Amerikaner besetzen kampflos Hall

Am Haller Rathaus wurde am 4. Mai 1945 die Hakenkreuzfahne durch die Stadtfahne ersetzt. | Foto: Stadtarchiv Hall
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  • Am Haller Rathaus wurde am 4. Mai 1945 die Hakenkreuzfahne durch die Stadtfahne ersetzt.
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  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

Als Adolf Hitler am 30. April 1945 Selbstmord begang, standen die alliierten Truppen vor den Toren Tirols. Die versprengten Truppen der Wehrmacht und der Waffen-SS waren den Amerikanern hoffnungslos unterlegen, trotzdem bestand die Gefahr, dass fanatische Nazis den "Endkampf" in Tirol weiterführen wollen.
In diesen chaotischen Tagen, als die Befehlsgewalt bei den deutschen Truppen dauernd wechselte und die Lage sehr unübersichtlich war, formierten sich Widerstandsgruppen, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Als die Amerikaner am 3. Mai in Innsbruck einrückten, wurde ihnen die Stadt vom Widerstand unter der Führung von Dr. Karl Gruber übergeben, die Straßen waren voller Menschen, die den Amerikanern zujubelten.

Deutsche rücken ab
Östlich von Innsbruck herrschte noch angespannte Stille. In Thaur, Hall und Absam (damals ein Teil von Hall) waren noch Flakeinheiten, SS-Truppen und Wehrmachtssoldaten stationiert. Es wurde befürchtet, dass hier Verteidigungslinien gegen die Amerikaner errichtet wurden.
Laut den Kriegserinnerungen von Hauptmann Baumgartner verhinderte die Haller Widerstandsgruppe unter Anton Haller das, indem man die Soldaten durch Scheinangriffe aus dem Wald und Fehlinformationen täuschte und zum Abziehen bewegte.
Die deutschen Soldaten rückten schnell ab, nur bei der Volderer Brücke stationierten sie ein Flakgeschütz, um die Sprengung der Brücke zu sichern. Der Widerstand vertrieb mit ein paar Schüssen diese Soldaten, zum Glück blieben alle Brücken in der Region unversehrt.
Der Zeitzeuge Hans Spötl erinnert sich: "Die deutschen Soldaten haben die Kasernen am 2. Mai verlassen und sind in Richtung Unterland abgezogen. Ich war selbst mit dem Fahrrad unterwegs und habe mir ein Bild von der Lage gemacht. Es kam in Hall zu keinen Kämpfen, die Amerikaner sind am 5. Mai in Hall eingerückt."

Widerstand in Hall
Die Stadt war da schon in der Hand des Widerstandes. Der Haller Widerstand war keine große Organisation, sondern anfangs eine kleine Gruppe von Männern unter der Führung von Anton Haller, die spontan handelten und ihr Leben riskierten. Viktor Schumacher, der nach dem Krieg 23 Jahre lang Bürgermeister war, wurde noch am 2. Mai von der SS verhaftet und in das berüchtigte Lager Reichenau gebracht, wo er zum Glück nach wenigen Stunden wieder frei kam. Bevor die Amerikaner in Hall einrückten, kam es zu umfangreichen Plünderungen in den zurückgelassenen Wehrmachtsdepots. Beim Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, wurden zwei Männer erschossen. Einige Tage später kam es zu einem tragischen Zwischenfall, als ein US-Soldat zwei Kinder in Hall aus Versehen erschoss. Abgesehen von diesen Ereignissen überstand die Region die letzten Kriegstage recht glimpflich. Der Wiederaufbau konnte beginnen, auch die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden (zuerst amerikanisch, ab 10. Juli französisch) funktionierte sehr gut.
Link zum Kommentar: "Widerstand gegen Nazis hatte Erfolg"

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