Gitschtal-Forum 2018
Gemeinde Gitschtal "am Holzweg"
Ganz im Zeichen des Holzes stand das dritte Gitschtal-Forum in Weißbriach.
WEISSBRIACH (jo). Das Thema Holz prägt das Gitschtal seit vielen Generationen und stellt auch eine wesentliche Ertragsquelle für Landwirte, für Handwerksbetriebe und für die gesamte Holzwirtschaft dar. Daher hat sich die Gemeinde Gitschtal vorgenommen, den wohl genialsten Rohstoff der Welt in ihr Leitbild zu integrieren.
Vor diesem Hintergrund fand kürzlich mit dem bereits dritten Gitschtal-Forum im örtlichen Kultursaal eine überaus gelungene Auftaktveranstaltung statt. Während am Nachmittag bereits zahlreiche Aussteller aus der Region die Vielfalt der Einsatz-Möglichkeiten für Holz präsentierten, referierten und diskutierten im Zuge der Abendveranstaltungen hochkarätige Experten über die vielfältigen wirtschaftlichen Aspekte dieses heimischen Rohstoffes unter der gekonnten Moderation von Christine Strömpfl.
Begrüßung
Bürgermeister Christian Müller freute sich im Rahmen seiner Begrüssung, dass es gelungen ist, für diese Veranstaltung so klingende Namen wie Anna Kleissner von Economica Kärnten, Erhard Pretterhofer vom Holzcluster Steiermark sowie Erwin Thoma, Chef der Firma Thoma-Holz, zu gewinnen.
Landtagsabgeordneter Gernot Darmann wies in seinem kurzen Einbegleitungs-Referat auf die Tatsache hin, dass im neuen Kärntner Jagdgesetz die Themenkreise Wild-Stand und Wald-Zustand endlich gemeinsam betrachtet werden, um damit à la longue auch die Probleme des Wildverbisses in unseren Wäldern in Griff zu bekommen.
Gemeinde-Monitoring
Anna Kleissner erklärte, dass über das unabhängige Kärntner Wirtschaftsinstitut Economica zukunftsgestaltende Erkenntnisse für die wirtschaftliche Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit von Regionen erarbeitet werden.
Konkret wurden im neuesten Monitoring für das Gitschtal folgende Fragestellungen untersucht: Wo steht das Gitschtal? Wohin bewegt sich das Gitschtal, und in welchem Tempo? Welche wirtschaftspolitischen Ziele will man erreichen? Wie attraktiv ist das Gitschtal heute und wie attraktiv wird es in zehn Jahren sein? Welche Maßnahmen sind notwendig, um im regionalen Vergleich punkten zu können?
Während die Antworten zu landschaftlicher Attraktivität, Wohnqualität, kulturellen Aktivitäten überaus positiv ausgefallen sind, liegt beispielsweise die jährliche wirtschaftliche Gesamt-Wertschöpfung der Gemeinde mit lediglich 23 Millionen Euro, das sind kärntenweit gerade mal 0,1 Prozent, keineswegs im Spitzenfeld.
Nachholbedarf gibt es ganz klar auch am unterdurchschnittlichen Akademiker-Anteil und bei den Bruttobezügen der Berufstätigen, die im Gitschtal zwischen 22.000 und 34.000 Euro brutto liegen, also sehr bescheiden sind.Schlussendlich zeigt auch die demographische Statistik ein nicht sehr erfreuliches Bild, sondern weist die Gemeinde-Bevölkerung im Kärnten-Vergleich als „überdurchschnittlich alt“ aus. Allerdings ist seit etwa drei Jahren zu allen Problempunkten doch ein erfreulicher Aufschwung zu bemerken.
Holz im Auto?
Holz ist ein Leichtbau-Material, das hervorragende Festigkeits und Steifigkeitswerte hat. Darüberhinaus ist das Dämpfungsverhalten exzellent. Wie kann es gelingen, diesen Werkstoff gezielt in der Massenproduktion von Fahrzeugen einzusetzen? Diese Thematik präsentierte Erhard Pretterhofer vom Holzcluster Steiermark eindrucksvoll.
Durch die klaren Trends der Auto-Industrie, nämlich E-Mobilität, Gewichtsreduktion, Multi-Materialmix und CO2-Fußabdruck stehen die konkreten Chancen offensichtlich recht gut. So wurden im Bereich von Armaturenträgern, Bodenplatten und Rückenlehnen etc schon erfreuliche Fortschritte mit Laubholz- Komponenten erzielt. In Kooperation mit Magna laufen permanente digital simulierte Crash-Tests, die sich schlussendlich auch in der realen Welt genau so positiv zeigen wie am Computer. Ziel und Vision ist es, dass in etwa zehn Jahren ungefähr fünf Prozent aller Materialien in einem durchscnittlichen PKW aus Holzwerkstoffen hergestellt werden.
Das Wunder Wald
„Ein Baum ist ein großes Wunder – und das größte Logistik-Unternehmen der Welt!“ Mit diesen Worten ließ der 56-jährige Salzburger Holz-Unternehmer Erwin Thoma als Schluss-Referent aufhorchen. Der Gründer und Firmenchef von etwa 130 Mitarbeitern befasst sich seit vielen Jahren überaus erfolgreich mit der Herstellung und dem internationalen Vertrieb von Holz-Wohnhäusern. Das Besondere dabei: In einem Wohnhaus von Thoma-Holz gibt es keinerlei Leime, Lacke oder Dämmungen. Thoma dazu: „Holz-Häuser, die richtig gebaut sind, brauchen weder Heizung noch Kühlung, und wer in Holz-Häusern schläft, lebt gesünder und länger.“
Auf einem simplen Holzwürfel sitzend, bescheinigte Thoma dem Gitschtal durch die gegebenen geographischen Voraussetzungen die besten Voraussetzungen, das Holz als Rohstoff weiterhin in den Mittelpunkt aller baulichen und wirtschaftlichen Interessen zu stellen.
In einem seiner zahlreichen Bücher stellt der international erfahrene Holzbauer beängstigend dar, wie verschwenderiscch wir heute mit dem Energieverbrauch umgehen.
Er bezeichnet das als traurigen Maßstab von Fehlentwicklungen.
Demnach verbraucht ein Amerikaner durchschnittlich etwa gleich viel Energie wie zwei Deutsche, drei Schweizer oder Österreicher, allerdings gleich viel wie 60 Inder, 160 Tansanier oder gar 1.100 Ruander! Das sollte wirklich zu denken geben.
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