Benefizaktion im Imster Wiederlesen
Kunst soll Not eines Erntehelfers lindern

Das "Wiederlesen" in Imst veranstaltet ab sofort eine Benfizaktion zugunsten eines rumänischen Erntehelfers. | Foto: Wiederlesen Homepage
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Das Team von "Wiederlesen" in Imst veranstaltet eine Benefizaktion zugunsten eines 28-jährigen Rumänen, der in Deutschland als Erntehelfer ausgebeutet wurde. Die Zeitung "Der Spiegel" deckte die verheerende Geschichte auf.

IMST. Der Imster Künstler Günter Lanner stellt nicht weniger als 20 Bleistift- oder Buntstiftzeichnungen und zwei Aquarelle für eine Benefizaktion zur Verfügung. Der Erlös fließt zu hundert Prozent in die Taschen jenes 28-jährigen Rumänen, dessen erschütternde Geschichte vergangenes Jahr in der Ausgabe Nr.30 des "Spiegels" aufgedeckt wurde. Das Team des "Wiederlesen" in Imst organisiert jetzt eine Ausstellung der Bilder, die jeweils zu Öffnungszeiten besichtigt und natürlich auch erstanden werden können.

"Das Ziel ist, dass wir mit dem Verkauf meiner Bilder 5.000 Euro zusammen bekommen. Soviel wollte George Mitache als Erntehelfer verdienen, um für seine kleine Familie ein Häuschen zu bauen, damit sie nicht länger in ihrer Lehmbarracke hausen müssen", beschreibt Günter Lanner die Beweggründe zur Spende seiner Bilder.

"Uns geht es so gut, trotzdem jammern wir oft. Dieser Mann wollte nur ehrliches Geld verdienen und sich einen Traum erfüllen. Diese Hoffnung wurde jäh zerstört", so der Ideenspender Lanner.

Was war geschehen?

Bacani liegt im Osten Rumäniens, in einer der ärmsten Regionen Europas. George Mitache lebt dort mit seiner schwangeren Frau und der kleinen Tochter in ärmlichsten Verhältnissen. Von einem Bekannten bekam er das Jobangebot, 6.000 Euro sollte er in Deutschland innerhalb von drei Monaten verdienen, Flug und Verpflegung gratis. Mitache konnte sein Glück kaum fassen. Mit dem Flug nach Deutschland begann der Alptraum, von dem er und seine Begleiter noch nichts ahnten.

Behandelt wie Tiere

Als sie beim Betrieb in Deutschland ankamen, wurden ihnen die Ausweise abgenommen. Sie wurden in einen Verschlag aus Spanplatten in einer Traktorhalle gepfercht und wie Arbeitstiere behandelt. Oft pflückten sie zehn Stunden am Tag Erdbeeren im Akkord, abgerechnet wurde nach Leistung. Zwei Wochen nach ihrer Ankunft erkundigten sich die Arbeiter nach ihrem Lohn, noch nicht einmal das Flugticket und ihre Mahlzeiten hätten sie verdient, hieß es, ganz zu schweigen von der Unterkunft. Auch sahen sie nie einen Arbeitsvertrag. 

Corona-Todesfall

Zu dieser Zeit war Deutschland gerade aufgerufen, sich zu Hause aufzuhalten und Maskenpflicht wurde verhängt. Für die Arbeiter auf der Erdbeerplantage hingegen waren Desinfektionsmittel oder Masken nicht vorgesehen, sie hatten nicht einmal die Möglichkeit, sich regelmäßig die Hände zu waschen. In einem ganz gleich funktionierenden deutschen Obstbetrieb starb im April 2020 Nicolae Bahan, ein Erntehelfer aus Rumänien, an Corona. Auch in diesem Betrieb sei alles Corona-Conform gelaufen, versicherte man. 

Hungrige Obdachlose

Nachdem George Mitache und seine Kollegen drei Wochen lang geschuftet hatte, erkundigten sie sich nach ihren Löhnen und Arbeitsverträgen, der Rausschmiss aus dem Betrieb war die Folge. Sie landeten buchstäblich als hungrige Obdachlose auf der Straße. Vier Tage lang lebten sie auf Bahnhöfen und hatten Angst verhaftet zu werden. 
Den Preis für die Billig-Erdbeeren aus dem Supermarkt mussten Mitache und seine Begleiter am eigenen Leib bezahlen. Laut dem Artikel im "Spiegel" sind es an die zehn Millionen Wanderarbeitern, die jedes Jahr in Europa Erdbeeren, Spargel und anderes Obst und Gemüse und schrecklichen Bedingungen ernten.
Heute sitzt George Mitache wieder daheim vor seiner Lehmhütte, genauso arm wie vorher , aber um eine schreckliche Erfahrung reicher.

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