Leserpost: Offener Brief an LH-Stv. Gschwentner zum Thema Adventure Dome

ADVENTURE DOME im Mündungsbereich der Ötztaler Ache in den Inn

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!

Im Jahre 1976 habe ich in der Nähe der Mündung der Ötztaler Ache in den Inn, im Roppener Ortsteil Ötzbruck ein baufälliges ursprüngliches Bauernhaus neben der dortigen Kapelle erworben und im Laufe der Zeit zu einem gefälligen Zweitwohnsitz ausgebaut. So war und ist es nur natürlich, dass ich das Baugeschehen in der Umgebung mit besonderem Interesse verfolgt habe.

Als das Projekt ADVENTURE DOME vor etwa sechs Jahren bekannt wurde, habe ich mich sofort und sehr ausführlich mit den Problemen im Zusammenhang mit diesem längerfristig nicht nur äußerst fragwürdigen finanziellen Vorhaben auseinandergesetzt. Meine Eingabe dazu liegt im Gemeindeamt Roppen. Aus vielen Gründen musste ich das gesamte Projekt ablehnen, obwohl ich persönlich nicht unbedingt mit gravierenden Nachteilen (zB ausser hinsichtlich der Verkehrsbelastung) rechnen musste.

Dass die Roppener Bauern als Grundeigentümer des betroffenen Gebietes für sich die Chance auf ein gutes Geschäft sahen, noch dazu, wo die Ruhe im Dorf durch die Lage des zukünftigen Lärmtempels weit weg bei der Ache drunten voraussichtlich nicht gestört werden würde, ließ Böses erahnen&&&

So begann der behördliche Aktenlauf für das Genehmigungsverfahren durch das Land Tirol. Die Länge der Verfahrensdauer hat mich hoffnungsfroh in Richtung Ablehnung gestimmt ich hoffte, dass sich in dieser Angelegenheit edlere Argumente gegen die Verwirklichung dieses Projektes durchsetzen werden, zB Naturschutz im weiteren Sinne, überörtliche längerfristige Raumplanung zur Einschränkung der totalen Verbauung des gesamten Gebietes und Sicherung natürlicher Ruheräume, Erhaltung eines Naturraumes im Einmündungsbereich der Ötztaler Ache in den Inn usw.

Leider musste ich in den letzten Monaten feststellen, dass sich wahrscheinlich wieder einmal der blanke Mammon durchsetzen wird, getarnt als wirtschaftliche Interessen zur Sicherung und des Ausbaues unter anderem des Tourismus in dieser Gegend. Nach meiner langjährigen Kenntnis der Wirtschaftslage des Tourismus im Raum Ötztal-Bahnhof Roppen muss ich aus fachlicher Sicht feststellen, dass sich diese Erwartungen in absehbarer Zeit sicher nicht erfüllen werden! Es würde zu weit führen, hier nun darauf näher einzugehen.

Nun muss ich aber aus bürgerlicher Verantwortung nochmals auf einen wichtigen Argumentationsbereich gegen das Projekt warnend hinweisen ich muss Sie bitten, auch dem folgenden detaillierten Teil meiner Ausführungen Interesse zuzuwenden:

Ende August 1987 ereignete sich im Ötztal die letzte große Hochwasserkatastrophe mit mehr als zehn Toten, einige Opfer konnten bis heute nicht gefunden werden. Auch die Verwüstungen durch das Wildwasser im Mündungsbereich der Ötztaler Ache in den Inn waren gewaltig, fanden aber in der Berichterstattung weniger Erwähnung, weil die Schäden im höher gelegenen Tal gravierender waren und Menschenopfer gefordert haben.

Bei einer empfohlenen Wanderung entlang der Ache zur Mündung in den Inn kann man aber auch heute noch deutliche Spuren der damaligen Katastrophe erkennen:

" Bald nach der Brücke über die Ache in Brunau (gleich nördlich von Sautens) verengt sich das Tal und dort, wo sich vor langer Zeit eine kleine Insel gebildet hat, ist der sehr steile westseitige Schotterhang extrem stark angerissen worden, große Schottermassen sind in die Ache gerutscht und hätten eine gefährliche Aufstauung bewirken können Gott sei Dank hat die Wucht des Wassers den Schotter weitertransportiert&.

