Schicksal eines Asylwerbers in Imst
"Mein Leben ist nur Warten"

Mohammad Ali Lali: Sein Leben fühlt sich an, wie in einem unendlichen Wartesaal. | Foto: Perktold
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Mohammad Ali Lali ist 2015 unter Lebensgefahr aus Afghanistan nach Österreich geflohen und hat sich bestens integriert. Trotzdem setzt ihn der Staat auf eine quälende Wartebank.

IMST. Mohammad Ali gehört seit einigen Jahren quasi schon zum Imster Stadtbild, denn als stets gut gelaunter Straßenkehrer sorgt er neben den Bauhof-Arbeitern für Sauberkeit auf den Straßen im Zentrum.
Dass er allerdings dabei nur drei Euro pro Stunde verdient und pro Woche nicht mehr als 20 Stunden arbeiten darf, hängt mit seinem unklaren Asylstatus zusammen. Denn ein Asylbescheid lässt nun seit sage und schreibe sieben Jahren auf sich warten.

Geschichte konstruiert?

"Bei der ersten Einvernahme habe ich einen negativen Bescheid bekommen, da der Beamte meinte, meine Geschichte sei konstruiert und nicht wahr. Also muss ich seither im Imster Flüchtlingsheim Sonneninsel wohnen und darf nicht richtig arbeiten", sagt der 28-jährige Afghane - er gehört in seiner Heimat einer Minderheit an und muss nicht zuletzt die Taliban fürchten.
Über seine abenteuerliche Flucht spricht er nicht gerne, Schlepper mussten bezahlt werden und schließlich landete er auf einem 20-Mann-Schlauchboot, das mit 60 Flüchtlingen vollgestopft wurde und mit einem Motorschaden mitten im Mittelmeer liegen blieb.
"Hätte uns nicht ein Fischerboot gerettet, wären wir wohl alle verdurstet, denn die Schlepper hatten uns alles abgenommen, um Gewicht zu sparen. Der gefährlichste Teil meiner Flucht war in Europa", seufzt er.

Ringen um Asylbescheid

Auch weitere Versuche, einen gültigen Asylbescheid zu bekommen, scheiterten (auch an formalen Versäumnissen der staatlichen Rechtsvertretung). 
"Ich bin sehr glücklich, dass ich hier in Österreich aufgenommen wurde. Aber mein ganzes Leben ist seither Warten", meint der gelernte Koch traurig.
Er möchte arbeiten, ein eigenständiges und menschenwürdiges Leben führen, darf aber nicht. Dabei sucht man gerade im Tourismus händeringend nach Arbeitskräften.

Bestens integriert

Dabei erfüllt Mohammad Ali so ziemlich alle Voraussetzungen, um sein Asylrecht geltend zu machen. Er hat in kurzer Zeit gut Deutsch gelernt, arbeitet im Rahmen seiner Möglichkeiten und engagierte sich auch als freiwilliger Helfer in den vergangenen Jahren bei der Imster SoFuZo.
Selbst als Darsteller im Integrationstheater hatte er schon viel beklatschte Auftritte. Eine Einladung nach Italien musste das Ensemble aber absagen, weil ihr afghanischer Darsteller das Land Österreich nicht verlassen durfte. Aus Solidarität blieb die gesamte Truppe "zuhause". 
Für Mohammad Ali gestaltet sich das Leben mehr als schwierig: Neben dem ständigen Damoklesschwert der Abschiebung musste er die vergangenen Jahre bis vor zwei Monaten in einem Mehrbettzimmer hausen.

Trostlose Lage

Nun hat er zumindest ein eigenes Zimmer, die finanzielle Lage ist dennoch trostlos. Ganze 297 Euro bekommt er vom Staat, weitere 240 Euro darf er mit seinem Drei-Euro-Job dazu verdienen.
Die Stadt Imst bemüht sich derzeit in Kooperation mit dem AMS um eine menschenwürdige Lösung, sprich: ein reguläres Dienstverhältnis für den langjährigen und fleißigen "Mitarbeiter". Das bestätigte zumindest Amtsleiter Martin Schönherr, allerdings "noch ohne politischen Segen."
Imster Flüchtlingsheim

Bauernmarkt zum Finale der SoFuZo
Mohammad Ali Lali: Sein Leben fühlt sich an, wie in einem unendlichen Wartesaal. | Foto: Perktold
In der Imster SoFuZo war er mit seinen afghanischen Kollegen als verlässliche Helfer im Einsatz.
Als Straßenkehrer verdient Mohammad Ali seit Jahren drei Euro pro Stunde.
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