Landesobmann im Interview
Burgenlands Blasmusik seit einem Jahr auf Eis gelegt
Der Glasinger Peter Reichstädter ist Obmann des Burgenländischen Blasmusikverbands. Die Corona-Krise hat die Aktivitäten der 90 Vereine und rund 4.050 Musiker seit über einem Jahr praktisch lahmgelegt.
BEZIRKSBLATT: Wie wirkt sich der erzwungene Stillstand auf die Musikvereine aus?
REICHSTÄDTER: Zum einen wirkt es sich auf musikalischem Gebiet aus. Viele haben seit über einem Jahr weder zusammen gespielt noch geübt. Manche Vereine haben sogar im Sommer, als es kurze Zeit erlaubt war, nicht geprobt.
Und wirtschaftlich?
Es fallen Einnahmen aus Konzerten, Frühschoppen oder anderen Veranstaltungen weg. Fixausgaben für Mieten, Honorare, Kapellmeister, Zeitungen oder Webdomains bleiben aber bestehen. Für Entschädigungen können die Vereine beim NPO-Fonds der Bundesregierung ansuchen. Nicht zu vergessen ist auch der soziale Faktor: Früher hat sich eine 50-köpfige Truppe jede Woche zum Spielen getroffen, jetzt haben wir uns seit einem Jahr kaum gesehen.
Haben die Vereine auch aktive Mitglieder verloren?
Einige ja. Wir stehen vor der Situation, dass wir fast keine neuen Jungmusiker anwerben können. Die Musikschulen haben kaum Präsenzunterricht, sie sind aber das wichtigste Personalreservoir für die Vereine.
Wie wirkt sich die Situation auf Ihre Pläne für "100 Jahre Burgenland" aus"?
Wir haben für 21. August auf der Seebühne Mörbisch ein 'Feuerwerk der Blasmusik' geplant. Jeder Bezirk soll ein Auswahlorchester stellen und Stücke einstudieren. Ob das Ganze stattfinden kann, entscheiden wir spätestens im Mai. Wir müssen ja auch proben und vorbereiten.
Können die Vereine in der aktuellen Lage überhaupt planen?
Fürs erste Halbjahr 2021 sind alle Bezirksmusikertreffen abgesagt, für das zweite Halbjahr die diversen Leistungsbewerbe. Sollten Veranstaltungen möglich werden, dann haben Konzerte und Feste der einzelnen Vereine Vorrang vor Bezirksveranstaltungen.
Welche Rollen spielen Blasinstrumente potenziell bei der Virenverbreitung?
Blasinstrumente erzeugen Schallwellen und keine Druckwellen. Daher ist die mögliche Aerosolbelastung geringer als beispielsweise bei Chören. Die Ausnahmen sind die Flöten, darum werden die immer in die erste Reihe positioniert.
Wer Blasmusik spielt
- Burgenland: 90 Vereine, 4.050 Mitglieder
- Bezirk Güssing: 9 Vereine, 368 Mitglieder
- Bezirk Jennersdorf: 9 Vereine, 468 Mitglieder
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