Todeslawine forderte sechs Menschenleben

Verschüttetensuche | Foto: Zoom Tirol
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Der Schock sitzt nicht nur bei den Angehörigen der Todesopfer vom Schalfkogel tief. Auch in Sölden herrscht Betroffenheit. Bgm. Ernst Schöpf findet allerdings auch kritische Worte: Es sei klar gewesen, dass aufgrund der Wetterbedingungen von Skitouren dringend abgeraten werden musste.

SÖLDEN/OBERGURGL (hwe). Der Samstag war trüb in den Ötztaler Alpen und für eine Skitour ungeeignet, wie Experten aufgezeigt hatten. Zudem hatte Rudi Mair vom Lawinenwarndienst des Landes Tirol festgestellt: Der jüngste Neuschnee hat sich mit der darunter liegenden Schneedecke nicht verfestigt.

Die siebenköpfige Tourengruppe aus Tschechien und der Slowakei, 30 bis 40 Jahre alt, hatte sich auf ein reizvolles Bergerlebnis gefreut. Am Freitag, 1. Mai, trafen die Alpinfreunde im Hochwildehaus (2.883m) der DAV-Sektion Karlsruhe ein. Am Samstagvormittag hatten sie noch übelegt, auf die Tour zu verzichten. Als sich der Nebel gegen 14 Uhr auflockerte, entschloss man sich zum Start. Einer der Mäner blieb zurück, weil er übermüdet war. Das sollte ihm das Leben retten.

Gegen 16.20 Uhr, auf ca. 3.300 Meter Höhe, brachen die Tourengeher den Anstieg auf den Schalfkogl (3.540m) ab, um Schwünge durch die prächtige Schneelandschaft zu ziehen. Das Drama begann: Die Skifahrer lös-ten ein riesiges Schneebrett aus, ca. 170 Meter breit und 500 Meter lang. Alle wurden in die Tiefe gerissen und von den Schneemassen begraben. Nur zwei der Verschütteten hatten eine geringe Überlebenschance, schilderte Einsatzleiter Ronald Ribis am Sonntag, sie konnten noch eine Atemhöhle freilegen.

Hilfe kam zu spät
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen am Samstag konnten Ribis und seine Männer nichts mehr unternehmen. Kaum hatte der Sucheinsatz begonnen, musste er auch schon wieder abgebrochen werden. Am Sonntag gegen 5.40 Uhr in der Früh starteten Hubschrauber zum Lawinenkegel. Doch für die sechs Männer, die rasch gefunden wurden, kam jede Hilfe zu spät. Sie konnten nur noch tot geborgen werden.

Zur Sache
Drittschwerstes Lawinenunglück seit 1999 in Tirol

Im Winter 2008/2009 starben 21 Menschen in Tirol. Der Lawinenwarndienst hat, aufgrund des schneerreichen Winters, 195 Lawinenabgänge registriert. Im Durchschnitt sterben jährlich zwölf Menschen unter Lawinen.

23./24. Februar 1999: Bei der Lawinenkatastrophe von Galtür und Valzur im Februar 1999 starben 38 Menschen.

28. Dezember 1999: Neun Menschen starben unter den Schneemassen im Jamtal bei Galtür.

23. Februar 2001: Ausgerechnet am Jahrestag der Galtür-Katastrophe kommt im Ötztal eine vierköpfige deutsche Familie ums Leben, als eine Lawine auf die Straße donnerte.

2. Mai 2009: Sechs Tourengeher, fünf aus Tschechien und einer aus der Slowakei, sterben am Schalfkogel bei Obergurgl.

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