70 Jahre Vertreibung der Sudetendeutschen

Emer. Univ.-Prof. Dr. Hanns Haas (Universität Salzburg), Hofrätin Dr. Gertrude Enderle-Burcel (Österreichisches Staatsarchiv) und der Vortragende Mag. Niklas Perzi (Zentrum für Migrationsforschung, St. Pölten) | Foto: privat
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  • Emer. Univ.-Prof. Dr. Hanns Haas (Universität Salzburg), Hofrätin Dr. Gertrude Enderle-Burcel (Österreichisches Staatsarchiv) und der Vortragende Mag. Niklas Perzi (Zentrum für Migrationsforschung, St. Pölten)
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Im Rahmen der Sonderausstellung „Langsam ist es besser geworden. Vertriebene erzählen vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben“ im „Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte“ in Neupölla fand genau zum 70. Jahrestag des Brünner Todesmarsches eine Diskussionsveranstaltung mit dem Ausstellungskurator Mag. Niklas Perzi vom Zentrum für Migrationsforschung statt. Unter den zahlreichen interessierten Gästen befanden sich auch der emeritierte Univ.-Prof. Dr. Hanns Haas von der Universität Salzburg und Hofrätin Dr. Gertrud Enderle-Burcel vom Staatsarchiv. Als Vertreter der mitveranstaltenden Waldviertel-Akademie war deren Sekretär Mag. Christoph Mayer gekommen. Um die tragische Geschichte verstehen zu können, war es notwendig weit auszuholen. Mit dem Aufkommen des Nationalismus kam es Mitte des 19. Jahrhunderts zu ersten Überlegungen wie das jahrhundertelange Zusammenleben deutschsprachiger und Tschechischer Bewohner zu organisieren sei. Im Zeitalter des auch in Böhmen kandidierenden Waldviertler Abgeordneten Georg von Schönerer steigerten sich die Auseinandersetzungen, die mit der Abtrennung der Tschechoslowakei 1918 und den im Friedensvertrag festgelegten Gebietsverlusten endeten. In der Zwischenkriegszeit wurde das zunächst pragmatische Zusammenleben durch Slawisierung des Beamtenapparates, den Aufstieg des Nationalsozialismus und die im industrialisierten Sudentenland besonders hohe Arbeitslosigkeit aufgrund der Wirtschaftskrise beeinträchtigt. Nach dem Einmarsch Deutschlands 1938/39 und dem Jubel der Sudetendeutschen setzte die tschechische Exilregierung unter Beneš ab 1943 bei den Alliierten die Teilabtretung und schließlich die vollständige Aussiedlung der Deutschen durch. Diese wurde nach der Niederlage der Nazis zunächst teilweise in wilden Aktionen umgesetzt. Vor allem beim Brünner und Iglauer Todesmarsch kamen mehrere tausend Menschen ums Leben, nicht zuletzt weil Österreich drei Wochen die Grenze für die Flüchtlinge sperrte und Epidemien ausbrachen. Von den 360.000 nach Österreich gekommen Flüchtlingen konnten jedoch nur 140.000 im Land bleiben. Der Rest wurde nach Deutschland abgeschoben, weil man mit den „Nazis“ nichts zu tun haben und auch die mittellosen Flüchtlinge nicht versorgen wollte oder konnte. Auf diese Weise wurden auch zahlreiche Familien auseinandergerissen. Im Publikum befand sich eine neunzigjährige Zeitzeugin, Johanna Höfler aus Großhaselbach, die sehr eindrucksvoll von ihrem Schicksal erzählte: vom Feld weg musste ihre Familie die Heimatstadt Altstadt verlassen, aber mit Hilfe eines gutwilligen Tschechen konnte ihr kranker Vater mit einem Wagen abtransportiert werden; das Pferd musste allerdings zurück gebracht werden. Der Vater starb wenig später in Waidhofen, und als Johanna nach Deutschland abgeschoben werden sollte, drohte die Waldviertler Wirtin, bei der sie inzwischen Arbeit gefunden hatte, die Gendarmen nie wieder zu verköstigen. So konnte sie schließlich bleiben… Nach der Diskussion gab es noch die Möglichkeit zum Besuch der Ausstellung sowie eine kleine Stärkung für die Gäste. Die Ausstellung ist noch bis 16. August jeden Sonn- und Feiertag von 14-17 Uhr geöffnet.

Emer. Univ.-Prof. Dr. Hanns Haas (Universität Salzburg), Hofrätin Dr. Gertrude Enderle-Burcel (Österreichisches Staatsarchiv) und der Vortragende Mag. Niklas Perzi (Zentrum für Migrationsforschung, St. Pölten) | Foto: privat
Der Vortragende Mag. Niklas Perzi (Zentrum für Migrationsforschung, St. Pölten) | Foto: privat
Zeitzeugin Johanna Höfler (links) und WVA-Sekretär Mag. Christoph Mayer (rechts) | Foto: privat
Zeitzeugin Johanna Höfler erzählt | Foto: privat

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