Abschiedsinterview
"Als Bürgermeister muss man ein guter Zuhörer sein"

Alois Zauner (VP) sitzt seit 1991 auf dem Bürgermeistersessel in Hofkirchen an der Trattnach. | Foto: vb/BRS
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Alois Zauner (VP) war 30 Jahre lang Bürgermeister in Hofkirchen an der Trattnach. Bei der kommenden Wahl tritt der 59-Jährige nach fünf Legislaturperioden nicht mehr an.

HOFKIRCHEN/TRATTNACH. Im BezirksRundschau-Interview lässt Zauner seine Amtszeit Revue passieren, erklärt was seiner Meinung nach einen guten Bürgermeister ausmacht und warum er bis heute kein Handy braucht.

Sie haben als Bürgermeister in Hofkirchen fünf Legislaturperioden miterlebt. Was waren die "Highlights"?
Zauner: Ein Projekt, das mir sehr am Herzen gelegen ist und 2019 fertiggestellt wurde, war die Generalsanierung der Mittelschule. Mittlerweile ist es vollkommen abgeschlossen und finanziert. Auch weitere Sanierungen wie die der Musikschule und des Kindergartens wurden umgesetzt. Außerdem sind während meiner Amtszeit rund 600 Arbeitsplätze in Hofkirchen entstanden. Die Bauverhandlungen im Jahr 2009 für die Erweiterung des Betriebsbaugebietes an der B141 waren spannend, da wir auf der neun Hektar großen Fläche 70 Grundeigentümer hatten. Das war eine enorme Herausforderung, hat sich aber langfristig gesehen sehr positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Gemeinde ausgewirkt.

In 30 Jahren ändern sich Themen, Interesse und Anliegen in der Bevölkerung. Inwieweit war hier ein Unterschied für Sie als Bürgermeister zu erkennen?
Die Arbeit im Gemeinderat hat sich nicht wesentlich verändert. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den anderen Parteien und den handelnden Personen. Auffallend ist aber, dass die Leute fordernder geworden sind. Wenn es ein Problem gibt, muss sofort eine Lösung her. Die Erwartungshaltung hat sich definitiv verändert.

Wie meinen Sie das konkret?
Zum einen ist es so, dass sich die Lebensumstände in den vergangenen dreißig Jahren verändert haben. Die Vereinigung von Beruf und Familie ist zum Beispiel so eine Sache. Viel mehr Frauen sind jetzt auch beruflich tätig. Dementsprechend muss eine Gemeinde auch Betreuungsangebote bereitstellen. Zum anderen ist die Digitalisierung ein enormer Zeittreiber. Jeder ist immer verfügbar, und das setzt einen in gewisser Hinsicht auch unter Druck. Viele Menschen sind nicht mehr bereit, selbst über Lösungen für Probleme nachzudenken. Man "googelt", schreibt eine E-Mail oder kontaktiert jemanden auf den diversen sozialen Netzwerken. Das geht auch auf Kosten der Gesprächskultur. Ich persönlich habe bis heute kein Handy.

Ist das in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich?
Das ist eine reine Frage des Zeitmanagements. Ich weiß, ich bin damit eine Rarität, aber es geht sich gut aus. Die Leute wissen, wann und wo sie mich erreichen können. Der Alltag ist so für mich sicher stressfreier.

Muss man sich in so einer langen Phase nicht trotzdem den Veränderungen in der Gesellschaft anpassen? 
Natürlich kann und darf man die gesellschaftliche Entwicklung nicht ignorieren. In der gesamten Arbeitsabwicklung hat sich eben aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung einiges verändert – vieles auch zum Guten, das ist unbestritten. Aber ich war vor dreißig Jahren schon der "Lois" für alle und bin es auch bis heute noch.

Auf was kommt es Ihrer Meinung nach an, um in der Kommunalpolitik über so lange Zeit erfolgreich zu sein?
Da gibt es mehrere Dinge. Man muss auf jeden Fall ein guter Zuhörer sein und generell einen Draht zur Bevölkerung entwickeln. Das bedeutet auch, mit Kritik umgehen zu können. Außerdem ist meines Erachtens nach auch eine gewisse Geradlinigkeit notwendig. Das heißt Sachen durchzuziehen und auch einmal Nein zu sagen, wenn etwas – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich ist.

Gab es in Ihrer Amtszeit Entscheidungen, die Sie im Nachhinein anders getroffen hätten oder möglicherweise sogar bereuen?
Eine Entscheidung muss zu dem Zeitpunkt, wo man sie trifft, richtig sein. Das war bei mir rückblickend so. Dass man im Nachhinein vielleicht dann was anders gemacht hätte, mag schon sein. Aber es ergibt wenig Sinn, über die Vergangenheit zu jammern oder etwas nachzuweinen. Man muss damit leben können, dass sich die Rahmenbedingungen über die Jahre eben ändern. Im Endeffekt muss es für die Bevölkerung, aber auch für einen selbst vertretbar sein.

Wo sehen Sie in Hofkirchen noch Verbesserungspotenzial?
Es sind bereits viele Projekte in der Pipeline für die kommende Legislaturperiode. Es steht die Generalsanierung der Volksschule und des Kindergarten am Programm, das Klubgebäude der Union wird teilsaniert und in den neuen Siedlungsgebieten sollen auch die Straßen zeitnah fertiggestellt werden. Alles andere ist dann die Sache des neuen Gemeinderates. Ich will mich da nach meiner Zeit nicht einmischen und aus der zweiten Reihe großartige Ratschläge geben.

Was machen Sie dann mit der vielen freien Zeit, die sich nun ergibt?
Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht viele Gedanken gemacht. Ich werde es einfach mal genießen. Zu Hause wartet außerdem die Landwirtschaft auf mich, da gibt es Arbeit genug. Ich war jetzt mehr als mein halbes Leben Bürgermeister. Es ist ein schöner Beruf, man hat viel mit Leuten zu tun und es ist spannend, weil vieles nicht planbar ist. Aber es ist sicher gut, wenn jetzt alles mal stressfrei abläuft.  Als ich mit 29 Jahren angefangen habe, hat es geheißen "Das ist super, den haben wir jetzt bestimmt 30 Jahre" – worauf ich nur den Kopf geschüttelt habe. Und im Endeffekt ist es wirklich so gekommen (lacht).

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