"Flop", "fast schon Erpressung"
Unmut unter südburgenländischen Touristikern steigt
Im südburgenländischen Tourismus rumort es immer lauter. Seit die vier regionalen Tourismusverbände zum Südburgenland-Verband fusionieren mussten, wächst die Unzufriedenheit unter den Gästebeherbergern.
Bonus nur mit Karte
Jüngster Anlass ist der 75-Euro-Bonus des Landes, den Gäste bei einem Aufenthalt ab drei Nächten in Anspruch nehmen können. Künftig geht das nur noch, wenn der Betrieb Mitglied der neuen Burgenland-Card ist, mit denen Gästen diverse Ermäßigungen in der Region zustehen.
"Teuer, unattraktiv, ungeeignet"
Was beispielsweise Johann Haberl, Chef des Hotels Larimar in Stegersbach, auf die Palme bringt. "Für die Card müssten wir als Betrieb zusätzlich zum Tourismusförderungebeitrag auch noch zwei Euro pro Gästenacht dazuzahlen. Unsere Gäste haben aber nichts davon, wenn sie im Badesee Königsdorf ermäßigt baden oder in Neuhaus ermäßigt die Operette anschauen können. Die Card ist ein Flop. Sie ist zu teuer, komplett unattraktiv und für den Hoteltourismus ungeeignet."
"Eine Frechheit"
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Reinhard Puchas, Inhaber des Maria-Theresienhofs in Grieselstein. "Eine Frechheit, fast schon Erpressung ist das. Aufgrund der mehrjährigen Vertragsbindung, der Konditionen und der Leistung ist die Card nicht tragbar." Puchas spricht von -zig getätigten Gästeanfragen zum Burgenland-Bonusticket, die er ohne Card-Mitgliedschaft aber nicht annehmen könne.
"Aufwertung"
Vom Landes-Tourismusverband wird die neue Vorgangsweise verteidigt. Sprecherin Elisabeth Pfeiffer bezeichnet die Koppelung als "Aufwertung" der neuen Burgenland-Card. Für die Betriebe habe sie keine negativen Auswirkungen, sie könnten "unbürokratisch und schnell der Burgenland-Card beitreten". Außerdem würden dort weitere attraktive Leistungen dazukommen. Die Betriebe würden immens entlastet, weil sie nicht mehr die Abrechnung des Gäste-Bonus vornehmen und auf die Refundierung des Geldes warten müssten.
Allgemeine Unzufriedenheit
Abgesehen von diesem Streitfall sind die Hotels mit der bisherigen Performance des im Juli gegründeten Südburgenland-Verbandes generell unzufrieden. "Es gibt null Kommunikation mit uns als Mitglieder, es gibt keinen touristischen Maßnahmenplan, E-Mails werden nicht beantwortet", zählt Haberl auf.
"Das Tourismusbüro Jennersdorf ist eh nur zweimal pro Woche geöffnet, war aber in den ersten drei Monaten schon sechsmal geschlossen", schildert Herbert Krbeczek vom Hotel Oasis in Henndorf. Auch er bemängelt, dass es keine Kommunikation vom Verband und keinen Marketingplan gebe. Dass bereits von einer Erhöhung der Ortstaxe ab Jänner gemunkelt werde, stört ihn gewaltig.
Marke Stegersbach "bald tot"
Teilweise werde der Tourismus wieder in alte Strukturen zurückkehren, meint Haberl. "Kleinregionen müssen sich wieder selbst organisieren. Wir haben viel Geld in den Aufbau der Marke Stegersbach investiert. Wenn das so weitergeht und vom Verband nichts passiert, ist diese Marke bald tot. Über die Homepage stegersbach.at kommen praktisch keine Weiterleitungen mehr an uns."
Petschnig-Kritik
"Früher waren Hoteliers und Zimmervermieter in die Verbandsstruktur eingebunden und durften mitarbeiten. Beim Südburgenland-Tourismus ist das leider nicht der Fall", kritisiert FPÖ-Tourismussprecher LAbg. Alexander Petschnig. Die Folgen seien bereits sichtbar. "Im Juli gab es im Bezirk Güssing einen Rückgang von 8,1 %, im Bezirk Jennersdorf von 1,9 % und in Stegersbach sogar von 8,5 %", zählt er auf.
Um nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten, seien bereits Tourismusverbände auf Vereinsbasis gegründet worden, die Gründung weiterer Verbände im Südburgenland sei in Planung.
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