Bedarf an Hilfe steigt ständig
Das Krisenteam ist gut beschäftigt

Christian Haring, LRin Eva Pawlata, Petra Praxmarer und Leo Alber (v.r.) wollen das Angebot weiter ausbauen. | Foto: Perktold
  • Christian Haring, LRin Eva Pawlata, Petra Praxmarer und Leo Alber (v.r.) wollen das Angebot weiter ausbauen.
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Der Psychosoziale Krisendienst Tirol ermöglicht Menschen in krisenhaften Situationen eine rasche und professionelle Hilfe. In Imst hat sich die Zentrale für das Oberland und Außerfern etabliert.

IMST, LANDECK, REUTTE. Der Psychosoziale Krisendienst wurde im Rahmen eines Pilotprojekts im Oktober 2020 gegründet, lief über zwei Jahre und wurde mit Oktober 2022 in den Regelbetrieb überführt.
Die Aufgaben des Psychosozialen Krisendienst Tirol sind es, Menschen in akuten Krisen professionelle Hilfe zur Erstabklärung, Gefährdungseinschätzung und Krisenintervention zu gewährleisten, sowie bei Weitervermittlungen ins Hilfesystem zu unterstützen.

Am Land Luft nach oben

Das Tiroler Oberland konnte bisweilen weniger gut erreicht werden wie der Zentralraum-Innsbruck. Ersichtlich ist dies an Statistik, der für jeden Bezirk pro 10.000 Einwohner:innen darstellt.
Rund. 196 Anrufe kommen aus dem Bezirk Innsbruck und im Gegensatz dazu 50 Anrufe aus Landeck, 37 Anrufe aus Imst und 26 Anrufe aus Reutte.
Christian Haring, Obmann der Suchthilfe Tirol erklärt: "Niederschwellige Angebote in diesem Bereich sind unverzichtbar. Wir sind als Krisendienst aber nicht nur die Feuerwehr, wenn es schon brennt, sondern wollen auch den Präventionsgedanken weiter vorantreiben."

Ein steigender Bedarf

Landesrätin Eve Pawlata ergänzt: "Der Psychosoziale Krisendienst Tirol wird von zwei Vereinen, der Suchthilfe Tirol und dem Psychosozialen Pflegedienst Tirol, organisiert. Es ist ein steigender Bedarf klar erkennbar. Ein Indiz für die Wirkung des Projektes ist, dass von den 9.010 Gesprächen 7.360 als therapeutische Krisengespräche geführt wurden."
Bezogen auf die Altersverteilung der AnruferInnen ist die Gruppe der 31-40-Jährigen mit 24% am größten, dicht gefolgt von der Gruppe der 61-70-Jährigen.
Die Gruppe, der über 70-Jährigen macht 7% aller Anrufer:innen aus. Die kleinste Gruppe bilden die unter 20-Jährigen mit weniger als 2%, wobei diese auch von anderen Angeboten, wie Rat auf Draht oder der Ö3-Kummernummer, erreicht werden.

Auch Hausbesuche

Neben der telefonischen Krisenintervention bietet der Krisendienst das Angebot von Ausfahrten an. Bei diesen können Anrufer:innen die Möglichkeit des mobilen Dienstes in Anspruch nehmen.
PSP-Geschäftsführer Leo Alber: "Das Ziel dieser Ausfahrten ist es schnell und unkompliziert eine mobile psychosoziale Krisenintervention anzubieten, aber auch die Blaulichtorganisationen Tirols und die stationären psychiatrischen Angebote zu unterstützen und zu entlasten. Am Wochenende wird dieses Angebot unmittelbar angeboten."
Das bedeutet, dass kein Termin vereinbart werden muss, sondern, dass ein Team aus zwei Mitarbeiter:innen im Anlassfall direkt ausfahren kann.
Der psychosoziale Krisendienst Tirol ist Montag bis Sonntag, jeweils von 08:00 bis 20:00 erreichbar. Seit dem Regelbetrieb übernimmt die Suchthilfe Tirol von Montag bis Donnerstag und der Psychosoziale Pflegedienst Tirol von Freitag bis Sonntag das Telefon.

Viele psychische Probleme

Als häufigste Themen beinhalten die Telefongespräche psychische Probleme (43%), Konflikte im sozialen Nahbereich (19%), Einsamkeit/Kontaktschwierigkeiten (13%) und Covid-19 (8%). Diese genannten Problemlagen führen häufig auch in Kombination zu krisenhaften Situationen, die durch den Psychosozialen Krisendienst Tirol abgefangen und bearbeitet werden können. Der Großteil der Gespräche (90%) wird mit Betroffenen geführt, ein kleinerer Teil mit dem sozialen Umfeld der Betroffenen und ein sehr geringer Anteil mit SystempartnerInnen.

Thema Suizid

Eine nicht unerhebliche Zahl von AnruferInnen  kann durch den Krisendienst weitervermittelt werden. Der Themenkomplex Suizidalität war in 724 Gesprächen das zentrale Thema der Anrufer:innen. Sowohl für direkt von Suizidalität Betroffene als auch für deren soziales Umfeld ist der Psychosoziale Krisendienst Tirol eine wichtige Anlaufstelle.
Psychosozialer Krisendienst

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