" Nach kurzer Strecke sieht man der Ache entlang zur Bundesstraßenbrücke. In diesem Bereich war das Bachbett doppelt so breit ausgefressen und musste nach dem Unwetter beidufrig kostenintensiv mit Steinen befestigt werden.

" Bevor man an der Ache entlang zur Bundesstraßenbrücke kommt, befand sich damals ein viel fotografierter riesiger Felsblock, den die wütenden Fluten einfach mitgerissen haben.

" Im Bereich zwischen Bundesstraßenbrücke und Eisenbahnbrücke über die Ache soll das Hauptgebiet des ADVENTURE DOME entstehen: das große Gasthaus und die Badeanlage mit See, am anderen Ufer die riesige Eventbühne&&..Laut Imster BH-Wasserbauamt sei dieser Bereich hochwassersicher, offenbar weil sich die Ache wenige Meter östlich das Hauptbett gegraben hatte.

" Dann suchte sich die Ache ein neues Bett und zwar schwenkte sie in einem Bogen nach Westen direkt auf einen ganz steilen bewaldeten Hang zu. Die Ache riss diese gesamte Schotterflanke weg. Dadurch wurde der wütenden Ache so viel an Gewalt genommen, dass der östliche Bahnbrückenpfeiler nicht ganz unterspült wurde. Der Pfeiler wurde bald nach der Katastrophe mit riesigen Steinblöcken meterhoch abgesichert.

" Der Bereich der weggerissenen Schotterflanke wurde danach als Bauschuttdeponie für Roppener verwendet. Genau in diesem Hang ist für den ADVENTURE DOME die Errichtung von zahlreichen aufgeschlichteten BetonSchlafkojen geplant.

" Im Bereich der Achmündung in den Inn ist die Errichtung von Rafftinggebäuden vorgesehen.

" Es sei noch angemerkt, dass auf der gesamten Strecke von Brunau bis zur Achmündung beidufrig nicht mehr als insgesamt zwei oder drei Stanggerhütten bzw. Viehunterstände errichtet worden sind die Bauern wussten früher schon, warum man in diesem hochwassergefährdeten Gebiet nicht bauen darf&&.

Ich habe ausführlich den Ache-Verlauf geschildert es gibt dazu nach meinem Wissensstand ausführliche Akten und Bildmaterial -, weil es nach meiner Meinung unverantwortlich ist, in diesem Gebiet eine Anlage wie das ADVENRURE DOME zu errichten, auch wenn der Chef des Imster BH-Wasserbauamtes vor Jahren behauptet hat, dass das Gebiet nicht hochwassergefährdet sei.

Sicher war das Hochwasser im Ötztal zuletzt 1987 extrem gefährlich, ich muss aber auf die extreme Hochwasserkatastrophe vom Spätsommer 2005 im Tiroler Oberland hinweisen und möchte nicht erleben, dass ein ADVENTURE DOME so ausschaut wie das Elektrizitätswerk am Eingang des Paznauntales 2005!

Eine Vision: Von der Radwegbrücke über die Ötztaler Ache bei der Eisenbahnbrücke schaut man nach Norden auf die Industriewüste der Breiten Mure am Fuße des Tschirgant. Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen nach dem Hochwasser 1987 im beschriebenen Bereich kenne ich nicht, vermute aber, dass sie höher waren (auch auf heute umgerechnet) als die Kosten für den Erwerb der einfachen landwirtschaftlichen Flächen (nur Graswirtschaft) im Gebiet des geplanten ADVENTURE DOME. Diese Flächen, erworben zB von einer Agrargemeinschaft, könnte man dann der Natur zurückgeben und hier eine Naturlandschaft entstehen lassen.

Meines Erachtens darf das Projekt ADVENTURE DOME allein schon wegen der nach wie vor bestehenden Hochwassergefährdung nicht genehmigt werden.

Ich hoffe, dass allfällige parteipolitische Freundschaften keinen Einfluss auf endgültige Entscheidungen haben.

Walter Gassner, Innsbruck/Roppen

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