mutter Barbara aufgezogen. Das Tier hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, weil es sich in einem Fußballnetz verfangen hatte. Ein Auswildern des Jungtieres war nicht möglich: Aufgrund der Verletzung wäre es nicht überlebensfähig gewesen. Deshalb durfte es im großen Gehege der Familie bleiben.
Was es für die Wallernerin noch schwieriger macht: Bockis Tod ist kein Einzelfall. Mufflon "Marley" wurde von Unbekannten Salat ins Gehege geworfen, was zu Marleys Tod führte. Ihre Mutter wiederum wurde von einem Hund gerissen.
Reh "Lilly" erlag seinen Verletzungen, nachdem Unbekannte ins eingezäunte Gehege gestiegen waren und Lilly und Bocki gejagt hatten. Situks Eltern fanden Fußspuren, beide Tiere wurden verletzt. „Ich verstehe nicht, warum Leute Tiere in einem Gehege füttern, ohne zu fragen. Wir haben einen eingezäunten Teich, wo das Gehege st, sogar da kommen Leute hin – obwohl ein Zaun da ist“, so Situk. Am Gehege war auch ein „Nicht füttern“-Schild angebracht, es wurde aber von Unbekannten heruntergerissen.
Experten: "Finger weg"
Füttern ist gut gemeint, aber oft tödlich für die Tiere. Der Grieskirchner Bezirksjägermeister Adolf Haberfellner erklärt: „Oft ist es einfach falsch verstandene Nächstenliebe. Jegliche Art von Backwaren ist eigentlich keine Nahrung für Wildtiere. Bei der Nutztierhaltung kommen diese teilweise zum Einsatz, aber nur zu einem gewissen Prozentteil.“ Hintergrund: Rehe sind Wiederkäuer und haben einen komplizierten Verdauungsvorgang. Auch Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbunds OÖ, rät vom Wildtierfüttern ab. "Rehe haben einen sehr komplizierten Verdauungstrakt und halten Brot überhaupt nicht aus." Ähnliches gelte bei Enten: Die Tiere können sich laut Limberger locker selbst mit Nahrung versorgen. "Wenn man Wildtieren etwas Gutes tun will, dann beim Obstbaumschneiden die Äste liegen lassen. Die Hasen holen sich die Rinden, die Nährstoffe enthalten", erläutert der Naturschutzbundobmann. Die beiden Experten sind sich einig: Das Beste, was Spaziergänger tun können, ist, Tiere als auch Futterstationen in Ruhe zu lassen.
Hintergrund bedenken
Carina Situk hofft, dass sich die Leute mit Wildtieren auseinandersetzen – nicht nur, was die richtige Fütterung angeht, sondern auch bezüglich der Arbeit von Jägern. „Als Jäger ist man verschrien, man würde alles töten. Aber bei einem Wildunfall ist es gut, wenn ein Jäger das Tier erlöst, und es nicht elendig zugrunde geht. Auch bei Treibjagden bedenken viele nicht den Hintergrund: Es wird eine bestimmte Stückzahl vorgegeben, die abgeschossen werden muss. Sonst kommt es zu einer Überpopulation, und die Tiere würden alles auf den Feldern abfressen“, so Situk.
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