Bürgermeister Jürgen Höckner
Trotz offenen Prozesses "positiv in die Wahl"

- Die Bürgermeisterwahl findet am 26. September statt.
- Foto: Seidl (Symbolfoto)
- hochgeladen von Julia Mittermayr
Das Strafverfahren wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung läuft noch. Schartens Ortschef Jürgen Höckner stellt sich im Herbst dennoch der Bürgermeisterwahl.
SCHARTEN (tk/jmi). Jürgen Höckner geht bei den Wahlen am 26. September erneut als Bürgermeisterkandidat für die ÖVP in Scharten ins Rennen. Und das, obwohl sich der 54-Jährige gerade vor Gericht wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und sexuellen Belästigung seiner ehemaligen Amtsleiterin verantworten muss.
"Ich habe das nicht getan, will mich auch nicht verstecken. Ich habe den Bürgermeisterjob gerne gemacht. Ich habe lange überlegt, die Entscheidung nicht alleine getroffen, sondern auch mit meiner Familie und der Partei abgesprochen. Ausschlaggebend war, dass ich relativ viele Rückmeldungen von der Bevölkerung bekommen habe, ich solle wieder kandidieren. Ich habe gewusst – mit allen Konsequenzen –, dass es medial einen großen Wirbel geben wird"
, erklärt Höckner gegenüber der BezirksRundschau.
Rückenwind aus Scharten
Er betont: "Ich habe nichts Unrechtes getan. Vor Ort in der Gemeinde bekomme ich auch viel Rückmeldung dazu." Was passiert, wenn der Prozess für Höckner negativ ausgeht? Der amtierende Bürgermeister gibt sich zuversichtlich: "Ich bin eigentlich überzeugt davon, dass es gut ausgeht. Wir haben natürlich in der Ortspartei darüber gesprochen. Aber wir haben den Plan, dass ich antrete. Sie alle stärken mir den Rücken, und wir gehen positiv in den Wahlkampf rein." Er habe zudem viele zustimmende Rückmeldungen aus seiner Heimatgemeinde bekommen.
Eine zivilrechtliche Klage Höckners gegen die ehemalige Amtsleiterin wegen Verleumdung brachte den aktuellen Prozess erst ins Rollen. Diese Klage wurde nun endgültig eingestellt, informiert Clemens Krabatsch, Anwalt der ehemaligen Amtsleiterin.
Am Gemeinde-WC onaniert
Beim ersten Gerichtstermin am Landesgericht Wels Mitte Jänner wurde der Angeklagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit einvernommen. Bei der zweiten Verhandlung im März wurde unter anderem das Gutachten zu den DNA-Spuren der Klägerin und des Angeklagten auf einem Taschentuch erörtert. Dieses habe er beim Onanieren im WC im Gemeindeamt verwendet und im Mülleimer entsorgt, hieß es vom Angeklagten.
Zeugen sprechen für Höckner
Die Zeugenbefragung bei beiden Terminen sei "durch die Bank durchwegs positiv" gewesen, sagt Höckners Anwalt Oliver Plöckinger und fährt fort:
"Es sind in dem Fall sehr viele Zeugen – Mitarbeiter und Mandatare – gehört worden. Bis auf die Klägerin habe ich eigentlich gar nichts Negatives gehört, egal von welcher Fraktion. Eigentlich haben alle bestätigt, dass es nie irgendwelche Anzüglichkeiten meines Mandanten gegenüber anderen gegeben hat."
Derzeit sind Auswertungen von elektronischen Daten durch einen Sachverständigen ausständig, bestätigt Gerlinde Hellebrand, Gerichtssprecherin am Landesgericht Wels. Sind diese fertig, wird der nächste Prozesstermin beantragt.
"Frage der Moral"
Zur Kandidatur Höckners meint dessen Prozessgegnerin:
"Das ist für mich eine Frage von Moral und Anstand. Aber das ist nicht mein Thema. Die Bürgermeisterkandidatur, das müssen Herr Höckner und die Schartner Bevölkerung entscheiden. Wenn er sich nicht dafür schämt, was er getan hat und dass er aufgrund seiner eigenen Anzeige nun selbst in mehreren Punkten angeklagt wurde, ist das seine Sache. Das wird aber ohnehin das Gericht klären."
Die ehemalige Amtsleiterin ist seit 1993 bei der Gemeinde Scharten beschäftigt. Seit mittlerweile drei Jahren ist sie jedoch nicht mehr dienstfähig.
OÖVP: Klarer Strich gezogen
Hörbar wenig Freude mit der "Höckner-Situation" hat ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, auch wenn er auf Anfrage der BezirksRundschau nicht direkt auf die Entscheidungsfindung der ÖVP Scharten Bezug nimmt:
„Wir als Landespartei haben einen klaren Strich gezogen. Jürgen Höckner tritt nicht mehr auf der Landesliste für den Landtag an. Wir schicken stattdessen mit Astrid Zehetmair eine junge, engagierte Frau aus Eferding ins Rennen. Und auch in der Bezirkspartei hat es einen Wechsel gegeben.“
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.