"Diözesanjahr war ein Schritt zum Miteinander"

Foto: BIG Detail
4Bilder

BEZIRKSBLÄTTER: Unter dem Motto „Aufbrechen“ beging die Diözese Innsbruck das Bedenk- und Jubiläumsjahr „50 Jahre Diözese Innsbruck“. Gab es für Sie besondere Höhepunkte?
Manfred Scheuer: „Ich habe das abgelaufene Jahr sehr intensiv mit vielen Begegnungen erlebt. Da gab es die Reise nach Israel unter dem Motto ,Aufbrechen zur Quelle'. Eine große Herausforderung waren die Jugend- und Jungschartournee sowie die Konzilstage, die in alle Regionen unserer Diözese führten. Einen bleibenden Eindruck hat das ,Pilgern zum Dom' zum Jakobusfest am 25. Juli hinterlassen. Den 6. August, der Tag der Diözesan-erhebung, feierten wir gemeinsam mit unserer Mutterdiözese Brixen. Ein Höhepunkt war sicher das Diözesanfest am 20. September, bei dem die Buntheit und Vielfalt unserer Diözese zum Ausdruck kam. Vor wenigen Wochen startete der ,Soziale Herbst', bei dem ein ganz starker Akzent für die Caritas im Bereich Armut, Not und Sucht gesetzt wurde und noch immer wird. Und der Gottesdienst am 8. Dezember, dem Tag der Amtsergreifung durch Bischof Paulus Rusch vor 50 Jahren, war ein besonderer Abschluss. Für mich war das Jahr ein Schritt zum Miteinander."

Wo liegen für Sie die Herausforderungen in der Zukunft?
"Die Zukunft der Diözese ist keine ,gmahte Wiesen'. Vieles ist im Umbruch und ich bin zuversichtlich, dass wir dem Evangelium wieder eine neue Frische geben. Die wichtigste Herausforderung wird sein, wie wir in der Diözese das Evangelium leben können. Konkret: Wie gelingt spirituelle Vertiefung und wie können wir als Gemeinschaft seelisch verwundete und verletzte Menschen möglichst gut begleiten und integrieren? Die Zukunftsfrage ist: Sind wir für andere Menschen, für Arme, für Bedürftige berührter?"

Berührt auch in der Bettlerdiskussion?
"Die Bettlerdiskussion in den vergangenen Monaten hat viel Hilflosigkeit im Umgang damit sichtbar gemacht. Auch mit der seelischen Obdachlosigkeit tun wir uns nicht viel leichter."

Wie beschreiben Sie die Mentalität der Tirolerinnen und Tiroler?
"Der gesellschaftliche Wandel in Tirol in den vergangenen 50 oder 100 Jahren ist – so denke ich – gewaltig. Insofern ist es nicht ganz so einfach zu sagen, die Mentalität der Tiroler, sondern da gibt es sehr unterschiedliche Sprachen – auch der Einheimischen, unterschiedliche Dialekte, Einstellungen, Lebensweisen. Ich erfahre, dass sehr viele hier – in gutem Sinn – stolz auf ihr Land sind. Ein kostbares Gut ist zum Beispiel die Schönheit der Natur. Ich glaube auch, dass viel gearbeitet wird, dass der Zusammenhalt, die Solidarität in Krisenzeiten gegeben ist. Ich merke auch eine große Spenden­freudigkeit."

Weihnachten naht und damit die Geburt Christi. Viele Menschen, auch Kinder, können nicht so feiern, wie sie vielleicht wollen. Was können Sie diesen Kindern und Erwachsenen sagen?
"In manchen Lebenssituationen fällt vieles weg, was vordergründig ganz wichtig für das Fest erscheint. Bethlehem liegt überall dort, wo Menschen leiden und sich nach Gott sehnen. Ihnen ist Gott nahe, in ihnen kann er leben. Es ist der Ort, wo das Leben selbst zur Sprache kommt. Gott muss in mein Leben kommen, sonst bleibt Weihnachten abstrakt und leer. Mein Leben, das sind meine Sorgen und Enttäuschungen, mein guter Wille, meine Krankheit, meine Freundschaften, Frohes und Geglücktes, Schweres und Schönes. Ich hoffe, dass zu Weihnachten die Kostbarkeit des Lebens und die Dankbarkeit für das Leben durchscheint, und ich wünsche allen, dass sie etwas vom Wunder der Freundschaft und Liebe verspüren."

Möchten Sie anlässlich des Weihnachtsfestes einen Wunsch an die Leserinnen und Leser der Tiroler Bezirksblätter zum Ausdruck bringen?
"Wir stehen vielfach unter Druck, beruflich und persönlich. Gerade mit der Menschwerdung tritt Gott in ein lebendiges Beziehungsgeschehen mit uns, er zeigt Herz, Sympathie und Solidarität mit uns. Ich wünsche allen LeserInnen und Lesern der Tiroler Bezirksblätter eine Zeit des Aufatmens und des Wohlwollens. Mit einem großen Vergelt’s Gott für das Engagement im Dienst an den Menschen: Frohe und gesegnete Weihnachten!"

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.