Lehre in der Krise
Die Jungen gehen viele andere Wege als die Lehre
BEZIRKE (jmi). Die Zeiten, in denen Unternehmen die freie Auswahl hatten, sind vorbei. Mussten noch vor wenigen Jahren junge Lehrlinge um die besten Ausbildungsplätze kämpfen, sind jetzt die Firmen am Zug.
"Derzeit haben wir im Bezirk Grieskirchen 125 offene Lehrstellen und 52 Lehrstellensuchende – vor zehn Jahren war es genau umgekehrt", erklärt Hans Moser, WKO-Leiter in Grieskirchen und Eferding. Elektrotechniker, Maurer, Koch und Kellner – junge Fachkräfte werden quer durch die Bank gesucht.
Berufswünsche noch ganz "klassisch"
Die Berufswünsche der Jugend sind laut AMS ganz "klassische": Sie betreffen den Metall-, Elektro- und Kfz-Bereich bei den Burschen, bei den Mädchen sind es Verkauf, Büro und Friseur. Woran es hapert? "Hinderlich sind nicht primär die Berufswünsche. Es liegt an Verkehrsverbindungen, der mangelnden Leistungsfähigkeit im sozialen und schulischen Bereich, mangelnden Deutschkenntnissen oder der Unentschlossenheit einiger Jugendlichen, aber auch an den speziellen Anforderungen mancher Betriebe", erzählt Franz Reinhold Forster, AMS-Leiter in Grieskirchen. "Für Jugendliche sind andere Ausbildungswege attraktiver als die Lehre bei einem Betrieb.
Lehre attraktiv machen
Um den Fachkräftemangel abzudecken, wird es nötig sein, die Lehre wieder zu einem attraktiven Ausbildungsweg zu machen", ergänzt Silke Aistleitner, AMS-Chefin in Eferding. Wie die Lehre wieder attraktiv wird? Diese Frage ist natürlich ein Dauerbrenner in der Wirtschaft. "Betriebe müssen sich mehr anstrengen und aktiv werden. Sie müssen Angebote nutzen, bei Veranstaltungen mitzumachen und sich als toller Arbeitgeber präsentieren", wünscht sich Moser von den Betrieben – eine Frage der Kommunikation zwischen den Generationen. Das bestätigt auch Forster: "Für die Betriebe wird umso wichtiger werden, sich auf die Bedürfnisse der Generation, die im Arbeitsmarkt nachrückt, einzustellen."
Duale Ausbildung soll's bringen
Erste Maßnahmen setzt die Wirtschaftskammer diesen Herbst mit der Dualen Akademie. "Zielgruppe sind Maturanten, Studierende und Studienabbrecher. Lehrbetriebe haben die Möglichkeit sich anzumelden. Sie ist ein Projekt, das Zukunft hat. Man kann schon sagen: Sie ist ein Hoffnungsschimmer für uns", so Moser.
Lehre 2018 in Zahlen
- Im Bezirk Eferding verzeichnet das AMS für August 16 vorgemerkte Lehrstellensuchende und 51 offene Lehrstellen. Von diesen Lehrstellen sind 47 sofort zu besetzen. Im Bezirk Grieskirchen sind 52 Lehrstellensuchende beim AMS vorgemerkt. Sie stehen 125 offenen Lehrstellen gegenüber (Stand August). 36 dieser Lehrstellen können sofort besetzt werden.
- "Besonders in den Bereichen Bau und Baunebengewerbe, im Einzelhandel, der Gastronomie und im technischen Bereich wird es immer schwieriger, die offenen Lehrstellen zu besetzen", erklärt Silke Aistleitner vom AMS Eferding.
- Unterstützung bietet das AMS durch Beratung im Berufsinformationszentrum (Berufsinfos, Interessenstest, Ausbildungen und Jobsuche), Infos zur Lehrstellenförderung und überbetriebliche Lehrgänge.
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